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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Atem.
    Es waren Schwebeschiffe. Das Heer von Aradon.
    Wie erstarrt blickte Hel der Flotte entgegen. Sie hatten es tatsächlich geschafft, die Kauenden Klippen zu überqueren. Aber wo waren die Trolle? Hatten sie sie in den Gebirgen zurückgelassen? Was war dann aus den Kriegern geworden, die von ihnen getragen worden waren?
    Sie hörte Mercurin atmen. Er ging vor und zurück wie ein gefangenes Raubtier. Dann riss er die Arme erneut hoch. Ein tiefes Grollen drang aus dem Gewölk.
    »Nein!« Hel stürzte auf ihn und zog seine Arme herunter. Sie musste sich mit aller Kraft gegen seine gespannten Muskeln stemmen. »Bitte! Töte sie nicht.«
    Irgendwo hinter ihnen zuckte ein Blitz. Donner erscholl. Hel suchte in seinen Augen, aber sie fand keinen Zugang zu ihm. Das Blau darin war kalt wie Stahl. Die alte Angst vor ihm platzte wieder in ihr auf, so wund, als wäre sie nie verheilt.
    »Auf den Schiffen sind Menschen, die mir etwas bedeuten«, sagte sie mühsam beherrscht. »Die ich liebe. Du darfst sie nicht angreifen.«
    Er riss sich von ihr los. Hel stolperte einen Schritt zurück. »Eindringlinge!«, zischte er. Seine Augen wurden schmale Schlitze, scharf wie Säbelklingen. »Sie rauben das Land aus! Ask’myr shaladin Shar mahaut nyr Dhar … «
    Hel begriff, dass er eine Beschwörung aufsagte. Seine Hände bebten. Der Himmel krachte. Stürme brauten sich zusammen.
    »Bitte«, schrie Hel. »Mercurin, hör doch, was ich sage!«
    Sie versuchte seine Hände in ihre zu schließen – vergeblich, er ließ sich nicht davon abbringen. Panisch blickte sie zu den Schiffen. Schwarze Gewitterwolken begannen sich um die Flotte zu winden.
    »Hör auf! Da – ist Nova!« Sie biss sich auf die Lippe. Nova, Kelda, Harlem, die Söldner. Ganz zu schweigen von Hunderten anderer Menschen, die unschuldig sterben würden.
    »Sieh mich an.« Sie nahm sein Gesicht in die Hände, drückte ihre Stirn an seine. »Mercurin. Hör mir zu. Da sind meine Freunde.«
    »Verfluchte«, zischte er. Sein Atem stieß ihr heiß entgegen, er wollte sich ihren Händen entwinden, aber sie ließ nicht los.
    »Lass mich mit ihnen reden! Sie werden das Alte Reich verlassen. Gib mir nur Zeit, mit ihnen zu reden.«
    »Sie werden alle sterben«, flüsterte er.
    Sie sah ihm in die Augen. Die Augen eines Dämons. Die stahlblaue Hitze des Totenlichts glomm aus ihnen, schirmte alles andere ab. Seine Wimpern zitterten, als versuchte er sie durch seinen Zorn hindurch zu erkennen. Endlich fühlte sie auch seine Hände im Nacken.
    »Sie werden ohnehin alle sterben, früher oder später«, wiederholte er gebrochen. »Ich … ich will nicht derjenige sein, der die Totenlichter in sich eint und es vollbringt.«
    Hel begriff, was er damit sagen wollte. Tränen schossen ihr in die Augen. Sie schüttelte kaum merklich den Kopf.
    Er vergrub das Gesicht an ihrer Halsbeuge. »Es ist feige, ja, aber ich will, ich kann nicht zusehen, wie du stirbst. Nicht du. Bitte, lass mich das nicht erleben. Ich sagte dir doch … ich werde dich beschützen, vor allem, vor jedem, bis dahin … alles was in meiner Macht steht …«
    Hel wusste, dass er etwas Unmögliches von ihr verlangte. Dass sie es niemals tun würde. Aber sie konnte es ihm nicht sagen, nicht jetzt – seine Hoffnung war das Einzige, was Nova und die anderen noch retten konnte.
    »Gib mir Zeit, mit ihnen zu reden«, flüsterte sie. »Bitte. Wenn du … Mercurin, wenn du mich liebst, dann weißt du, was ich für die Menschen empfinde, die dort auf den Schiffen sind!«
    Er starrte sie mit so viel Hass an, dass sie nicht weitersprechen konnte. Doch dann schlug er die Augen nieder, seine Hände zitterten an ihrem Hals.
    »Gib mir Zeit bis Sonnenuntergang. Nur bis dahin. Ich werde sie überreden. Bitte. Mercurin, bitte!«
    »Bis Sonnenuntergang«, brachte er endlich hervor.
    Hel seufzte tief. Die Tränen rannen ihr aus den Augen, sie wischte sie hastig fort. Sonnenuntergang. Ihr blieb nicht viel Zeit.
    Mercurin ließ sie los und sie ging zurück. Blieb stehen. Sah ihn an. Sie begriff, dass es vielleicht das letzte Mal war, dass sie ihn so sah. Der Junge, den sie liebte, im Kampf gegen den Dämon, der sie töten sollte. Das nächste Mal – wenn es ein nächstes Mal gab – würde er nur noch ein Dämon sein. Sie wusste es.
    Ohne ein Wort hervorbringen zu können, drehte sie sich um, ging, begann zu laufen, rannte. Unter dem Dach der Bäume hindurch, durch das lebende Geäst von Hellesdîm. Donnerte es oder hörte sie nur ihr

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