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Sturmjahre

Sturmjahre

Titel: Sturmjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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er kam, verhielt sie sich ihm gegenüber so abweisend wie am ersten Tag. Obwohl ihr Gesicht nichts verriet, spürte Samantha ihre Furcht und ihr Mißtrauen gegen Warren Dunwich, aber sie verstand sie nicht.
    »Ich mache mir manchmal Sorgen um sie«, sagte Samantha. »In wenigen Jahren wird sie eine junge Frau sein. Aber sie ist so wehrlos, so verletzlich.«
    {335} Warren war anderer Meinung, aber er sagte nichts. Er hatte oft genug in diese großen dunklen Augen geblickt, um Abgründe darin zu sehen. Das Mädchen war nicht so hilflos wie Samantha glaubte. Und sie war intelligent – viel zu intelligent. Er hatte oft das Gefühl, sie könne bis auf den Grund seiner Seele sehen, und das gefiel ihm gar nicht.
    »Vielleicht sollten Sie sich das mit der Taubstummenschule doch noch einmal überlegen.«
    »Nein, ich möchte Jenny nicht fortschicken. Mr. Wolff, der Hauslehrer, den ich engagiert habe, hat Erfahrung im Umgang mit solchen Kindern und soll bemerkenswerte Erfolge gehabt haben.«
    »Sagten Sie nicht, daß er auch taub ist?«
    »Er verlor das Gehör bei einem Unfall. Aber er kann sprechen. Mr. Wolff kommt nächsten Monat. Ich gebe ihm das untere Gästezimmer, und mein ehemaliges Sprechzimmer soll Unterrichtsraum werden. Ich hoffe sehr, daß Jenny sich an ihn gewöhnen wird.«
    Warren war enttäuscht darüber, daß Samantha nicht zu bewegen war, das Kind fortzuschicken; aber gerade das erhöhte für ihn noch die Herausforderung.
    »Jenny hat im Umgang mit Menschen keine Erfahrung. Ich werde nicht immer da sein, um sie zu beschützen. Darum hoffe ich, daß Mr. Wolff ihr helfen kann, mit anderen in Kontakt zu treten.«
    »Mir scheint, das Kind braucht einen Beschützer.«
    »Sie hat mich, Warren. Und wenn ich nicht hier bin, ist Miss Peoples da.«
    »Ich denke, das Mädchen braucht einen Vater.«
    »Jennys Vater ist leider verschollen, Warren.«
    »Ich sprach von mir selbst, Samantha.«
    Sie starrte ihn an. »Was sagen Sie da, Warren? Ist das ein Heiratsantrag?«
    »Ja.«
    Samantha wußte nicht, warum, aber sie war plötzlich traurig. »Es ist sehr gütig von Ihnen, Warren, sich so um Jenny zu sorgen –«
    »Meine Sorge gilt auch Ihnen, liebe Samantha.«
    »Glauben Sie denn, daß ich einen Beschützer brauche?«
    »Aber nein, keineswegs. Ich dachte an Partnerschaft.«
    Sie sah weg. Ihre Traurigkeit vertiefte sich. »Aber ich liebe Sie nicht, Warren.«
    »Auch bei mir handelt es sich nicht um Liebe. Aber ich denke, eine gute Ehe kann auf anderen Dingen gründen. Auf gegenseitiger Achtung, gemeinsamen Interessen.«
    {336} »Ich habe eine Vergangenheit, Warren.«
    »Liebe Samantha, ich bin ein Mann von zweiundfünfzig Jahren. Ich mache mir keine Illusionen.«
    Sie starrte ins Feuer und dachte an jenen Abend vor langer Zeit, als Mark in ihr Zimmer gestürmt war, um ihr zu sagen, daß er sie liebte. Sie dachte an seine Küsse, die Leidenschaft, das Feuer. Und hier stand Warren Dunwich und redete von Ehe, als handle es sich um ein Gespräch über das Wetter.
    »Samantha«, sagte er, »mir scheint, ich habe Sie aus der Fassung gebracht.«
    »Das haben Sie, Warren. Aber es ist nicht Ihre Schuld. Bei Ihrem Antrag kam mir eine Erinnerung an einen Tag vor langer Zeit …«
    Er konnte seine Erregung kaum bezähmen. Die unbezwingbare Samantha Hargrave hatte also doch ihre schwachen Stellen!
    »Verzeihen Sie mir«, sagte er nochmals und nahm ihre Hand. »In meiner Bewunderung für Sie hegte ich die wahnsinnige Hoffnung, daß Sie meine Wertschätzung erwidern, Samantha. Ich fürchte jetzt, ich habe mich getäuscht.«
    »Warren, machen Sie sich keine Vorwürfe. Wenn ich Ihnen Hoffnung gemacht habe, so bitte ich um Verzeihung.«
    Er drückte einmal kurz ihre Hand. »Bitte weisen Sie mich nicht sogleich ab, Samantha. Überdenken Sie meinen Antrag noch einmal.«
    »Warren, ich habe nie daran gedacht zu heiraten. Es hat mit Ihrer Person nichts zu tun. Ich bin zu sehr mit meiner Arbeit verbunden. Ich würde Ihnen nicht die Zeit und die Aufmerksamkeit widmen, die Sie von einer Ehefrau verdienen.«
    »Samantha, ich weiß, wie ungemein wichtig Ihnen Ihre Arbeit ist und wie stark sie Sie in Anspruch nimmt. Ich würde mir nicht träumen lassen, Ihnen auch nur eine Minute zu rauben. Unsere Ehe wäre nicht die typische häusliche Gemeinschaft, sondern vielmehr eine Partnerschaft, die auf Freundschaft und gemeinsamen Interessen beruht. Und wenn Sie den Wunsch haben sollten, eines Tages Kinder zu haben …«
    Samantha stand aus ihrem Sessel

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