Sturmkaempfer
sich … und sah gerade zu ihnen herüber. Der Pirat nahm zwei Sitzplätze ein, ein Arm lag auf der Rückenlehne und seine Stiefel ruhten auf dem Sitz vor ihm. Das sorgte zwar für erhebliches Unwohlsein bei dem Mann, der dort saß, aber er schien doch keinen Einspruch zu erheben.
Jex erwiderte Isaks und Emins Starren, dann senkte er seine Stiefel erneut auf die Bretter. Er lehnte sich vor und nahm dem unglücklichen Adligen vor sich die Zigarre aus den Händen, lehnte sich zurück und paffte in einer spöttischen Nachahmung des Königs vor sich hin. Emin nahm es mit einem Nicken zur Kenntnis, das Jex erwiderte.
Isak wies nur auf Graf Vesna hin, der sich auf seinen nächsten Lanzengang vorbereitete, und machte eine obszöne Geste zu dem Piraten hinüber. Jex warf den Kopf in den Nacken und lachte so laut, dass der halbe Pavillon verstummte. Die neugierigen Blicke beachtete er nicht weiter.
Isak überging das Stöhnen hinter ihm ebenso wie die Spitze des Lederstiefels, die seine politische Beraterin in den Rücken ihres Lords rammte.
Sie sahen der Tjost beinahe den ganzen Nachmittag zu. Die Versammlung auf der gegenüberliegenden Seite war in ständigem Fluss, aber bald bemerkten sie ein Muster in der Art, wie sich Jex’ Freunde bewegten. Der Mann saß still da und wartete auf die Berichte, die gesammelt und ihm dann überbracht wurden. Als Vesna seinen dritten und letzten Gegner für diesen Tag mit Leichtigkeit aus dem Sattel warf, spielte Jex ein Gähnen auf sein Gesicht und warf eine Münze in den Sand, als der Graf abstieg, um sich seinen Applaus abzuholen. Die Menge verstummte auf der Stelle … die ganze Stadt hatte von dem bevorstehenden Duell erfahren.
Vesna gab vor, seinen Wurf gar nicht zu sehen, nur um die Münze dann Augenblicke später zufällig vor seinen Füßen zu
entdecken. In beiden Pavillons verrenken sich die Leute die Hälse, als er sich bückte und sie aufhob. Der Held der Farlan hielt sie für einen Augenblick ins Licht, wandte sich dann Isak zu und hielt das Silberstück mit gespielter Begeisterung hoch, damit sein Lord es sehen konnte.
Der Krann hob zustimmend einen Daumen, denn er kannte Vesnas selbstironischen Humor nur zu gut. Die gesamte Menge lachte. Vesna strahlte von einem Ohr zum anderen und ging mit keckem Schritt zu seinem Pagen zurück, was durch seine klobige Rüstung nur umso lustiger wirkte.
Die Menge lachte noch lauter, aber Jex mochte nicht mit einstimmen.
33
»Isak, es wird Zeit für eine Entscheidung.« Tila konnte nicht sagen, ob er sie gehört hatte. Sein angestrengtes Gesicht zeugte eher von Nachdenklichkeit als von Wut.
Dennoch reagierte Isak nicht. Sie hatten ohne Ende über den Major der Geweihten und seine Neuigkeiten gesprochen, bis in die frühen Morgenstunden hinein, und jetzt war der letzte Tag der Frühlingsmesse gekommen und niemand wusste, wie die richtige Entscheidung aussähe. Isak war nicht sicher, dass er dem ehrlichen jungen Major trauen konnte. Es gab zu viel, was er nicht verstand. Und doch … Und doch war es zu offensichtlich, als dass es ein Hinterhalt sein würde. Isaks Gefolge war zwar nicht groß, aber es handelte sich um Geister – und es würde mehr als eines Regiments bedürfen, um sie zu besiegen, vor allem, wenn sie bereits auf der Hut waren.
Und dann war da noch das zusätzliche Problem Lord Bahl: Er würde nicht darauf warten, dass sein Haushofmeister Beweise fand. Er würde einfach angreifen. Bei all ihrer Macht hatten die Geweihten doch keine Chance gegen das Farlanheer.
Und eine weitere Sorge: König Emin. Emin und sein gefährliches Lächeln … auf gewisse Weise war das die einzige Rückversicherung, die Isak besaß. Der König Narkangs war schlau und wollte, dass die Farlan es wussten. Es schien offenkundig, dass
mehr dahintersteckte, aber Emin hatte Isak genug versteckte Hinweise gegeben, damit Isak sicher sein konnte, dass seine Pläne hinreichend groß waren und er die Unterstützung und nicht die Feindschaft der Farlan dafür benötigte.
Er seufzte – laut – und wandte sich Tila zu. »Der Rote.«
Tila hielt den roten Seidenschal hoch, den sie am gestrigen Tag gekauft hatte und knotete dann den weißen an Megenns Zügel. Vesna lenkte sein Pferd näher heran, und sie band den roten Schal um seinen Arm, der bereits im Schwarzeisen steckte. Dem Grafen war es erlaubt worden, seine verzaubterte Rüstung zu tragen, nachdem der König verkündet hatte, dass sie nicht weniger behinderte als eine unverzauberte
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