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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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gefunden. Es lag in einem der Flüsse. Wo Totumé, meine kleine Schwester, ihr Totenlicht gefunden hat, weiß ich nicht. Entweder es war Zufall oder sie hatte Hilfe von den Aljen.«
    »Sind diese Aljen denn auf eurer Seite?«
    Mercurin zuckte die Schultern. »Ich glaubte immer, sie seien auf niemandes Seite. Aber ich weiß nichts über sie. Nur, dass sie weder aus Fleisch und Blut noch Geisterwesen sind.«
    Hel kaute auf ihrer Unterlippe. Wer auch immer diese Elfen waren, sie wussten mehr über die Totenlichter, mehr über Hels Vergangenheit als sie selbst.
    »Ich kann mich nicht an meine Kindheit erinnern«, sagte sie leise. Mercurin wandte sich zu ihr um. »Ich erinnere mich an nichts, was vor Gharra und den Sturmjägern war. Angeblich haben mich Zwerge gefunden, die in den Kauenden Klippen Trolle gefangen haben. Man ist davon ausgegangen, dass ich das Kind von Flüchtlingen war, die das Alte Reich verlassen wollten. Mit meinem Auge habe ich wahrscheinlich meine Familie verloren, bei irgendeinem Angriff des Landes.« Sie verstummte, und Mercurin ahnte wohl, woran sie dachte: Wenn sie mit ihrem Totenlicht schuld war am Absturz der Schwalbe , ohne es zu wollen, hatte sie vielleicht auch ihre Familie getötet. Sie wusste es nicht, die Erinnerungen waren lebendig begraben, und das brachte sie fast um den Verstand.
    Mercurin umarmte sie fest. »Das Land hat sie gefressen. Wer zu fliehen versucht, wird mit dem Tod bestraft, das war schon immer so.«
    Sie atmete zitternd aus, vergrub das Gesicht an seiner Halsbeuge. »Du findest, das macht es besser? Sie mussten sterben für das Land oder für das Tiefe Licht. Ich habe keine Erinnerungen an sie. Überhaupt keine. Ich weiß nicht, woher ich komme.« Sie schloss die Augen, fühlte so viel Schuld, Trauer und Ohnmacht in sich, dass sie daran zu zerbrechen glaubte. Aber das tat sie nicht. Alle diese Gefühle wogten in ihr auf und versanken schließlich. Mercurins Finger glitten durch ihre Hand, umschlossen die ihren.
    »Die Macht des Totenlichts bewirkt nicht nur Schreckliches«, flüsterte er. »Auch … wunderschöne Dinge sind möglich. Sieh her.«
    Sie drehten die Köpfe, ohne sich loszulassen. Die Regenwolken kamen näher. Ein silberner Vorhang schloss sich um Hellesdîm, alles verwischte dahinter zu tiefem Grün, und nun sah es wirklich so aus, als befänden sich Hel und Mercurin in einer Glaskugel, abgetrennt vom Rest der Welt.
    »Du kannst das auch alles«, flüsterte er weiter. »Ich glaube, dein Totenlicht ist dem Feuer verbunden. Du hast mich damals im Badehaus in Brand gesetzt, weißt du noch? Ja, das warst du!« Er lächelte und drückte sie an sich, als sie erschrocken die Augen aufriss. »Du musst dich dem Tiefen Licht öffnen, es einfach zulassen. Dann erfüllt es dich. Je mehr du dich selbst aufgibst, umso mehr Platz findet das Tiefe Licht in dir. Dann bist du der Wille des Landes.«
    Er machte kleine Zeichen mit der Hand und die Wolken nahmen Gestalt an. Sie ballten sich zu einem Oval zusammen … Hel glaubte ein Gesicht darin zu erkennen. Dann riss ein Loch in den Wolken auf, blasses Tageslicht schimmerte durch. Hel hielt den Atem an. Dort oben war ihr Gesicht und in ihrem blinden Auge strahlte die Sonne.

Ein Wiedersehen
    I m Morgengrauen kamen die Isen nach Tridad. Sie stürmten die Handelsstadt in den Felsen nicht heulend und waffenschwingend, wie es viele erwartet hätten: Still glitten die dunkelhäutigen Krieger aus den Wäldern und folgten den Felspfaden bis zum Stadttor. Drei Spione hatten sich bereits am Vorabend in Tridad eingeschleust und öffneten das Tor. Erst als die Bewohner vom Trommeln der Schritte erwachten, das kaum aufdringlicher war als Regenprasseln, brach Tumult aus.
    Reisende, die in den Gasthöfen übernachtet hatten, ergriffen heulend die Flucht oder verbarrikadierten sich; Händler, deren Gut nicht so leicht mitzunehmen oder zu verstecken war, befahlen ihren Söldnern, sich den isischen Rebellen zu stellen. Aber die Isen mieden jeden Kampf, obgleich sie bestens dafür vorbereitet waren: Säbel und Schwerter blieben in den Scheiden, dafür hielten sie Fahnen – Stofftücher in jeder erdenklichen Farbe und Größe, auf denen jedoch immer dieselbe weiße, spiralförmige Muschel abgebildet war.
    Die Stadtwache kam, bestehend aus zwölfhundert Mann – ein geradezu lächerliches Hindernis für die Flut an isischen Rebellen. Mehr als die Hälfte der Wachen ergab sich sofort, mit dem Rest lieferten sich die isischen Krieger ein

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