Sturmkaempfer
Schüssel Eintopf entgegen und ergriff einen harten Brotlaib, dann setzte er sich zu Bahls Linken. Der General hielt kurz inne, bevor er sich mit ausdruckslosem Gesicht – wie immer – einen anderen Platz suchte. Isak hoffte, die anderen würden dies nicht als absichtliche Beleidigung betrachten – Bahls Miene verriet nie etwas, darum wollte Isak in der Lage sein, die Gesichter der anderen zu sehen. Er hatte dem General gegenüber nicht absichtlich unhöflich sein wollen. Vesna sicherte sich den Platz auf Isaks anderer Seite.
»Sir Cerse, Ihr dürft hier als Gleichberechtigter sprechen«, sagte Bahl leise und der Oberst nahm die Ehre mit einem dankbaren Nicken zur Kenntnis. Als einziger Mann ohne höfischen Rang hätte er sonst schweigen müssen, wenn man ihn nicht gezielt ansprach.
Bahl verlor keine Zeit. »Die Malich-Sache ist noch nicht beendet. Jeder wird bemerkt haben, dass nicht alle dem Ruf zu den Waffen gefolgt sind, und ebenso auffällig sind die Probleme, die unsere Kavallerie mit den Vollblutpferden hatte. Meine Autorität wiegt an manchen Stellen noch nicht schwer genug.«
»Mein Lord«, unterbrach Ked ihn vorsichtig. »Ich habe meinen besten Mann auf den jungen Wolf angesetzt, aber er berichtet nichts von derart großer Bedeutung. Certinse ist heute nach Lomin aufgebrochen.«
»Ich habe ebenfalls nichts davon gehört, dass die Verdächtigten …«, begann Torl.
Bahl hob die Hand, um ihn zu unterbrechen. »Ich auch nicht, und dennoch kehren sie nicht in den Schoß der Gemeinschaft zurück. Es scheint, meine Lords haben etwas Überzeugungsarbeit nötig, und genau die werden wir nun leisten.«
»Lesarl?«, fragte Isak mit einem vorsichtigen Lächeln und blickte auf die Frau, die entspannt auf einer Seite des Zeltes hockte. Er bemerkte, dass Ked gequälte Resignation zeigte. Er hatte gewiss gehofft, die Zeit drastischer Maßnahmen wäre vorüber gewesen.
»Legana hat andere Pflichten«, sagte Bahl. »Sie kehrt nach Helrect zurück, wo sie dem Weißen Zirkel beitreten wird. Wir besitzen wenig Wissen über den Kreis und seine Ziele, einfach weil es so schwer ist, ihn zu unterwandern. Nur wenigen weiblichen Agenten sind Leganas Begabungen zu eigen. Sie für diese Angelegenheit zu verschwenden wäre töricht. Auf jeden Fall wird Lesarl seine Gefühle für Herzog Certinse für den Augenblick zügeln müssen. Ich vernichte mächtige Familien nicht leichtfertig, denn das würde uns, so denke ich, irgendwann wieder einholen.«
»Und Grafen?«, fragte Vesna leise.
»Kinbe und Solsis sollten beide verschwinden. Es gibt keinen Zweifel, dass sie des Mordes und der Ketzerei schuldig sind, aber wir haben nicht genug Beweise für einen öffentlichen Prozess. Das sollte Herzog Certinse eine deutliche Warnung sein. Danach müssen wir sehen, wie er reagiert. Ich werde Lordprotektor Nelbove bereits im Griff haben, wenn seine Tochter Certinse heiratet. Seine Allianz mit Malich diente zu jedem Zeitpunkt nur der Vermehrung seines Reichtums.«
»Herzog Vilan und seine Marschalle«, sagte Sir Cerse. »Der Graf hat zweideutige Briefe an meinen Vorgänger gesandt – sie
wurden erst aufgehalten und bis sie dann zugestellt werden konnten, war der Oberst gestorben, und ein Verwandter in der Stadt hatte seine persönlichen Papiere eingefordert. Es gibt keinen Anlass für Vilan zu ahnen, seine Briefe könnten nicht verbrannt worden sein, wie es sicher mit den anderen geschehen ist. Ich kenne ihn seit Jahren, darum bezweifle ich, dass er eine wichtige Rolle in der Intrige spielt, aber es könnte eine Warnung für alle sein, die darüber nachdenken, Ränke zu schmieden.«
Der grauhaarige Torl blinzelte überrascht. Vilan war einer seiner Untertanen – und ein sehr wichtiger dazu. »Ich hatte keine Ahnung«, sagte er und sah Bahl an. »Es stimmt, ich habe mich nie gut mit Vilan verstanden, aber ich hatte keinen Grund, ihn des Verrats zu verdächtigen. Seine Familie hat die meine stets unterstützt. Er ist mein Cousin zweiten Grades.« Der Lordprotektor rieb sich die Nasenwurzel und seufzte schwer. Isak sah ihn an, von der Wirkung dieser Neuigkeit auf das Gesicht des sonst so ausdruckslosen Soldaten gefesselt. »Wenn Ihr so freundlich wäret, mir die Dokumente zu zeigen, Sir Cerse?«
Der Ritter nickte. »Natürlich, Herr. Sie liegen in Tirah unter Verschluss. Wenn es Euch hilft: Es werden versteckte Waffenlager in Eurer Jagdhütte und dem Riverbree-Anwesen erwähnt. Ich nehme an, dass dies Mitteilungen sind, die er
Weitere Kostenlose Bücher