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Sturmjahre

Sturmjahre

Titel: Sturmjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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das heißt?«
    »Ich glaube, die Definition ist angegeben. Das heißt, daß es beim Ausbleiben der monatlichen Regel hilft.«
    »Dann bewirkt Frauenkraut also das Wiedereinsetzen der monatlichen Regel, wenn sie aufgehört hat?«
    »Richtig.«
    »Und was für Ursachen kann das Ausbleiben der Monatsregel haben?«
    »Da gibt es eine ganze Reihe.«
    »Gehört die Schwangerschaft auch dazu?«
    »Selbstverständlich.«
    »Dann ist also Frauenkraut und daher die Mixtur ein zum Abort führendes Mittel, ein Abortivum.«
    Die Leute im Saal wurden unruhig. Richter Venables rief sie zur Ordnung.
    »Ist das richtig, Dr. Morgani?«
    »Aber es wird nicht als solches verkauft.«
    »Ja oder nein, bitte, enthält die Mixtur Abortiva?«
    »Ja.«
    Als Berrigan von erregtem Stimmengewirr begleitet an seinen Platz zurückkehrte, sprang Cromwell auf.
    »Dr. Morgani«, rief er, »empfiehlt Sara Fenwick das Produkt schwangeren Frauen?«
    »Nein.«
    »Wie sieht die Praxis in solchen Fällen aus?«
    »Sara Fenwick rät schwangeren Frauen mit allem Nachdruck davon ab, das Produkt einzunehmen.«
    »Ich danke Ihnen, Dr. Morgani.«
    Am vierten Tag der Verhandlung rief Jonathan Cromwell eine Mrs. Mary Llewellyn in den Zeugenstand. Stanton Weatherby sah auf seiner Liste nach und stellte fest, daß es sich um eine der Frauen handelte, die der Firma ein Empfehlungs- und Dankschreiben zur Veröffentlichung übersandt hatten; zugleich eine der Briefschreiberinnen, denen Cy Jeffries hatte entlocken können, daß sie ihre Briefe gegen Bezahlung geschrieben hatten. An einem schwülen Augusttag hatte die Hausfrau aus Omaha dem gutaussehenden ›Bürstenhändler‹ bei einem Glas Zitronenlimonade gestanden, daß sie für ihr Empfehlungsschreiben Geld bekom {410} men und von der Mixtur nie auch nur einen Löffel eingenommen hatte. Und jetzt riefen die Kläger diese Frau als Zeugin auf. Stanton warf einen Blick über seine Schulter zu Jeffries, der hinten im Saal saß. Der zuckte nur mit verwunderter Miene die Achseln.
    »Mrs. Llewellyn«, begann Cromwell, »haben Sie am 23. April 1890 ein Dank- und Empfehlungsschreiben an Sara Fenwick geschrieben?«
    »Ja.«
    »Was veranlaßte Sie, diesen Brief zu schreiben?«
    »Ich hatte jahrelang ganz fürchterliche Beschwerden. Ich wurde fast verrückt darüber. Mein Mann mußte aus dem Haus ziehen. Ich vernachlässigte meine Kinder und ging nicht mehr zur Kirche. Da riet mir jemand, an Sara Fenwick zu schreiben. Auf meinen Brief bekam ich sofort Antwort und dazu eine kostenlose Flasche von der Mixtur. Wirklich, Euer Ehren, es war ein Wunder. Mit einem Schlag ging es mir viel besser. Mein Mann kam wieder zu mir, wir wurden endlich wieder eine glückliche Familie. Und ich gehe jeden Sonntag zur Kirche.«
    Samantha blickte zum Pressetisch hinüber und sah, daß die Reporter jedes Wort mitschrieben.
    Dann nahm Berrigan die Zeugin ins Kreuzverhör.
    »Sie sind heute sicher zum erstenmal in San Francisco, Mrs. Llewellyn.«
    »Ja.«
    »Und wie gefällt Ihnen unsere Stadt?«
    »Es ist eine ganz herrliche Stadt, Sir.«
    »Wo sind Sie denn abgestiegen?«
    »Einspruch!«
    »Stattgegeben.«
    »Und wie kommt es, daß Sie heute hier in San Francisco sind, Mrs. Llewellyn?«
    »Mr. Fenwick hat mich gebeten zu kommen.«
    »Ah ja. Und hat er Ihnen die Eisenbahnfahrt bezahlt?«
    »Ja, und erster Klasse dazu!«
    »Und das Hotel auch?«
    »Ja, Mr. Fenwick ist sehr großzügig. Ich wohne im Palace!«
    Allgemeines Gelächter.
    »Mrs. Llewellyn, hat man Ihnen für Ihre Aussage hier ein Entgelt versprochen?«
    Sie sah an ihm vorbei zur Bank des Klägers. John Fenwicks Gesicht war unbewegt.
    »Bitte beantworten Sie die Frage«, sagte Richter Venables.
    {411} »Na ja.« Sie rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. »Das Haus braucht dringend einen Anstrich.«
    »Bitte antworten Sie auf die Frage, Mrs. Llewellyn. Hat die Firma Fenwick Ihnen für Ihre Aussage hier ein Entgelt angeboten?«
    »Ja, Sir. Hundert Dollar.«
    Richter Venables mußte wieder seinen Hammer schwingen, um die Leute zum Schweigen zu bringen.
    »Mrs. Llewellyn«, fuhr Berrigan fort, »im August letzten Jahres luden Sie einen Bürstenhändler auf ein Glas Limonade in Ihr Haus ein. Erinnern Sie sich?«
    Sie wurde rot. »Nein, ich kann mich nicht erinnern.«
    »Nein? Er stellte sich als Mr. Peterson vor. Sie kauften ihm eine Haarbürste ab und luden ihn auf ein Glas Limonade und ein Stück Kuchen ein. Sie erinnern sich wirklich nicht?«
    Sie war sichtlich nervös. »Nein.«
    »Mrs.

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