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Sturmjahre

Sturmjahre

Titel: Sturmjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Geschworenen – lauter Männer, da auch hier Frauen nicht zugelassen waren – begaben sich zu ihren Plätzen. Es wurde still im Saal, und alle Anwesenden standen auf, als der Richter eintrat. Samantha war die einzige Frau im Saal. Alle Augen richteten sich auf sie, als sie sich gleichzeitig mit Mark und Horace von ihrem Platz erhob.
    Den drei Beklagten wurde vorgeworfen, ›einem alten, allgemein angesehenen Geschäftsunternehmen durch verleumderische Behauptungen schweren Schaden zugefügt zu haben‹, Magnesiumpulver explodierte, als die Fotografen ihre Bilder schossen, Richter Venables schlug mit seinem Hammer krachend auf den Tisch, und die Verhandlung begann.
    {405} Jonathan Cromwell, Vertreter des Klägers John Fenwick, hielt sein Eröffnungsplädoyer, eine weitschweifige, sehr effektvolle Rede, die darauf abzielte, den zwölf Geschworenen die absolute Niedrigkeit der von den drei Beklagten begangenen Tat vor Augen zu führen, und danach konterte Bill Berrigan, Stanton Weatherbys junger Sozius, mit dem Versprechen, daß man die Vorwürfe des Klägers nicht nur widerlegen, sondern darüber hinaus das kriminelle Verhalten der Firma Fenwick beweisen würde.
    Dann rief Cromwell seinen ersten Zeugen.
    Dr. Smith war ein korpulenter kleiner Mann mit Brille, den ein Reporter als Maulwurf im weißen Anzug skizzierte. Er war leitender Chemiker bei der Firma Fenwick. Nachdem er Cromwell auf seine freundliche Frage erläutert hatte, daß die Wundermixtur einzig aus pflanzlichen Substanzen bestand, wollte Cromwell wissen, ob das Mittel auch Alkohol enthalte.
    »Ja«, antwortete der Zeuge.
    »Zu welchem Zweck?«
    »Zur Stabilisierung des chemischen Gleichgewichts.«
    »Hat die Firma Fenwick es je darauf angelegt, den Alkoholgehalt ihres Mittels zu verheimlichen?«
    »Nein, Sir. Jeder kann uns schreiben und eine genaue Aufstellung der in der Mixtur enthaltenen Substanzen verlangen.«
    »Muß eine Frau, die das Mittel nehmen möchte, unweigerlich auch den Alkohol zu sich nehmen?«
    »Nein, Sir. Unsere Mixtur gibt es auch in Tabletten- und Pulverform.«
    »Sind Ihnen Fälle bekannt, daß durch die Einnahme von Sara Fenwicks Wundermixtur Alkoholismus verursacht wurde?«
    »Nein, Sir. Davon weiß ich nichts.«
    »Gut, Dr. Smith.« Jonathan Cromwell, ein rotbärtiger Riese, füllte den Saal mit seiner metallischen Stimme. »Unter welchen Bedingungen wird das Mittel hergestellt?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ist das Labor sauber oder schmutzig?«
    »Es ist steril, Sir!«
    »Und Sie sind Leiter des Labors?«
    »Ja.«
    »Sie beaufsichtigen also die Herstellung des Mittels?«
    »Ja, Sir, von Anfang bis Ende.«
    »Ist es möglich, daß Schmutz oder schädliche Substanzen in die Mixtur gelangen?«
    {406} »Nein, Sir, das ist ausgeschlossen.«
    »Könnten schädliche Bakterien in die Mixtur gelangen?«
    »Nein, Sir. Die gesamte Herstellung läuft unter sterilen Bedingungen ab.«
    »Noch eine letzte Frage, Dr. Smith: Hätten Sie etwas dagegen, wenn Ihre Gattin oder Ihre Tochter Sara Fenwicks Wundermixtur einnehmen würde?«
    »Nein.«
    »Ich danke Ihnen. Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.«
    Berrigan, lang und schlaksig, näherte sich mit lässigem Schritt dem Zeugenstand. Samantha konnte nicht gegen ihre aufsteigenden Zweifel an. Er wirkte so jung, so unerfahren.
    »Guten Morgen, Dr. Smith«, sagte er lächelnd. »Ich werde Sie nicht lange in Anspruch nehmen. Ich kann mir vorstellen, daß Sie zu Ihrer Familie zurück wollen. Sind Ihre Gattin und Ihre Tochter mit Ihnen nach San Francisco gekommen?«
    Der Chemiker wurde rot. »Äh – ich bin nicht verheiratet. Ich habe auch keine Tochter.«
    »Ach?« Berrigan zog die blonden Brauen hoch und sah sich im Saal um.
    »Da scheine ich etwas mißverstanden zu haben, Dr. Smith. Ich dachte, Mr. Cromwell hätte eben von einer Ehefrau und einer Tochter gesprochen.«
    »Aber doch nur hypothetisch.«
    »Ach so. Gut, Dr. Smith. Wenn Sie sagen, daß die Mixtur unter sterilen Bedingungen hergestellt wird, was genau meinen Sie dann damit?«
    »Pardon?«
    »Würden Sie den Herren Geschworenen bitte das Wort ›steril‹ erklären. Vorausgesetzt natürlich, daß es hier eine andere Bedeutung hat als die, die uns im Zusammenhang mit Ochsen geläufig ist.«
    Einige Leute lachten unterdrückt.
    »Steril heißt frei von Keimen.«
    »Und wie prüfen Sie nach, ob solche Keime vorhanden oder nicht vorhanden sind, Dr. Smith?«
    »Nun – äh –«
    »Prüfen Sie das unter einem Mikroskop?«
    »Richtig. Unter

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