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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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echte Hoffnung zu hegen.
    »Esss gibt vier Totenlichter … wenn du dich nicht opfern kannssst … nimm dir ein anderesss! Mercurin … Mercurin hat ein Totenlicht … er, der deinen Freund getötet hat, der deinen Tod in Kauf genommen hat … nimm doch sssein Totenlicht! Wäre dasss nicht gerecht?«
    Hel fühlte, wie sie wieder den Kopf schüttelte, aber sie brachte kein Wort zustande.
    »Der Ise … Karat, du weißsst, bei ihm ist auch ein Totenlicht …«
    »Ich kann niemanden umbringen. Nicht einmal für Nova«, flüsterte sie. Sie schämte sich so. Sie hatte längst getötet. War es nicht im Namen ihrer Freunde geschehen? Oder war es doch etwas anderes gewesen – hatte sie dem Drang des Totenlichts nachgegeben, einfach weil es ihr möglich gewesen war? Einfach, weil sie die Macht gehabt hatte? Sie wollte nicht mehr darüber nachdenken, all diese Fragen trafen sie wie Peitschenschläge und rissen tiefe Wunden.
    »Esss gibt noch ein viertes Totenlicht«, hauchten die Elfen tückisch. »Verborgen, nicht gefunden, schlafend in Schnee und Eisss, am Ende der Welt … du musssst es dir nur nehmen, dann kannssst du deinen Freund insss Leben zurückholen und ssselbssst am Leben bleiben …« Die Gestalten malten helle Umrisse in die Dunkelheit: Berge, deren Gipfel irgendwo im Himmel verloren gingen, wie gigantische umgekehrte Eiszapfen. »Einer der Druiden ist schon auf dem Weg dorthin. Du musssst dich beeilen, kleine Hel … esss geht um die Zukunft der Erde. Und esss geht um deinen Freund, deinen einzigen besssten Freund …«
    »Wenn ich das Totenlicht finde«, hörte Hel sich fragen, »dann wird Nova wieder leben?«
    Die Elfen seufzten zustimmend. »Sssolange wird er bei uns ruhen … versssagssst du, gibt es keine Hoffnung für ihn. Keine Hoffnung für irgendeinen Menschen!«
    Die Dunkelheit begann zwischen Hel und Nova zu wachsen. Innerhalb von Sekunden war er so weit von ihr entfernt, dass sie ihn nur noch als hellen Fleck ausmachen konnte. Auch die Elfen verschwanden wie Lichtstrahlen, und im nächsten Moment schmolz das dämmerige Blau, Wind spülte die Umgebung fort. Hel kauerte bibbernd in hohem Gras.
    Irgendwo begann der Tag. Das weite Land war in ein fahles Licht getaucht, die Nachwehen eines Sturms irrten heulend durch die Wiesen.
    Zitternd kam Hel auf die Beine. Nichts und niemand weit und breit – sie war alleine. Alleine wie der letzte Mensch der Welt.
    Am Ende der Welt. Ein Totenlicht. Um Novas Leben zu retten.
    Hel sah sich um. Sie weinte nicht, sie fühlte nichts, irgendetwas in ihr war erstarrt. Da waren nur noch Gedanken, kahl und spitz wie das Geäst eines toten Baums.
    Sie musste das Totenlicht finden.
    Sie holte Luft, rief das Land um Hilfe. Ein Vibrieren ging durch den Boden. Sie wusste, dass sich die Erde verschieben würde, um sie zum Totenlicht zu bringen.
    Das Ende der Welt. Wo, bei allen Geistern, war das Ende der Welt? Gab es ein Ende? Dahinter ein – Nichts?
    Lymaeri erhoben sich aus dem Lichtrauschen des Landes. Hel stieg auf ihre schillernden Rücken. Ihre Reise begann. Wieder einmal. Doch es würde ihre letzte sein.
    Das Alte Reich flog unter ihr davon. Hel wurde eins mit den Geisterwesen. Sie waren ein geballter, glühender Schwarm von Lichtern, die kometengleich über die Erde zogen. Wälder glitten unter ihnen vorbei, Hügel, Flüsse, Jahreszeiten; sie galoppierten durch Regen und Wind, Sonnenschein, durch rosa verschleierte Morgendämmerung und das dunstige Schattengeflecht des Abends. Die Welt veränderte ihr Gesicht mit jedem Atemzug und war doch immer dieselbe, unabänderlich in ihrem Wandel, endlos im steten Verfall.
    Dann sah sie menschliche Behausungen. Zum ersten Mal überhaupt, seit sie im Alten Reich war.
    Eine Handvoll Stroh- und Holzhütten drängten sich ans Ufer eines Flusses. Ringsum waren Felder. Hel versuchte zu erkennen, ob Rauch aus den Schornsteinen stieg, doch das Dorf war zu weit weg und ihr Flug zu schnell; es dauerte nur ein paar Augenblicke, dann war es außer Sichtweite, verschwunden hinter einer Klippenfront. Falls dort noch Menschen lebten, waren sie dem Land schutzlos ausgeliefert. Es gab keine Druiden mehr in Hellesdîm, die über ihre Häuser und Felder wachten. Hel dachte an das, was die Elfen gesagt hatten: dass sie die Tochter von Flüchtlingen gewesen war, dass sie zufällig über ein Totenlicht in den Kauenden Klippen gestolpert und vom Tod verschont geblieben war. Ob es stimmte? Vielleicht war ihr Überleben, ihr Schicksal als Trägerin

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