Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmjahre

Sturmjahre

Titel: Sturmjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
einem Mikroskop.«
    »Können Sie uns ein Beispiel für so einen Keim geben? Uns vielleicht beschreiben, wie ein Cholerabazillus aussieht?«
    »Äh, ja, wissen Sie, ich gehe im allgemeinen nach einem Buch vor, wenn ich meine Proben mache.«
    {407} »Natürlich, sehr gründlich von Ihnen, Doktor. Sagen Sie, wo haben Sie eigentlich Ihren Doktorgrad erhalten?«
    »Meinen Doktorgrad?«
    »Ja, in Chemie.«
    Der Blick des Mannes huschte zu dem Tisch, wo John Fenwick und sein Anwalt saßen. »Vom Jamestown College für Naturwissenschaften.«
    »Wohnten Sie während Ihres Studiums auf dem Campus oder lebten Sie außerhalb?«
    »Einspruch, Euer Ehren. Diese Frage ist ohne Belang.«
    »Euer Ehren«, widersprach Berrigan, »meine nächste Frage wird deutlich zeigen, worauf es mir ankommt. Sie gestatten?«
    »Einspruch abgelehnt. Beantworten Sie die Frage, Dr. Smith.«
    »Nein, ich wohnte nicht auf dem Campus.«
    »Warum nicht?«
    »Weil das Jamestown College –«
    »Bitte sprechen Sie lauter, Dr. Smith.«
    »Weil das Jamestown College für Naturwissenschaft Fernunterricht erteilt.«
    »Und wie lange haben Sie diesen Unterricht genossen?«
    Dr. Smiths Gesicht wurde krebsrot. »Ich erinnere mich nicht.«
    »Ist es nicht richtig, Doktor, daß man nur hundert Dollar an diese Institution zu schicken braucht, wenn man einen akademischen Grad erwerben möchte?«
    Pause. »Ja.«
    »Und haben Sie auf diese Weise Ihren Doktor der Chemie erworben?«
    »Ja.«
    »Es ist also ein
hypothetischer
Doktorgrad.«
    Gemurmel ging durch die Reihen, und Richter Venables schlug donnernd auf den Tisch.
    »Weiß man bei der Firma Fenwick von diesem hypothetischen Doktortitel?«
    »Ja.«
    »Danke,
Doktor
Smith. Keine weiteren Fragen.«
    Als nächsten Zeugen rief Cromwell Dr. John Morgani, den Vizepräsidenten der Firma Fenwick, und ließ ihn erläutern, daß er die gesamte Herstellung unter sich hatte und der für das Labor zuständige Dr. Smith sein direkter Untergebener war.
    »Überprüfen Sie die Bedingungen im Labor auch persönlich?« fragte Cromwell.
    »Häufig, ja.«
    {408} Der Reporter, der Smith als Maulwurf karikiert hatte, zeichnete Morgani jetzt als Frettchen.
    »Und wie prüfen Sie nach, ob im Labor Keime vorhanden sind?«
    »Mit dem Mikroskop.«
    »Können Sie uns vielleicht beschreiben, wie ein Cholerabazillus aussieht, Dr. Morgani?«
    »Es ist ein kleines Stäbchen, das Ähnlichkeit mit einem Komma hat.«
    »Würden Sie dem Gericht sagen, wo Sie Ihren Grad als Doktor der Chemie erworben haben, Dr. Morgani?«
    »An der Johns Hopkins Universität in Maryland.«
    »Wohnten Sie auf dem Campus oder lebten Sie außerhalb?«
    Alles lachte, und Richter Venables ließ wieder einmal seinen Hammer niedersausen.
    »Ich wohnte auf dem Campus.«
    »Wie lange dauerte Ihr Studium?«
    »Vier Jahre.«
    »Dann, Dr. Morgani«, rief Cromwell dramatisch, »ist Ihr Doktorgrad nicht hypothetisch.«
    Während im Gerichtssaal Gelächter ausbrach, kritzelte Mark ein paar Worte auf einen Zettel und schob ihn Stanton zu. ›Das haben sie absichtlich so eingefädelt.‹ Stanton schrieb zurück: ›Ich weiß. Aber damit kommen sie nicht durch. Passen Sie auf.‹
    Berrigan stand zum Kreuzverhör auf, wandte sich dem Saal zu, lächelte kurz und ging dann zum Zeugenstand. »Johns Hopkins«, sagte er freundlich. »Beeindruckend. Wissen Sie, Dr. Morgani, ich habe die Zusammenstellung der Mixtur nicht ganz verstanden. Dr. Smith zählte ein paar Dinge auf, die mir völlig unbekannt sind. Vielleicht könnten Sie da Klarheit schaffen, auch im Interesse der Herren Geschworenen. Dr. Smith sprach beispielsweise von einer Pflanze namens Lebenskraut. Ist sie auch unter einem anderen Namen bekannt?«
    »Sie heißt auch Frauenkraut.«
    »Ach? Und was glauben Sie, warum sie so heißt?«
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete der Chemiker frostig.
    Berrigan ging zu seinem Tisch und griff zu einem Buch. »Das ist John Kinds
American Dispensary,
Dr. Morgani. Kennen Sie das Werk?«
    »Aber ja.«
    »Würden Sie dem Gericht erklären, was das Buch enthält?«
    »Es ist ein Nachschlagewerk aller bekannten Heilpflanzen, gibt Auskunft über ihre besonderen Eigenschaften, Wirkungen und Anwendungsmöglichkeiten.«
    {409} »Ein zuverlässiges Werk?«
    »Ein ausgezeichnetes Nachschlagewerk, ja.«
    Berrigan blätterte in dem Buch. »Ich fand hier unter dem Stichwort Frauenkraut einen Hinweis, daß die Pflanze im Volksmund auch als ›Monatsregler‹ bezeichnet wird. Können Sie mir erklären, was

Weitere Kostenlose Bücher