Sturmkaempfer
Seid Ihr verrückt geworden?«
»Zum einen wird es die Pferde erschrecken, Trolle zu wittern«, erklärte der General ruhig. »Das wird hoffentlich ihren Gestank überdecken. Zum anderen verlassen sich Trolle auf ihren Geruch und ihr Gehör. Sie können nur auf kurze Entfernungen etwas sehen. Die Bogenschützen werden auch den ganzen Weihrauch verbrennen, den unsere Priester besitzen. Man hat mir versichert, dass die Windrichtung passend dafür sein wird. Indem wir uns schnell bewegen und die Hilfe der Magier nutzen, können wir die Trolle zumindest ärgern. Sie werden den ungewohnten Geruch ebenso verfolgen wie die Bewegungen der Reiterei, und wenn unsere Pferde nach Süden ausbrechen, also weg vom Feld, sollten sie verwirrt ins Stocken kommen.«
»Das ist Wahnsinn«, rief Certinse.
Der General richtete sich auf und sah den Herzog an, aber noch immer zeigte sich kein Verdruss auf seinem Gesicht, von dem Ärger über diese Beleidigung ganz zu schweigen.
»Nun, dann ist es unglücklich für uns alle, dass Lord Isak den Plan gutheißt, und dass er es ist, dem der Oberbefehl des Heeres übergeben wurde«, sagte er ruhig.
»Lord Bahl wusste nicht, dass ein Herzog anwesend sein würde !«, fauchte Certinse. »Wäre mein Vater noch am Leben, man hätte ihm das Kommando übergeben, sobald er ins Lager geritten wäre. Ich fordere das gleiche Recht, denn es ist ein Privileg meines Ranges.«
Isak sah Vesna an und hob eine Augenbraue, aber der Graf achtete gar nicht darauf. Seine Hand wanderte langsam zu seinem
Schwert, während sich die Leibwache Lomins näher heranschob.
Es lag bei Isak. »Verlangt verdammt noch mal, was immer Ihr wollt«, blaffte er. Die Schärfe in seiner Stimme ließ alle erstarren und reichte bis zu den Geistern, die um Isaks Zelt lagerten. Als diese Certinses Leibwache sahen, griffen sie instinktiv nach ihren Waffen und schlossen die respektvolle Lücke zwischen Gefolge und Generälen. General Lahk war ein gefühlloser Bastard, der eine Einheit opfern würde, wenn es nötig war. Aber aus dem gleichen Grund hielt er sie wieder und wieder am Leben. Sie vertrauten ihm ebenso, wie sie Lord Bahl vertrauten, und mochten den Hochmut der Ritter einer Leibgarde nicht.
»Der Erste, der hier ein Schwert zieht, wird der Meuterei angeklagt und von mir durchbohrt. Das gilt auch für den Ersten, der versucht, mir mein Kommando wegzunehmen, unabhängig davon, in welchem Rang er steht«, sprach Isak weiter. »Ich werde mich vor Lord Bahl für meine Taten verantworten, aber niemand sonst hat mir Befehle zu geben.« Er blickte jeden der Männer böse an. »Also, hat irgendjemand etwas gegen diesen Plan?«
Es war einen Augenblick lang still, dann stieß Certinse aus: »Die Überzahl des Gegners ist zu groß. Wir müssten uns durch mehrere Legionen kämpfen, um die Trolle zu erreichen.«
»General Lahk, würdet Ihr bitte weitererklären?« Isaks Stimme klang ruhig und kontrolliert. Worte, die Bahl zu ihm gesagt hatte, kamen ihm in den Kopf: Im Auge des Sturms haben Männer Zeit, die andere Seite zu fürchten. Zeige deine Wut und dann nutze sie nicht weiter. Sie werden erwarten, dass sie zurückkehrt und zögern. Ein kurzes Verharren ist alles, was ein Soldat braucht.
»Natürlich, mein Lord. Im Süden wird der Rest der Fußsoldaten, die Infanterie der Palastgarde zuvorderst, und auch die verbleibende leichte Reiterei stehen. Die Geister und die Kavallerie werden vorrücken, dann beim Anblick des Feindes zögern
und in einen chaotischen Rückzuck übergehen. Ich hätte die Geister gerne bei Eurer Gruppe, aber sie sind die Einzigen, die für ein solches Manöver ausgebildet sind.«
»Was für ein Manöver?«
»Geordneter Rückzug. Unser Feind liebt fliehende Widersacher über alles. Ihre Kommandanten werden eine Verfolgung zweifellos nicht verhindern können. Die fliehenden Männer kehren in unsere Reihen zurück und formieren sich neu – vertraut mir, Herzog Certinse, ich habe persönlich dafür gesorgt, dass dies geschieht – und warten auf den Angriff. Das Feld der Gegner wird sich weit genug entzerren, dass wir die Trolle angreifen können, ohne umzingelt zu werden.«
»Aber dann teilen wir unsere Truppen im Angesicht einer Überzahl«, sagte der Herzog. »Das widerspricht einer grundsätzlichen Regel der Kriegsführung.«
»Und bestätigt so Eraliaves Theorie, dass alle Gesetze des Krieges fließend sind und ein guter General in der Lage sein muss, sich an die gegebene Lage anzupassen«, sagte Vesna.
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