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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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den Armen und drehte sie um. Verwirrt folgte Hel dem Blick der alten Badehausbesitzerin – und beobachtete, wie sie ihren Quersack aufschlug. Ein violettes Licht kam zum Vorschein. Tix hatte es sich bei ihrem Proviant bequem gemacht und war gerade dabei, einen Flakon Lirium mit den Zähnen zu bearbeiten.
    »Pixies haben die unangenehme Angewohnheit, all ihre Probleme mit den Beißerchen lösen zu wollen«, erklärte Kombasa fast liebevoll. Sie griff in die Tasche ihres Hausmantels, um eine winzige Silberschatulle hervorzuholen. Sie klappte sie mit dem Daumen auf und tauchte ihren Ringfinger in das glitzernde Lirium darin. Dann hielt sie ihren Finger an Hels Quersack.
    Augenblicklich schwebte Tix heraus und leckte das Lirium gierig ab.
    »Na, du gefräßiges kleines Ungeheuer? Bestiehlst du etwa meine Gäste?«
    »Die da ist kein Gast, das ist ’ne einäugige Last!«, zwitscherte Tix und gackerte über seinen eigenen Witz.
    Hel unterdrückte ihren Zorn. »Hau einfach ab!«
    Kombasa grinste. »Man stiehlt aber nicht, du kleiner Frechdachs! Nicht, wenn man auch so alles bekommt …« Listig hielt Kombasa ihm die Schatulle hin und öffnete einen Spalt.
    »Mehr! Hergeben! Gib mir noch was davon. Bitte, nur ein bisschen!«
    »Du bekommst all das und noch mehr«, versprach Kombasa in einem Ton, der Hel schaudern ließ. »Ich verlange auch nichts von dir außer … eines deiner gefräßigen kleinen Zähnchen. Davon hast du doch genug, oder?«
    Mit offenem Mund gaffte Tix die Silberschatulle an, wagte aber nicht, sich darauf zu stürzen – der Kontakt mit Silber war für Geisterwesen höchst schmerzvoll.
    Hel ahnte, was passieren würde, und versuchte Tix mit der Hand zu verscheuchen. »Mach, dass du wegkommst, na los!«
    »Ein Zähnchen, was sagst du?«, wiederholte Kombasa lauter.
    Tix nickte benommen. Dann schüttelte er seinen runden, haarlosen Kopf und zog sich mit Händen und Füßen einen Zahn aus dem Maul.
    »Tix, nicht!« Hel wollte den Pixie packen – zu spät. Schon fiel der leuchtende Zahn in Kombasas ausgestreckte Hand. Sie blitzte Hel an. Im nächsten Moment hatte sie den Zahn in einem silbernen Ring verschlossen. Dann öffnete sie die Schatulle, sodass Tix kopfüber ins Liriumpulver tauchen konnte. Blitzschnell ließ sie die Schatulle zuklappen. Ein ersticktes Fiepen erklang.
    »So.« Kombasa ließ die Schatulle in ihrem Mantel verschwinden. »Angenehme Nacht.«
    Und mit einer kleinen Verbeugung ließ sie Hel alleine.

Dunkle Träume
    I n den Wäldern schützten sie , die immer da waren, Karat vor dem Jungen. Der Junge beobachtete ihn ständig. Sein Blick klebte hinter Karats Augen wie ein öliger Film und kannte jeden Gedanken, der ihm durch den Kopf strich. Nur wo Karat war, konnte der Junge nicht feststellen, denn das tiefe Tannendickicht sah meilenweit gleich aus.
    Karat hörte ihn durch die Wildnis hetzen, ein hungriger Wolf, der überall Blut wittert, sein Knurren und Keuchen ein Zittern im Blätterrauschen: Wo bist du? Ich werde dich finden. Warte nur. Du wirst dich verraten. Ich finde dich.
    Karat war schwach, er brauchte Nahrung. Der Junge wusste das. Als die Wegzehrung verbraucht war, die er dem Händlertrupp abgenommen hatte, stieß er auf die Ader, die nach Tridad führte. Taumelnd folgte er der breiten Waldstraße, der er schon so oft gefolgt war, früher, als er noch ein bezahltes Schwert gewesen und sinnlos durch die Welt geirrt war. Jetzt irrte er auch, doch sie kannten seinen Weg und führten ihn über verworrene Pfade zu einem klaren Ziel.
    Wohin?  – Ans Ende der Welt.
    Zwei Jahre hatte Karat sich nicht mehr in Kombasas Badehaus blicken lassen. Die Alte begrüßte ihn mit der herzlichen Überschwänglichkeit, die nur Huren und Händler zur Vollkommenheit bringen. Kombasa war das eine gewesen und das andere geworden, und ihr Gesicht wirkte jetzt noch fratzenhafter, als Karat es in Erinnerung hatte. Jedes Lächeln, das sie schnitt, war unmenschlicher als das vorherige, und Karat konnte nicht anders, als sie erschrocken zu beäugen. Das Licht ihres Lebens glomm gelblich wie altes Bratfett, durchsetzt von den unzähligen leuchtenden Talismanen, mit denen sie sich ihre Geistersklaven hielt. Erst als ihr Blick misstrauisch wurde, zwang er sich, wegzusehen.
    Mochte Kombasa mit der Zeit auch schrecklicher geworden sein, ihre Bäder waren heiß wie eh und je, die Hände ihrer Sklavenmädchen warm, und Karat schlug sich den Bauch voll mit den Köstlichkeiten der Küche. Er fühlte sich wie ein

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