Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
Vom Netzwerk:
werden. Das halbe Land macht sich Gedanken darüber, was ich wohl bin. Entweder der wiedergeborene Aryn Bwr oder ein Hindernis auf seinem Weg zu neuer Macht. Wie viele von denen fänden es wohl besser, wenn ich einfach stürbe?«
    »Das stimmt wohl. Der Haushofmeister hätte deinen Mord sicher bereits geplant, wärest du nicht Farlan. Gibt es sonst noch etwas, das einen Sinn in diese Sache bringen könnte?«
    Isak zögerte. Es gab einige Dinge, die er keinem erzählen wollte, bevor er sie nicht selbst ganz begriffen hatte. Er hatte auch keine Ahnung, was wichtig oder unwichtig war. Die Wege der Götter waren unergründlich. Das Zeitalter der Erfüllung war nur das: ein Zeitalter. Es konnte Jahrhunderte andauern. Und doch sagte er: »Etwas gibt es. Eine Stimme.«
    »Eine Stimme?«
    »Eine Mädchenstimme. Ich höre sie manchmal in meinen
Träumen. Ich glaube, sie ruft mich, aber ich kann sie nicht verstehen.«
    »Sucht sie dich? Ich glaube, das würde der Dame Tila gar nicht gefallen.« Er zwinkerte.
    »Tila? Du kennst sie doch nicht einmal.«
    »Du vergisst, dass Soldaten schlimmer tratschen als Waschweiber.« Vesna lachte. »Soweit ich gehört habe, ist die hübsche kleine Magd ziemlich in dich verschossen.«
    »Dann bist du genauso schlimm wie der Rest«, grummelte Isak. »Nur, falls du es nicht bemerkt hast: Ich bin ein Weißauge, sie nicht.«
    »Sie schert sich vielleicht gar nicht darum, was du bist. Nicht allen macht es etwas aus.«
    »Und nicht alle haben Eltern, die erwarten, dass ihre Tochter eine gute Partie heiratet – und auch nicht alle wünschen sich Kinder. Ich werde vielleicht alt genug, um an der Seite deines Ururenkels zu kämpfen, aber ich werde niemals einen eigenen haben.«
    »Es tut mir leid, mein Lord – Isak. Ich wollte dich nicht beleidigen.«
    Isak seufzte und streckte die Arme in die Luft, rollte dann mit den Schultern, um die Verspannungen zu lockern. »Ich weiß, und ich bin nicht verärgert, wirklich nicht. Aber Tila hat nichts mit all dem zu tun, also lassen wir sie außer Acht. Was das Mädchen in meinen Träumen angeht, so glaube ich, sie wiederzuerkennen, und gleichzeitig auch wieder nicht.«
    »Was willst du deswegen unternehmen?«
    »Was kann ich denn unternehmen? Das ist nur ein weiteres meiner Geheimnisse, gegen die ich rein gar nichts tun kann. Vielleicht wurde es nur geschaffen, um mich durch die Grübelei darüber in den Wahnsinn zu treiben. Aber eines Tages werde ich es herausfinden. Ganz zweifellos! Und ich kann nur versuchen, darauf vorbereitet zu sein, was auch immer kommen wird.«

     
    In den folgenden Wochen wurde die Armee kleiner und kleiner, denn Ritter und Leibwachen lösten sich in winzigen Gruppen und reisten zu ihren Ländereien. Der Rest der Truppen suchte am Horizont die Spitzen von Tirahs Türmen, während Meile um Meile unter den stampfenden Füßen dahinzog. Als sie Fordan erreichten, wurde die trübe Laune noch düsterer. Der neue Lordprotektor, ein ergrauender Mann von vierzig Sommern, hatte sich trotz einer tiefen Schulterwunde in die Rüstung seines Vaters gequält. Jetzt ging er vor dem Sarg her und führte den Trauerzug nach Haus.
    Am Abend stopfte der Lordprotektor so viele wie möglich in die große Halle des Anwesens und sprach einige Minuten in ehrwürdiger Trauer über jene, die sie verloren hatten. Als letzte Geste für seinen geliebten Vater befahl er den Inhalt der Keller herbei. Fässer voller Bier und Wein wurden herangerollt, für die endlosen Trinksprüche auf die Regimenter, die gekämpft hatten, und für die Männer, die gestorben waren. Jeder wusste, dass der verstorbene Lordprotektor Fordan eine Hundertschaft betrunkener Soldaten zu seiner Andacht mehr als gut geheißen hätte.
    Isak lehnte sich zurück, fühlte sich fehl am Platze, obwohl er ebenso gekämpft hatte wie sie. Schuldgefühle kochten kurz auf, als der neue Lordprotektor sein Glas erhob, um auf seinen Vater zu trinken, und Isak eine Träne in seinem Auge sah. Das war etwas, das Isak niemals könnte – nicht einmal, wenn sein Vater eine große Heldentat vollbrächte. Isak bezweifelte, dass er überhaupt viel empfinden würde, wenn Horman starb.
    Er ballte die Fäuste, als ein Teil von ihm Scham verspürte. Er stand plötzlich auf, entfernte sich von den zunehmend betrunkenen Trauernden und folgte der Geste eines Dieners, der ihm den Weg zu einer engen Wendeltreppe wies, die von der Halle wegführte. Er sagte sich, dass er nicht dorthin gehöre – Märsche
singend –,

Weitere Kostenlose Bücher