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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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keine Magier mehr geben wird, wenn es kein Lirium mehr gibt«, sagte Hel. Aricaa zuckte beinahe zusammen bei diesen offenen Worten. Aber sie sah ihr unverwandt in die Augen, und Hel begriff, dass Aricaa sich nicht von der Wahrheit kränken ließ.
    »Vielleicht«, erwiderte sie ruhig. »Aber Menschen wird es noch geben. Sofern der Krieg gegen das Alte Reich nicht …« Sie ließ den Satz unbeendet in der Luft hängen. Schweigend sah sie Hel an, und wie an jenem Abend in Aradon, als Aricaa Nova gesucht hatte, fühlte Hel sich ihr plötzlich verbunden. Aricaa ließ sich nicht einfach als Eroberung von Nova abstempeln, ebenso wenig wie als Magierin. Und doch war sie beides – eine Eroberung von Nova und eine Magierin – und das würde immer zwischen ihr und Hel stehen. Aber je mehr Hel von ihr erfuhr, umso mehr achtete sie sie. Und vielleicht würde sie eines Tages die Möglichkeit haben, ihr das zu sagen.
    »So, den Rest repariere ich auf der Adler .« Aricaa stieg ins Boot und schob den Hebel vor. Ein hohes Brausen erklang, als sich die Rohre mit Lirium füllten. »Vielleicht sehen wir uns bald wieder.« Sie nickte Hel und Kelda zu.
    »Ja. Komm vorbei! Nova würde sich freuen.«
    Aricaa wurde wieder rot, und für einen schrecklichen Moment fürchtete Hel, dass sie die Bemerkung als ironischen Seitenhieb verstanden hatte. »Und ich würde mich auch freuen!«, rief sie eilig hinterher. Doch das Boot hatte bereits abgehoben, und Aricaa brauste mit einem kräftigen Ruckeln davon. Hel sah ihr nach, wie sie ein vier Stockwerke umfassendes Ungetüm aus schwarzem Holz und versilberten Rohren weiter unten ansteuerte, auf dem eine Fahne mit dem Pentagramm der Magierschaft gehisst war.
    Kelda verabschiedete sich, um schlafen zu gehen. Obwohl Hel müde war, blieb sie noch eine Weile an Deck. Irgendetwas ließ ihr keine Ruhe. Vielleicht das, was Aricaa gesagt hatte. Selbst wenn sie den Krieg gegen das Alte Reich gewannen und neue Liriumquellen fanden, verschoben sie das Problem nur in die Zukunft. Irgendwann würden sie wieder in derselben Situation sein wie jetzt, das Land würde aussterben, und dann gab es kein Altes Reich mehr, das neues Lirium versprach. Aricaa hatte recht. Wenn es kein Lirium mehr gab, würde es auch keine Magier mehr geben – aber Menschen. Und was machten die Menschen dann …
    Der Wind rauschte ihr durch die Haare und löste den Zopf in ihrem Nacken, ohne dass sie es merkte.
    Hel setzte sich auf ein Rohr, legte die Arme und den Kopf auf die Reling. So beeindruckend die Schiffsflotte auch sein mochte, ließ man den Blick an den Kauenden Klippen entlangwandern, war klar, weshalb das Heer hier lagerte und noch nicht im Alten Reich eingefallen war. Unüberwindbar hoch ragten die Felsen in den Himmel, bis in die Ferne, wo ein diesiger grauer Wolkennebel die sich ständig wandelnden Gipfel verschleierte. Wie wollte die Magierschaft die Kauenden Klippen überwinden? Selbst wenn es den Schwebeschiffen gelang, hoch genug darüber hinwegzufliegen, die Fußsoldaten konnten schwerlich das bewegte Gebirge durchschreiten.
    Hel döste grübelnd ein, mit der Melodie geflüsterter Verse … Ein scheuer Vogel ist dein Herz! Wird nur im Freien zu mir fliegen … Schwer einzuordnender Lärm von weit her rief sie ins Bewusstsein zurück. Sie rieb sich die Augen. Irgendwo tief unter ihr erklangen aufgeregte Rufe. Sie blickte hinab. Die Menschenpunkte liefen in Grüppchen zusammen und bewegten sich an den südlichen Rand der Lager. Hel drehte sich um. Rasche Wolken trieben durch den Nachmittagshimmel. Sie sah nichts Ungewöhnliches.
    Ein dumpfer Ton rollte durch die Gebirge. Hel spürte das Zittern bis ins Herz. Sie lief auf die andere Seite des Schiffes und beugte sich über die Reling.
    Anfangs konnte sie nichts Auffälliges erkennen. Doch dann nahm sie eine Bewegung in den Klippen wahr. Ihre Hände klammerten sich fest.
    Die Felsen. Sie verschoben sich.
    Es waren nur ein paar Brocken, wie Beulen unter dem schwarzen Gestein, die auf das Heer zurollten. Noch einmal erklang der tiefe, donnernde Ton, und jetzt wurde Hel klar, dass es kein Grollen von Gestein war, sondern der Klang von Kriegshörnern.
    Auf dem großen Schwebeschiff, zu dem Aricaa geflogen war, liefen Magier umher und blickten den wandelnden Felsen entgegen. Eine halbe Minute später sausten Eilige Federn zu den anderen Schiffen, auch zur Taube . Meisterin Medeah und Olowain, die an Deck gekommen waren, empfingen die Feder mit einer Papierrolle und lasen die

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