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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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König. Fast vergaß er, dass er einen Auftrag hatte.
    Für das Gold des Händlertrupps nahm er sich ein gutes Zimmer für zwei Nächte und genoss die Ruhe. Die sachten Fingerspitzen, die über seinen Körper huschten, erinnerten ihn an Sybahl … Sybahl, die immer noch in Har’punaptra war, in ihrem abgedunkelten Höhlenzimmer, wo sie Pfeife rauchend auf ihn wartete … Karat hatte lange nicht mehr an sie gedacht und die Erinnerung an die Kurtisane schmerzte ihn plötzlich.
    Unsinn. Er konzentrierte sich auf die angenehmen Dienste, die ihm gerade erwiesen wurden, und verdrängte Sybahl. Er schuldete ihr nichts, außer vielleicht ein paar Münzen. Sie wartete auf ihn, wie sie auf ein Dutzend Männer wartete. Es gab niemanden, der ihn vermisste, dem er eine Erklärung schuldete. Er hatte nur eine Verpflichtung, eine einzige: Aber welche? Sie wussten es … er nicht.
    Nachts erwachte er aus schrecklichen Visionen, in denen sich der Junge mit rasender Geschwindigkeit näherte. Das Haar wehte um sein fiebriges, bleiches Gesicht. Die blauen Augen erbarmungslos. Karat wusste, dass es keine Albträume waren. Es geschah wirklich. Panisch fuhr er hoch, schlug die Arme weg, die ihn umschlangen, und stolperte in seine Kleider.
    Du musst … »Ich muss hier weg.«
    »Was ist?«, murmelte eine schläfrige Stimme.
    »Halt den Mund!« Wusste das einfältige Ding nicht, dass der Junge sie hören konnte?
    »Geht Ihr?«
    Karat warf alle Münzen auf das Bett, die er aus seiner Tasche fischen konnte, und stürmte hinaus.
    Das Badehaus. Alles, was er sah, sah der Junge auch.
    »Verschwinde«, keuchte Karat, als er an den dampfenden Becken, den Gestalten vorbeihastete. »Lass mich in Ruhe!«
    Er presste die Augen zu, versuchte den Jungen aus seinem Kopf zu drängen. Doch der war stärker. Es bestand ein Band zwischen ihnen, ein Lichtband, dick wie Stahlstreben, die Karat nicht zerreißen konnte.
    Er sieht dich! Flüchte … zurück … in unser Reich!
    Die Angst rann ihm über den Rücken wie tausend kleine Spinnen. Hinterließ eine verwobene Spur für den Jungen. Blindlings rannte Karat in die finsteren Wälder, in die raschelnde, wirr glimmende Nacht. Wohin? Wohin? Sie , deren Stimmen überall waren, flüsterten ihm den Weg kreuz und quer durch seine Gedanken, bis er sich selbst vollkommen verloren hatte.

Feuer
    W irre Lichter tanzten vor ihren Augen, und Hel wusste längst nicht mehr, ob sie wach war oder träumte. Vielleicht weder noch. Sie war gefangen in der furchtbaren anderen Realität, die sie überkam, wenn sie nicht schlief und nicht ausreichend bei Bewusstsein war, um die Augen aufzureißen.
    Karat war in ihren Gedanken, seine Gedanken waren in ihrem Kopf wie ein Strudel des Wahnsinns. Seine Panik ließ auch ihr Herz rasen. Schweiß trat aus ihren Poren, sie fühlte feuchtes Moos zwischen seinen, ihren Fingern, die sich zitternd von Baumstamm zu Baumstamm tasteten.
    Der Junge war ganz nah. Sein knurrender Atem heiß in ihrem Nacken. Ihn trieb kein Hunger. Es waren Mordgedanken ohne Zorn oder Hass, ein nüchterner Beschluss, der in seinem Verstand wurzelte, nicht in seinem Herzen. Er war auf dem Weg. Zu ihm, zu ihr?
    Welcher Wettkampf trieb ihn an? Wo waren ihre Gegner? Wer waren ihre Gegner?
    Es war so heiß und stickig … Hel wollte ihre Bettdecke wegstrampeln, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht. Sie bekam kaum Luft. Die Lichter machten sie fast blind. Trug sie ihre Augenklappe nicht mehr? Sie befahl ihrer Hand, ihr Gesicht abzutasten, doch die Hand blieb reglos neben ihr liegen wie ein totes Stück Fleisch. So heiß … Ein Schrei erklang. Gegenstände brachen und Lärm platzte in die Stille ihres Kopfes herein wie ein kalter Wasserstoß.
    Atemlos fuhr sie auf. Es roch nach Rauch. Feuer. Irgendwo war Feuer. Endlich war sie wieder Herr ihrer selbst. Hel stürzte aus dem Bett und riss die Tür auf. Sie musste husten, als ihr der Rauch entgegenschlug. Sie hatte den langen Korridor erreicht und sah die Treppe vor sich, die in die Badehalle hinabführte, ehe sie sich recht erinnern konnte, wo sie überhaupt war.
    Zwei kreischende Dienerinnen rannten an ihr vorbei. Hel taumelte die Treppe hinab und blieb auf halber Höhe stehen.
    Unten war ein Balken eingestürzt und hatte Feuer gefangen. Der Dampf der Badebecken mischte sich mit den schweren schwarzen Wolken und drückte das letzte bisschen Luft zu Boden. Gestalten rannten durcheinander, Bedienstete, halb bekleidete Badegäste. Ein Gekreische, das fast unmenschlich klang,

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