Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmherz

Sturmherz

Titel: Sturmherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
Vom Netzwerk:
so gut riechen, Menschenmädchen? Wenn du so gut riechst, kann ich nicht an mich halten. Du riechst besser als ein Sardinenschwarm.“
    „Na danke auch.“
    In seiner Kehle grollte ein verführerisches Knurren. „Ich liebe Sardinen. Aber der Hunger, den ich deinetwegen bekomme, sitzt nicht im Magen. Er sitzt hier.“ Seine Hand legte sich mit solch unschuldiger Selbstverständlichkeit auf eine höchst pikante Stelle, dass mir das Lachen im Hals stecken blieb. Heraus kam nur ein schiefes Quieken.
    Schnell nahm ich seine Hand und schob sie beiseite. „Warst du schon mal auf einer Party?“
    „Kann man die Partys des neunzehnten Jahrhunderts mit den heutigen vergleichen?“
    „Keine Ahnung. Ich war nie auf einer Partys des neunzehnten Jahrhunderts. Meinst du, du schaffst das?“
    „Warum sollte ich es nicht schaffen?“ Er drückte mich an sich. Ich schlang meine Beine um seine Taille und meine Arme um seinen Hals. Näher konnte ich ihm nicht kommen, und doch war es nicht nah genug. War ich süchtig?
    Oh ja, und wie.
    „Sie werden dir Fragen stellen“, hauchte ich atemlos und bedeckte seine Kehle mit Küssen. Warm und sanft schlug sein Puls gegen meine Lippen. „Jede Menge Fragen. Sie werden neugierig sein.“
    „Lass uns hingehen.“ Wieder stieß er dieses laszive Knurren aus, unter dessen Timbre sich jedes einzelne meiner Körperhärchen aufrichtete.
    In seiner Brust vibrierte es. Animalisch und wild, als wäre das Tier ganz nahe.
    Am liebsten hätte ich hier und jetzt äußerst unschickliche Dinge mit ihm angestellt, aber wie ich Dad kannte, würde er im ungünstigsten Moment vor uns auftauchen und vom Schlag getroffen werden. Er wusste, dass wir genauso gerne Möbel verrückten wie Olivia und er, aber solange er es nicht sah, schien mein Vater die übliche Verdrängungsmethode zu praktizieren.
    „Ich bin neugierig“, setzte Louan hinzu. „Ich will wissen, wie dein Leben aussieht. Und ich will auf deine Party.“
    „Dann sollten wir uns vorher noch eine Geschichte ausdenken.“
    „Eine Geschichte?“
    „Über dein Leben als Mensch. Deine Herkunft, deine Schulbildung, der Grund für dein Auftauchen.“
    Er zuckte nur lapidar mit den Schultern. Ineinander verschlungen saßen wir da, streichelten und küssten uns und erforschten jeden Zentimeter unserer Körper. Erst, als es vom Schlafzimmer her polterte und Olivias lautstarkes Gähnen ertönte, ließen wir schweren Herzens voneinander ab.

    Nach dem Frühstück leisteten wir MacMuffin auf seinem Kutter Gesellschaft, denn nirgendwo flossen meine Gedanken so klar, wie draußen auf dem Meer. Louan lehnte mit dem Rücken neben mir an der Reling, trug das blaue T-Shirt und die Jeans, die ich ihm bei unserem ersten Einkaufsbummel gekauft hatte, und ließ sich den Wind durchs Haar wehen. Er sah glücklich aus. Gelöst und zuversichtlich. Vielleicht waren meine Worte alles wird gut doch keine Lüge gewesen. Sondern eine Hoffnung, die sich erfüllte.
    „Also“, begann ich feierlich. „Warum bist du noch mal so plötzlich hier aufgetaucht?“
    „Das war so.“ Er räusperte sich und setzte eine gewichtige Miene auf. „Ich komme ursprünglich aus Brighton, habe meinen Abschluss in der Tasche und reise für ein paar Monate durch das Land, bevor der Ernst des Lebens beginnt. Ich interessiere mich für Meeresbiologie und Archäologie.“
    „Sehr gut.“
    „Und ihr wart so nett, mich für unbefristete Zeit bei euch aufzunehmen. Als Ausgleich helfe ich in eurer Gärtnerei.“
    „Perfekt. Wenn irgendwelche Fragen auftauchen, die dich verwirren, lass mich antworten, okay? Mach es einfach mit Charme. Das dürfte dir ja nicht schwerfallen. Im äußersten Notfall hast du meine Erlaubnis, ihre Gehirne zu manipulieren.“
    Er lachte und schien nicht im Geringsten daran zu zweifeln, seine Einführung in die Gesellschaft mit links zu meistern. Gedankenverloren strich er über seine braune Leinentasche, die Dad ihm gegeben hatte, damit er darin sein Fell aufbewahren und immer mit sich herumschleppen konnte.
    „Was ist mit dem Vollmond?“ Ich erinnerte mich noch gut an vergangenen Monat, als Louan drei Tage lang vor Nervosität die Wände hochgegangen war. Tagsüber hatte er zitternd auf meinem Bett gehockt und massenhaft Schokolade in sich hineingestopft, nachts hatten wir uns bis zur völligen Erschöpfung geliebt.
    Er war unersättlich gewesen, wild und auf leidenschaftliche Weise unbeherrscht, aber es war herrlich gewesen. Ein wahrer Rausch der Lebendigkeit.
    Es

Weitere Kostenlose Bücher