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Sturmjahre

Sturmjahre

Titel: Sturmjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Llewellyn, darf ich Sie erinnern, daß Sie unter Eid stehen?«
    »Ich erinnere mich an keinen Bürstenhändler.«
    »Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.«
    In den folgenden fünf Tagen riefen die Kläger eine Briefschreiberin nach der anderen in den Zeugenstand. Ihre Namen standen ausnahmslos auf der Liste, die Cy Jeffries Stanton geliefert hatte, und nach der diskriminierenden Aussage von Mrs. Llewellyn bestritt nun jede der Frauen hartnäckig, irgendein Entgelt für ihre Aussage zugesichert bekommen zu haben.
    Horace Chandler war fuchsteufelswild. »Was zum Teufel«, brüllte er in Samanthas Büro und entschuldigte sich nicht einmal. »Die Burschen nehmen uns auseinander. Wie sind die an die Namen dieser Frauen gekommen?«
    Cy Jeffries konnte nur die Achseln zucken.
    »Sie haben wahrscheinlich bei allen ihren bezahlten Briefschreiberinnen nachgefragt, ob sich in letzter Zeit jemand bei ihnen wegen ihres Empfehlungsschreibens erkundigt hat«, meinte Mark. »Und die Frauen haben wahrscheinlich alle einen gewissen äußerst gewinnenden Bürstenhändler erwähnt.« Er sah den Detektiv lächelnd an, aber der verzog nur unwillig das Gesicht.
    »Und jetzt?« fragte Darius.
    »Es hat auf jeden Fall keinen Sinn, die Frauen nochmals aufzurufen«, meinte Stanton. »Man hat sie gekauft. Wir können uns nur in Geduld fassen. Ich bin gespannt, wie sie mit der Tatsache fertig werden wollen, daß es Mrs. Fenwick gar nicht gibt. Da kriegen wir sie ganz bestimmt. Sie {412} präsentieren ihr Foto, behaupten, die Rezeptur stamme von ihr, und machen den Leuten vor, daß sie jeden Brief, der hinausgeht, persönlich unterzeichnet.«
    »Vielleicht haben sie über ein Medium mit ihr Verbindung«, sagte Mark, aber keiner lachte.
     
    Die steinernen Mienen der Geschworenen verhießen nichts Gutes. Samantha wußte, daß die Firma Fenwick die Oberhand gewonnen hatte. Aber nur vorübergehend. Wenn die Beklagten endlich ihre Zeuginnen präsentierten, Frauen, die durch die Einnahme der Mixtur schwere gesundheitliche Schäden davongetragen hatten, würde sich das Blatt wenden. Und dann kam ja auch noch Cy Jeffries’ Aussage.
    Am elften Tag der Verhandlung rief Jonathan Cromwell die Leiterin der Korrespondenzabteilung in den Zeugenstand, die mit feierlichem Ernst erklärte, daß niemals ein Mann die Schwelle des Schreibraums übertreten hätte.
    Stanton drehte sich nach Cy um, der nur den Kopf schüttelte.
    Am zwölften Tag präsentierte Cromwell mit theatralischer Geste seine bisher größte Überraschung.
    »Ich rufe Jane Fenwick in den Zeugenstand.«
    Alle Köpfe drehten sich zur Tür.
    »Wer, zum Teufel, ist Jane Fenwick?« flüsterte Stanton Mark zu.
    Eine streng und sittsam wirkende Frau schritt durch den Saal zum Zeugenstand, leistete den Eid und nahm Platz. Auf Cromwells Aufforderung erklärte sie dem Gericht ihre Beziehung zur Familie Fenwick. »Die Großmutter meines Mannes war Sara Fenwick.«
    »Haben Sie Sara Fenwick noch persönlich kennengelernt?«
    »O ja. Ich kam als sehr junges Mädchen ins Haus der Fenwicks und war die letzten drei Jahre bis zu ihrem Tod die Gesellschafterin der leidenden Sara Fenwick.«
    »Wie war Ihre Beziehung zu Sara Fenwick in dieser Zeit?«
    »Mrs. Fenwick lehrte mich alles, was sie über Frauenleiden wußte, wie man Diagnosen stellt, welchen Rat man jeweils gibt, und kurz vor ihrem Tod vertraute sie mir an, daß es ihr Leben lang ein Traum von ihr gewesen sei, ein Unternehmen zu gründen, das zum Wohl aller Frauen ein Heilmittel herstellt und vertreibt, das ihr ihr Leben lang eine zuverlässige Hilfe war und das sie selbst auf ihrem Küchenherd zu brauen pflegte. Kurz vor ihrem Tod gab Sara Fenwick die Rezeptur dieses Mittels an mich weiter.«
    »Und das ist die Wundermixtur?«
    {413} »Ja.«
    »Dann ist es also richtig, daß dieses Mittel Sara Fenwicks Erfindung ist und daß die Ratschläge, die den Hilfesuchenden gegeben werden, direkt von ihr kommen?«
    »Ja.«
    »Was für eine Stellung haben Sie bei der Firma Fenwick inne?«
    »Ich arbeite in der Korrespondenzabteilung.«
    Cy Jeffries behauptete später, Jane Fenwick in den sechs Monaten seiner Anstellung bei der Firma niemals gesehen zu haben.
    »Sagen Sie uns noch eines, Mrs. Fenwick: Werden Sie in den Anzeigen der Firma Fenwick erwähnt?«
    »O ja. Die Anzeigen versprechen, daß alle Korrespondenz von Mrs. Fenwick persönlich gelesen und beantwortet wird. Diese Mrs. Fenwick bin ich.«
    Vier Reporter sprangen auf und stürzten aus dem Saal. Richter

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