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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Das war wohl der Grund, weshalb das Tiefe Licht ihm bereits ein Totenlicht gegeben hatte. Aber nun stand auch Anetán in der Gunst der Elfen. Man gab ihm eine Chance. Seine Verpflichtung vor dem Tiefen Licht oder seine Liebe zu Saraide – er würde entscheiden müssen, richtig entscheiden. Aber noch nicht jetzt. Erst wenn er das Totenlicht besaß. Darauf musste er sich konzentrieren – danach kam die wahre Prüfung.
    Das Land verschob sich weiter, Gebirge ragten bald aus dem Dunst von Wolken und Schneegestöber. Wie lange er jetzt schon auf den Lymaeri ritt, konnte er nur an seiner Erschöpfung erraten, seinem quälenden Hunger, der Müdigkeit. Endlich kam das Ende der Welt näher: eine zernarbte weiße Wand aus Eis und Gestein. Die Gebirgsfront war so hoch, dass sie in der Wolkendecke verschwand. Kein Mensch hatte sie je überwunden – Irrsinn, sich ihnen überhaupt zu nähern! Wenn der Druide mit dem Totenlicht einst hergekommen und gestorben war, konnte auch sonst niemand hier überleben. Anetán sog die klirrend kalte Luft ein, während die Lymaeri sich unter ihm auflösten. Die Stimmen der Elfen hauchten in den Schluchten der Gletscher … und dort, im Bett des ewigen Schnees, lag ein pulsierendes Licht, das auf Anetán wartete.
    Ab hier musste er alleine weiter.

Ans Ende der Welt
    H el kam in blauer Dunkelheit zu sich. Ihr erster Impuls war, sofort aufzuspringen, doch ihr Körper konnte sich nicht regen. Eine tödliche Erschöpfung breitete sich über ihr aus wie eine Bleidecke. Blinzelnd öffnete sie die Augen und sah sich um.
    Die Umgebung war in eintöniges Dunkel getaucht. Die Farbe eines Himmels zwischen Tag und Nacht. Mercurin – er hatte die Schiffe angegriffen. Nach und nach kehrten die Erinnerungen zurück, fallenden Papierschnipseln gleich, die erst zusammen ein Bild ergaben. Nova und sie waren von Deck gerissen worden. Ein bodenloser Sturz durch den Himmel. Und dann – dann das hier. Wo war sie?
    Sie tastete mit den Fingerspitzen über den Boden, aber es war weder Erde noch Gras. Glasglatter, kühler Stein. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass das dämmrige Licht aus dem Boden stieg. Hel presste die Augen zu. Wenn sie gestorben und dies die Totenwelt war, wieso fühlte sie dann noch ihre schmerzenden Glieder?
    Die Luft erzitterte. Es war, als schleiche ein lichtes Seufzen unsichtbar um sie herum. Hel drehte sich unter größtem Kraftaufwand zur Seite. Sie zog die Knie an und stützte sich auf die Arme. Die Elfen nahmen ringsum Gestalt an, als würde jemand milchblaue Flüssigkeit in Gefäße füllen.
    »Wo bin ich?« Hel schluckte; ihre Stimme war wie ausgetrocknet.
    »In … Sssicherheit …«, zischelten die Elfen. »Hier isssst … unsssser Reich.«
    »Das hier?«, murmelte Hel. Sie sah sich wieder um, aber da war nichts, nur leerer bläulicher Raum. »Nicht so spannend wie euer altes Reich, die Welt.«
    Ein Zischen vibrierte in der Luft. Hel blickte in die ausdruckslosen Raubtiergesichter.
    »Oder? Ihr wart doch einst die Herrscher über die Welt. Bevor die Menschen kamen.«
    »Wir ssssind die, die immer waren, immer sssein werden … wir werden sssein, wasss wir einsssst waren …«
    Hel beobachtete die schleichenden Gestalten. Einmal mehr wurde ihr bewusst, dass sie nichts über sie wusste. »Wie habt ihr die Welt an die Menschen verloren?«, fragte sie leise.
    Das Zischen wurde lang und stöhnend. »Wesen ausss Fleisch und Blut, nach unssserem Abbild … Wesen mit unserem Verstand, aber warmen Herzen, so dachten wir! Doch Kinder wenden sssich gegen Eltern, Schöpfung gegen Schöpfer … Menschen sssind nach unssserem Abbild geschaffen, zu sssehr nach unssserem Abbild … wir können nicht fühlen, ssssind der kalte Nebel, dasss eisssige Licht, nur rohesss Leben … aber ihre warmen Herzen, gemacht, um zu lieben … unsssere Schöpfung, unssser Traum für unsssere Welt … doch ssssie lieben nicht, sssind kalt, nur schöne Worte, nichtsss alsss Begierde!«
    Hel versuchte zu verstehen, doch die Stimmen verwischten immer wieder, stürzten übereinander wie Meerwogen an einer Küste. Aus zischelndem Flüstern wurde Donner, die Worte dröhnten tief und gefährlich, als kämen sie aus den Schlünden von Bestien statt aus Mündern.
    »Verdorbene Brut! Falsche Schlangen! Krepieren sssollen sssie an ihren eigenen verdorbenen Herzen!«
    Hel schüttelte den Kopf, als könne sie die Stimmen so vertreiben. Die Luft bebte von ihrem zornigen Brüllen.
    »Das stimmt nicht!«, rief Hel dagegen an,

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