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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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überlagerte alle anderen Geräusche: Kombasa.
    Hel blinzelte. Sie war nicht sicher, ob sie richtig sah. Am Rand der Halle zappelte die dicke kleine Frau in ihrem fellbesetzten Hausmantel in der Luft. Nichts hielt sie dort oben. Doch vor ihr stand eine Gestalt in einem dunklen Umhang und deutete mit dem Finger auf sie.
    Wie im Traum stieg Hel die letzten Stufen hinab. Sie fühlte die Schritte nicht, die sie näher trugen. Der Rauch raubte ihr die Sicht.
    »Wo ist er?«, fragte eine Stimme, tief und sanft wie eine Sommernacht.
    Kombasa würgte. Spuckebläschen traten ihr aus den Mundwinkeln. Ihre Hände versuchten nach ihrem Hals zu fassen, doch unsichtbare Mächte hielten sie zurück.
    »Sage mir, wo er ist.«
    »Lass sie runter.« Hel war nicht sicher, ob sie es geschrien oder geflüstert oder überhaupt ausgesprochen hatte. Plötzlich züngelten Flammen am Saum seines Umhangs empor. Erschrocken ließ Mercurin die Hand sinken – gleichzeitig sackte auch Kombasa aus der Luft nach unten. Ihre Zehen berührten den Boden, gerade so, als würde sie in tiefem Wasser stehen und mit der Nase eben noch über die Oberfläche herausragen.
    Mit einer raschen Handbewegung ließ Mercurin die Flammen an seinem Saum verrauchen, als säble er Mohnblumen ab. Dann starrte er sie an. Blinzelte.
    »Ich träume.« Das sagte er und nicht mehr.
    »Lass sie runter«, wiederholte Hel mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte. Trotz ihrer Atemlosigkeit klang sie bestimmt.
    Mercurin drehte sich ganz zu ihr um, ohne Kombasa zu beachten. »Das Feuer … du?«
    Hel schritt auf ihn zu. Er kam ihr drei Schritte entgegen. Dann standen sie sich gegenüber, unwirklich nah, und Hel holte aus und schlug ihm die Faust ins Gesicht.
    Mercurin taumelte zur Seite. Kombasa röchelte, als ihre Füße über den Boden streiften wie bei einer tanzenden Marionette. Hel stürzte sich auf ihn, diesmal traf ihre Faust seine Unterlippe. Sie spürte seine Zähne über ihre Knöchel schrammen. Sie presste ein Knie auf seine Brust, packte ihn am Kragen und stieß ihn auf den Rücken. In der Nähe lag eine zerbrochene Schale; Hel griff nach einer Scherbe und hielt sie ihm an den Hals. All das geschah in wenigen Sekunden. Nicht genug Zeit, um zu fassen, dass er da war, dass der Moment tatsächlich gekommen war.
    »Mörder«, keuchte sie. »Du hast sie alle umgebracht!«
    Durch wirre Haarsträhnen sah er sie an. Erst als Hel merkte, dass Tränen auf ihn herabtropften, wurde ihr bewusst, dass ihre Augen wässrig waren und er sich gar nicht wehrte. Seine Lippe war aufgeplatzt. Er blutete. Langsam zog er die Hände nach oben. Kombasa brach mit einem Stöhnen zusammen und blieb reglos liegen, aber Hel sah nicht hin – sie konnte nur in seine Augen blicken, in denen winzig ihre Spiegelbilder flackerten. Noch immer drückte sie ihm die Scherbe an den Hals. Er legte die Finger um ihr Handgelenk, ohne sie wegzuschieben.
    »Ich dachte, es wäre ein Trugbild. Wie kannst du hier sein?«, flüsterte er gebrochen. Hustete er wegen dem Rauch? Oder war es ein Schluchzen? »Ich dachte, wir sehen uns nie wieder.«
    »Du hast sie umgebracht«, sagte Hel noch einmal. Dabei wusste sie längst nicht mehr, was die Worte bedeuteten. Alles, was sie fühlte, war Hitze, so unbändige, unerträgliche Hitze … »Warum hast du das getan? Warum? Antworte!«
    »Aradon ist verflucht. Ihr seid verloren. All deine Freunde werden sterben.«
    »Ist das der Grund, weshalb du hier bist?«
    Seine Finger klammerten sich um ihr Handgelenk. »Ja.«
    Blut rann ihm über den Hals, wo die Scherbe seine Haut angeritzt hatte. »Wenn du es nicht tust, tun es die anderen Dämonen, richtig?«
    »Ja.«
    »Wie viele?«
    Er atmete zitternd aus. »Vier. Jetzt nur noch drei. Und vier Totenlichter. Einer von uns wird alle in sich einen. Euer verdorbenes Reich geht unter, und alle Ungläubigen mit ihm.«
    Als ihre Tränen unkontrolliert auf ihn herabfielen, schloss er die Augen. Plötzlich fühlte sie seine Hand im Nacken und er zog sie zu sich herab. Ohne dass sie es verhindern konnte, presste er sie an sich. Sie spürte seinen Atem heiß an der Wange, und ihren eigenen, der ihr von seinem Hals entgegenschlug.
    »Du musst Aradon verlassen. Was … was kann ich mehr tun, als dich darum zu bitten? Geh doch endlich, verdammt!« Er unterdrückte ein Ächzen; die Scherbe bohrte sich tiefer in seine Haut. Dann öffnete Hel die Faust, die Scherbe fiel mit einem Klirren zu Boden. Er sah sie an. Hel wich zurück, bis ihre

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