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Sturmjahre

Sturmjahre

Titel: Sturmjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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aufregenden Bericht gelesen und sind sehr stolz auf Dich und Samantha. Ich bin stolz und glücklich, Mark, daß ich ein Stück Wegs mit Dir gemeinsam gehen konnte.
    Ich wünsche Euch beiden von Herzen alles Gute.‹
    Eine ganze Weile blieb Samantha schweigend am Fenster stehen und starrte auf Lilians feine, gestochene Handschrift, dann drehte
     sie sich nach Mark um.
    »Ich habe heute auch einen Brief bekommen«, sagte sie. Sie nahm einen {403} Umschlag von ihrem Schreibtisch und reichte ihn Mark. »Sara Fenwick hat gegen uns Klage erhoben.«
    Aber er nahm den Brief gar nicht aus dem Umschlag, sondern sah sie nur über den Schreibtisch hinweg an.
    »Mark«, sagte Samantha atemlos.
    Blitzartig war er um den Schreibtisch herum, nahm sie fest in die Arme und küßte sie lange und andächtig. Nie wieder würden sie sich verstecken müssen.

13
    Am selben Tag, als die Februarausgabe von
Woman’s Companion
mit dem Bericht ›Der Skandal nimmt kein Ende‹ erschien, begann der Prozeß der Firma Sara Fenwick gegen Horace Chandler, Samantha Hargrave und Mark Rawlins.
    Am Abend vor Verhandlungsbeginn gab Hilary ein Essen für ihre Freunde. Es war, als wollte man der Stadt demonstrieren, daß man den bevorstehenden Streit nicht fürchtete. Insgeheim jedoch war keinem der Anwesenden so recht wohl in seiner Haut, und Stanton Weatherby fühlte sich angesichts der köstlich zubereiteten Speisen und der erlesenen Weine an eine Henkersmahlzeit erinnert.
    »Ich verstehe absolut nicht«, sagte Darius, die Gabel in der Hand, »warum diese Narren unbedingt einen Prozeß wollen. Ein privater Vergleich wäre doch viel eher in ihrem Interesse. Der Prozeß kann diesen Leuten nur schaden.«
    »Im Gegenteil«, versetzte Stanton, der die Verteidigung bereits vorbereitet hatte, »die Firma Fenwick ist überzeugt davon, daß der Prozeß mit dem ganzen Rummel, der damit verbunden ist, ihr nützen wird. Diese Leute sind keine Dummköpfe, Darius. Sie wollen als gemein verleumdete Unschuldslämmer aus der Sache hervorgehen. Zu diesem Zweck haben sie sich die besten Anwälte genommen, die man für gutes Geld bekommen kann. Sie werden dafür sorgen, daß alles, was Sie gedruckt haben, Horace, so gedreht wird, daß Sie als Lügner erscheinen müssen. Sie werden versuchen, Samanthas und Marks Ruf in den Schmutz zu ziehen, um ihre Glaubwürdigkeit zu erschüttern. Und die Presse wird jedes Bröckchen Dreck begierig auflesen und auf den Titelblättern sämtlicher Zeitungen verschmieren.«
    Samantha schauderte bei der Vorstellung. Sie sah die Tafel hinunter zu Mark und war dankbar für sein beruhigendes Lächeln. Mit Mark an ihrer Seite brauchte sie nichts zu fürchten.
    {404} »Trotzdem verstehe ich nicht«, beharrte Darius, »wie irgend jemand auf der Seite dieser Betrüger stehen kann.«
    »Das ist doch einfach«, erwiderte Stanton. »Sara Fenwick ist in amerikanischen Haushalten eine altvertraute Figur. Sie steht für Mütterlichkeit und weibliche Würde und Reinheit. Ich möchte wetten, daß fast in jedem Apothekerschränkchen in diesem Land eine Flasche Wundermixtur steht. Die Firma Fenwick ist angesehen und geachtet, sie ist zu einer Institution geworden, und die Leute mögen es nicht, wenn das Althergebrachte attackiert wird. Dazu kommt, daß viele Leute glauben, wir wollten sie gewisser Freiheiten berauben.«
    »Aber darum geht es doch gar nicht!« dröhnte Darius. »Es geht doch lediglich um Aufklärung. Die Etiketten sollen genaue Angaben über die Bestandteile der Mittel machen, damit die Leute frei entscheiden können, ob sie sich vergiften wollen oder nicht.«
    »Darius«, sagte Hilary und tätschelte ihm den Arm, »wir sind ja alle deiner Meinung. Du brauchst nicht zu schreien.«
    »Ich fürchte, beim Prozeß wird es eine Menge Geschrei geben«, meinte Stanton. »Und eine Menge Unerfreulichkeiten dazu. Wie Ambrose Bierce einmal sagte: Eine Gerichtsverhandlung ist eine Maschine, in die man als Schwein hineinmarschiert und als Wurst wieder herauskommt.«
    Keiner lachte.
     
    Der Gerichtssaal war zum Brechen voll. Schon eine Stunde vor Öffnung des Saals hatte sich vor der Tür eine lange Schlange gebildet. Lärmende Männerstimmen schallten durch den Saal, die von Zigarren- und Zigarettenqualm durchzogene Luft war zum Ersticken, am Pressetisch spitzten die Reporter schon ihre Stifte. Frauen waren keine im Saal, ihnen war der Zutritt verboten.
    Isaac Venables, der den Vorsitz führte, war als fairer und vorurteilsloser Richter bekannt. Die

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