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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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sie etwas Ähnliches gesehen. Weder der Tod noch Schmerz noch Ungerechtigkeit konnten sie mehr erschrecken, doch dieses rätselhafte Labor jagte ihr Angst ein. Hier gingen Dinge vor sich, die sie nicht einmal erahnen konnte.
    »Sammelt das Lirium ein«, befahl sie mechanisch, doch ihre Stimme klang dünn. Zögernd gehorchten ihre Gefolgsleute. Während die Isen ganze Schränke voller Liriumflakons leerten, ging Oyara auf die große Silberkugel zu. Obwohl ihr eine Gänsehaut über die Arme kroch, fühlte sie sich zu dem geheimnisvollen Gerät hingezogen. Was mochte das sein? Es musste etwas mit Magie zu tun haben. Aber wie kam eine solche Apparatur nach Tridad, das nicht einmal mit der Magierschaft im Bunde war? Noch dazu war dies ein Badehaus, kein Fürstensitz.
    Als Oyara ihr Araidann ausstreckte, um die Silberkugel zu berühren, erklang ein greller Schrei. Sie erschrak, als hätte die Kugel selbst den Laut ausgestoßen.
    »Nicht anfassen!«
    Die Isen fuhren zusammen. Irgendwo ging ein Liriumflakon zu Bruch und glitzernder Staub wolkte auf. Säbel glänzten im Schein der Leuchtkugeln. Doch niemand war da; der Ruf schien aus dem Nichts gekommen zu sein.
    Oyara keuchte. Sie hob einen Finger, um den anderen zu bedeuten, still zu sein. Knirschende Geräusche. Füße huschten irgendwo vorüber. Oyara spitzte die Ohren und drehte sich langsam um. Die Geräusche erstarben, aber sie hatte längst die Richtung ausgemacht, aus der sie gekommen waren. Außer dem Eingang, durch den die Isen gekommen waren, gab es keine Tür, doch die Wände hatten eine Reihe faustgroßer Löcher, vermutlich zur Belüftung.
    »Wer ist da?«, rief Oyara. Der kurze Schrecken hatte sich gelegt, nun war sie wieder ganz Mutter Meer. Wer auch immer gerufen hatte, war aus Fleisch und Blut und konnte sie nicht ängstigen.
    Es kam keine Antwort.
    »Wir setzen alles in Brand, wenn Ihr Euch nicht zu erkennen gebt!«
    »Nein!«, ächzte eine alte Frauenstimme. »Das Lirium gehört euch! Aber der Rest ist wertlos, völlig wertlos für euch! Nehmt das Lirium, ich schenke es euch!«
    Oyara näherte sich der Stelle, wo die Stimme hergekommen war. Hinter der Wand trappelten wieder Füße. Die Unbekannte floh, aber Oyara hörte ihre Schritte und ging hinterher. Schließlich hielt die Unbekannte inne. Oyara blieb stehen, als sie ihren keuchenden Atem durch die Wandlöcher hörte.
    »Was hast du mit all den Geisterwesen vor?«, fragte Oyara leise.
    »Nichts«, keuchte die Fremde. »Gar nichts!«
    »Du hältst alle diese Wesen gefangen für – nichts?«
    »Ich … ich bin eine arme, einsame, alte Frau, die kleinen Monster sind meine einzige Gesellschaft! Ich habe ja niemanden sonst außer meine Herzchen …«
    »Und diese Apparaturen hier? Bist du mit der Magierschaft im Bunde?«
    »Nein! Nein, zum Henker mit den Magiern! Ich bin auf eurer Seite! Sie sollten alle aufgeschlitzt werden! Ich spucke auf die Magierschaft!« Finger krallten sich in die Wandlöcher, während die Alte keifte, zogen sich aber gleich wieder zurück. Dennoch glaube Oyara für einen kurzen Moment das Gesicht der Unbekannten gesehen zu haben: Das Glitzern zweier Augen in der Dunkelheit.
    »Wozu dient diese silberne Kugel?«
    »Nur eine Spielerei. Ich mische Badedüfte.« Die Alte begann zu wimmern. »Nehmt das Lirium, es gehört euch! Lasst eine alte Frau in Frieden, ich habe euch doch nichts getan!«
    »Wir wollen kein Lirium, wir wollen Gerechtigkeit«, sagte Oyara ruhig. »Also komm heraus. Du hast nichts zu befürchten, wenn du nichts mit der Magierschaft zu schaffen hast. Wenn du nicht herauskommst, muss ich etwas anderes vermuten. Dann brennen wir alles nieder.«
    Die Unbekannte winselte. »Ich komm heraus. Ich komm heraus. Ich bin eine Isin. Ich gehöre zu euch …«
    Oyara folgte dem Gewimmer bis zu einem Wandschrank. Das große Möbelstück glitt zur Seite und eine Frau in einem staubigen Pelzmantel tapste hervor. Tränen hatten Spuren durch ihr gepudertes Runzelgesicht gezogen. Tatsächlich verriet die Farbe ihrer Haut, dass sie nicht nur menschlichen Geblüts war. Oyara spürte, wie etwas in ihr erstarrte.
    Sie kannte die Alte.
    Sie hatte sie schon einmal gesehen. Aber –
    Die Bilder der Erinnerung entglitten ihr, bevor sie sie begreifen konnte, wie manche Träume nach dem Erwachen. Oyara blinzelte. Jetzt stand nur noch eine heulende Alte vor ihr, die sich den Mantel ängstlich vor dem dicken Körper zuhielt.
    »Seht ihr?«, schluchzte sie. Ein Lächeln zuckte über das Gesicht,

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