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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Tempel unmittelbar – und könnte bald auch die Kardinäle des Nartis-Kultes beherrschen.«
    Amanas seufzte und stand auf. Er nahm eine Öllampe von der Kommode und wies damit zur Tür. »Nun, dann kommst du lieber mit mir. Wir haben eine lange Nacht vor uns.«

19

    Isaks Pferd brach vor Erschöpfung beinahe zusammen. Die Schneeflocken, die sich bei der Landung auf dem Stoff in Wasser verwandelten, belasteten das arme Tier noch weiter, während es sich durch den schmutzigen Schlamm arbeitete, der hier als Waldweg durchging. Der örtliche Lordprotektor beschäftigte Arbeiter, die die Straßen in Ordnung halten sollten, aber nachdem mehrere tausend Reiter mitten im Winter durchgekommen waren, konnte man nicht mehr erkennen, ob sie ihre Arbeit vernachlässigt hatten oder nicht. Da sie sich in Amah befanden, einem reichen und aufstrebenden Protektorat, war es sehr wahrscheinlich, dass jemand kopfschüttelnd auf die vorbeiziehenden Truppen sah und sich fragte, wie er seine Straße jemals wieder in Ordnung bringen sollte.
    »Erinnert mich daran, warum wir dies tun müssen«, murmelte Isak und fasste eine Schneeflocke in den Blick, die auf einer Naht landete.
    »Weil ein Überwintern in Lomin ebenso unpassend wie schwierig wäre.« Vesnas Antwort klang mechanisch. Er war ebenso gelangweilt und durchgefroren wie der Krann selbst und hatte diese Frage schon ein halbes Dutzend Mal beantwortet. »Ganz abgesehen davon, dass Ihr Euch höchstwahrscheinlich mit Herzog Certinse zerstritten hättet, liegt Lomin achthundert Meilen von
Perlir entfernt. In der jetzigen Lage ist das zu weit. Herzog Sempes hat schon eine ganze Weile keinen Ärger mehr erregt und der Haushofmeister ist vermutlich mittlerweile schon verrückt vor Sorge.«
    »Sind wir schon in Danva?«
    »Bald. Schon im nächsten Dorf sollten wir rote Fahnen sehen.«
    »Warum rot?« Isak schien etwas neugieriger. »Sollten sie nicht weiß sein, da sie den Lordprotektor betrauern?« Er blickte seinen Gefolgsmann an, der deutlich höfischer aussah als sein Herr. Isaks schwere Felle waren dreckverschmiert, seit sein Pferd fehlgegangen und gestürzt war. Zumindest hatte das Tier eine anständige Mahlzeit ergeben. Der Sturz war zu schwer gewesen, als dass es noch zu gebrauchen gewesen wäre, und die Farlan waren ein praktisch veranlagter Menschenschlag. Die Pferde stellten eine tragende Säule des Volkes dar und wurden darum von allen geehrt. Aber sie waren ein Werkzeug. Isak hatte gehört, dass die Yeetatchen ihre Pferde wie Familienmitglieder behandelten, aber die Farlan waren deutlich vernünftiger.
    »Nein, mein Lord, sie hissen Rot, wenn der Lordprotektor im Kampf stirbt. Ich dachte, das wüsste jeder.« Vesna wirkte überrascht. »Wo seid Ihr geboren worden?«
    »Auf dem Weg zur Runden Stadt. Als Schwarzzahn in Sicht kam, setzten bei meiner Mutter die Wehen ein, so sagte man mir. Dort liegt sie begraben, unter einer Weide neben der Straße.« Ein Hauch von Schmerz lag in Isaks Stimme. Wie alle Weißaugen wusste er genau, warum seine Mutter hatte sterben müssen.
    »Es tut mir leid …«
    »Das liegt lange zurück«, sagte Isak und löste sich von der Erinnerung. »Ich erinnere mich nicht mehr an sie, aber zumindest habe ich gesehen, wo sie begraben liegt. Diese Strecke war für zehn Jahre mein Leben. Drei Mal alle zwei Jahre bereiste ich sie;
ich musste mich wegschleichen, um ihr Grab zu besuchen und wurde ausgepeitscht, wenn ich wiederkam.«
    »Hasst Euer Vater Euch so sehr?« Vesna klang, als könne er nicht glauben, dass sich ein Elternteil so verhalten würde, aber Isak hatte üblere Männer als seinen Vater kennengelernt. Horman hatte wenigstens einen Grund, seinen Sohn zu hassen. Andere Männer taten Schlimmeres, nur weil sie bösartig geboren wurden.
    »Vater hat mir Mutters Tod nie verziehen. Er gab mir meinen Namen, um Kasi Farlan zu verspotten – vielleicht hoffte er, dass mich die Götter deswegen in jungen Jahren holen würden. Hätte mich Carel nicht im Zaum gehalten, man hätte mich wohl wegen unserer aufbrausenden Gemüter bald gehängt.«
    »Ihr spracht schon einmal von Carel. Wer ist das?«, fragte der Graf.
    »Carel – Sergeant Betyn Carelfolden«, sagte Isak. »Er hat mir alles beigebracht, was ich weiß, nicht nur im Kampf. Auch mein Gemüt im Zaum zu halten, zu denken, bevor ich handle … es wirkt vielleicht nicht so, aber früher war ich viel schlimmer.« Er lachte, dann erklärte er: »Carel war ein Geist, darum war er gerecht. Er

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