Sturmkaempfer
nicht hätte weitergeben sollen.«
»Vilan war der Einzige, der außerhalb der Familie davon wusste. Verflucht soll er sein! Ich werde mich um ihn kümmern, aber es soll wie ein Unfall aussehen. Die Vilans haben meiner Familie über die Jahre gute Dienste geleistet. Ich will nicht, dass ihr Ruf wegen eines Mannes befleckt wird.«
»Darf ich eine Frage stellen?«, bat Isak. Er blickte in die erwartungsvollen Gesichter und spürte, wie ihm die Erinnerung an seine Darbietung auf dem Schlachtfeld die Kehle zuschnürte. Seit er wieder zu sich gekommen war, hatte er versucht, nicht mehr
im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. »Ich bin sicher, dass Ihr alle mit Auseinandersetzungen dieser Art aufgewachsen seid, aber ich bin es nicht. Es ist offensichtlich, dass es unloyales Verhalten gibt, und Probleme mit dem Kult von Nartis, aber ich weiß immer noch nicht, was Malich eigentlich getan hat. Könnte mir das vielleicht jemand kurz erklären, bevor wir beschließen, wen es zu morden gilt?«
Ein bellendes Lachen erklang von Seiten des Lordprotektors Ked, jedoch kein spottendes, sondern ein brüderliches, als hätte Isaks Frage ihn wieder menschlich werden lassen. Lächeln zeigte sich ringsum und die ernste Laune schien vertrieben.
Der Oberst räusperte sich, um Bahls Aufmerksamkeit zu erregen. »Ich denke, dass ich vielleicht am besten dafür geeignet bin, mein Lord. Ich weiß genug, um eine kurze Zusammenfassung zu geben.« Sein Tonfall war respektvoll, aber fest. Er gewöhnte sich langsam an seine Stellung im inneren Kreis Bahls. Er konnte recht gut erahnen, welche Art von Mann der Lord schätzte.
Bahl bedeutete Sir Cerse, zu sprechen. »Der Skandal kam durch einen Kardinal des Nartis-Kultes ans Licht, Kardinal Disten«, sagte er. »Er war einst Kaplan eines Kavallerieregiments in Amah. Er entdeckte, dass Dämonenanbeter einen Kult verbreiteten, der sich einem Wesen namens Azaer weihte. Es geschah vorrangig unter den Kardinälen, aber sie übernahmen langsam die Kontrolle des gesamten Kultes von Nartis. Es wurde gemunkelt, dass der Plan von der Herzogswitwe Certinse ausging, die ihre Befehle unmittelbar von Malich erhielt. Ich hörte, dass die Männer, die Lordprotektor Suils Leiche fanden, auf dem Weg waren, um ihn wegen Hochverrates zu verhaften. Man bereitete sich auf eine umfassende Rebellion vor, als Kardinal Disten die Intrige im letzten Sommer aufdeckte.«
»Aber wie kann sich ein Farlan gegen den Erwählten von Nartis auflehnen?« Isak konnte sich die Frage nicht verkneifen.
»Zuallererst, Ihr mögt mir verzeihen, mein Lord, kann sich nicht einmal ein Weißauge mit Lord Bahls Fähigkeiten einer ganzen Armee entgegenstellen. Die Gefahr war groß, denn sie hatten ihre Truppen mit Nekromantie verstärkt und dazu kam noch die Unterstützung der Adeligen, die sie unter Kontrolle hatten.«
»Aber sicher sind die meisten noch loyal?«
»Möglicherweise, aber da einer der ihren durch eine gefälschte Wahl zum Obersten Kardinal des Nartis wurde, haben sie großen Einfluss auf das Volk und können Lord Bahl zum Verlorenen erklären.«
Isak war verwirrt. »Was heißt das?«
»Verloren bedeutet: von den Göttern verlassen. Wir sind zwar Diener der Götter, aber sie zollen uns nur selten Aufmerksamkeit. Nartis ist wie jeder andere Gott des Höheren Kreises. Die Erwählten müssen ihre Stellung und sich selbst schützen können, sonst sind sie der Segnungen nicht würdig. Wenn der Kardinal Lord Bahl zum Verlorenen erklärte, so könnten sie denen, die loyal sind, befehlen, sich ihnen anzuschließen oder fernzubleiben. Es würden sicher nicht alle gehorchen, aber eine ausreichende Menge schon. Lord Bahl ist der Anführer des Nartis-Kultes, aber die Kardinäle sprechen mit heiliger Macht. Mit geschicktem Vorgehen und Magie könnten sie die Stimmung der Menge sogar gegen den Erwählten Lord der Farlan wenden.
Je nachdem, welchen Gerüchten man Glauben schenken möchte, war der halbe Stamm darin verwickelt. Die meisten Gerüchte waren falsch – aus eitler Rache oder Familienfehden entstanden, so ist das höfische Leben nun einmal – aber einige müssen wahr sein. Ich glaube, dass ein großer Teil von Geweihten beteiligt war.«
Sir Cerse blickte zu Bahl und wartete auf einen Kommentar, aber er erntete nur einen ausdruckslosen Blick. Er hustete und
fuhr schnell fort. »Um Lord Bahl im Kampf besiegen zu können, hätte Malich mindestens einen Herzog und fünf mächtige Lordprotektoren kontrollieren müssen. Nur so
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