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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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im Zelt und die Entfernungen im schwachen Licht waren schwer einzuschätzen. Er sah aus dem Augenwinkel Gestalten, die sich leicht bewegten. Er legte die Hand um Eolis – die Klinge lag stets an seiner Seite, wenn er schlief – und hob es an, um sein Spiegelbild zu sehen. Das Silber warf ein etwas verzerrtes Bild, aber nach diesem Traum war er mit allem zufrieden, das nur an sein eigenes Gesicht erinnerte.
    Seine Hand zitterte vor Anstrengung, und als bei seiner Bewegung eine Gestalt im Eingang zusammenzuckte, ließ er Eolis vor Schreck beinahe fallen. Die Haare in Isaks Nacken stellten sich vor Angst auf und er zog die lange Klinge zu einem Schlag zurück, obwohl er General Lahk erkannte. Die Hände des Weißauges waren sittsam gefaltet, eine seltsame Pose für einen Ritter in voller Rüstung.
    »Was tut Ihr da, General?« Isak fand, dass seine Stimme trunken
und unsicher klang, aber der General zeigte kein Anzeichen dafür, dass er es bemerkte.
    »Es ist Zeit. Wir müssen vor der Morgendämmerung losreiten.« Er starrte Isak eindringlich an, als wolle er herausfinden, was sie unterschied. Welche Qualitäten hatte ihm der Junge voraus? »Soll ich einen Pagen rufen, damit er Euch mit der Rüstung hilft?«
    Isak runzelte für einen Augenblick die Stirn, dann fiel ihm ein, warum er bisher einen Pagen abgelehnt hatte. Er zog die Decke bis unters Kinn und verdeckte so die Narbe auf seiner Brust. »Nein, es geht schon. Und wann reiten wir los?«
    »Sobald Ihr fertig seid, mein Lord. Ich habe die Infanterie angewiesen, binnen einer halben Stunde bereit zu sein. In der Nacht traf ein Reiter von Lordprotektor Torl ein. Er hat den Feind gestern zwei Mal angegriffen und ihn beide Male dazu gezwungen, die Richtung zu ändern.
    »Trotzdem stehen wir einer erheblichen Übermacht gegenüber.«
    »Nicht erheblich. Ihr habt noch nie disziplinierte Truppen gegen einen Mob kämpfen sehen. Ich würde mit Freuden eine Legion Fußsoldaten der Geister zu einem Viereck aufstellen und dann fünf Mal so viele ungeübte Männer von allen Seiten angreifen lassen. Der Feind ist feige und schwach. Wenn es Mitglieder verschiedener Häuser sind, besteht sogar die Möglichkeit, dass einige der Truppen gar nicht erst angreifen, sondern vom Schlachtfeld fliehen, ihre Beute einsammeln und später zurückkommen, um die auszuplündern, die sie vorher im Stich gelassen haben.«
    »Und die Trolle?«
    Der General antwortete nicht sofort. Er öffnete den Mund erst leicht, hielt dann erneut inne und sagte nun: »Das sind Tiere, keine Soldaten. Sie gehören zu einer Kriegerrasse, die von den Göttern während des Großen Krieges erschaffen worden war. Sie
sollten nie diszipliniert oder intelligent sein, man hetzte sie einfach auf den Feind. Sie lieben die Zerstörung und den Kampf. Sie werden nicht wie die anderen fliehen.«
    Es schien, als wolle er noch etwas hinzufügen, aber nichts kam. Isak wartete einige Augenblicke, dann erkannte er, dass er seine Zeit verschwendete. »Seht nach den Männern, ich mache mich fertig.«
    »Ja, mein Lord.« Eine kurze Verbeugung – und Lahk war verschwunden. Stimmen riefen nach dem General, aber sie drangen nicht in seinen Raum ein, und dafür war er dankbar. Er erleichterte sich in den Bronzetopf neben seinem Bett, steckte sich dann eine trockene Brotkruste in den Mund und zog die Unterkleidung an, die neben Siulents ausgebreitet lag. Wie Bahl es vorhergesehen hatte, passte die größere der beiden nun besser. Als er sie angezogen hatte und die Bänder festgeknotet waren, schluckte er die letzten Bissen Brot herunter und befestigte den Kettenrock und -hosenlatz, der unter den Hauptplatten der Rüstung liegen würde.
    Carel hatte gesagt, dass eine Wunde im Schritt der schnellste Weg war, zu verbluten. Als Isak daran dachte, konnte er den heißen Puls unter dem Leder pochen spüren. Dann kam der Harnisch. Er öffnete die Schließe, um die beiden Platten um seinen Torso zu legen. Sie legten sich wie eine zweite Haut um ihn, und als er sie schloss, verschwanden die Öffnung und das Gelenk spurlos. Dass er gewachsen war, schien Siulents nicht im Geringsten zu stören. Erneut musste Isak einen Finger über diese Stelle gleiten lassen, um die Kanten zu spüren, die dem Auge verborgen blieben.
    Während sich die Teile schlossen, legte sich Wärme auf seine Haut, vertrieb die morgendliche Kälte und zauberte ein leichtes Lächeln auf seine Lippen. Für einen Augenblick war jede Angst nur noch eine ferne Erinnerung. Als Isak

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