Sturmkaempfer
Platte, und ihm somit keinen unerlaubten Vorteil verschaffte. Der Graf fragte sich, ob er auch zugestimmt hatte, damit das zu erwartende Finale noch spektakulärer wurde: der Löwe von Anvee, dunkel in der Sonne schimmernd, gegen die leuchtende Gestalt des Champions von Emin, das war der Junge, den man wegen seiner goldverzierten Rüstung Sonnenbiene nannte. Der Unterschied von mattem Schwarz und glänzendem Gold würde die Barden und Geschichtenerzähler gewiss mit einer großartigen Geschichte versorgen, die sie an diesem Tag auf der Ebene erzählen konnten.
»Bist du sicher?« Carel wirkte über diese Entscheidung nicht glücklich.
»Wir können den König sicher um eine Eskorte bitten?« Das war eine Frage, die Isak hatte vermeiden wollen. Er wollte den König nicht in all seine Geheimnisse einweihen, für den Fall, dass er sich doch in dem Mann täuschte. Er wollte auf keinen Fall die Möglichkeit eröffnen, einen »Unfall« auf die Ritter der Tempel zu schieben. Isak konnte an Carels und Vesnas Reaktion ablesen, dass er nicht der Einzige war, der sich Sorgen darüber machte, wie umfassend sie dem König vertrauten.
»Soweit ich herausfinden konnte, wären die Efeuringe ein
schlechter Ort für einen Hinterhalt, gleichgültig wie einsam sie liegen. Was Emin angeht, so denke ich, wir können ihm vertrauen, aber wer weiß … es gibt nicht so viele Farlan, denen ich vollkommen vertrauen kann. ›Wissen ist Macht‹ – Lesarls Lieblingssprichwort.« Er lachte hohl. »Und ein weiser Mann weiß mehr als sein bester Freund.«
»Das stimmt.« Vesna zupfte an dem Schal, um zu sehen, ob er fest saß. »Aber man kann dies manchmal auch zu weit treiben.«
Isak sah zu Boden, er konnte seinem Gefolgsmann nicht in die Augen sehen.
»Manchmal hat ein Mann Geheimnisse zu bewahren. Dafür muss der Grund nicht immer mangelndes Vertrauen sein.«
»Das scheint heutzutage öfter der Fall zu sein«, sagte Carel. »Morghien zum Beispiel. Über ihn hast du weniger gesagt als Mihn. Was geht da vor sich, Isak?«
»Genug«, brüllte er plötzlich.
Tila zuckte zusammen und sah weg, aber Carel blinzelte nicht einmal. Isak mochte jetzt mächtig sein, sogar reich, aber er war noch immer der Junge, den Carel geradezu aufgezogen hatte.
»Nicht genug!«, blaffte er zurück. »Glaubst du, du bist jetzt so weise, dass du alles alleine regeln kannst? Ich bin nicht hier, um deine Botengänge zu erledigen. Wenn du willst, dass ich ein braver kleiner Höfling bin, dann kannst du dir deinen Titel und Arugin in den Hintern schieben.«
Isak antwortete nicht, presste aber die Kiefer aufeinander.
Carel schnaubte ärgerlich und schlug dem Krann auf den Kopf, wobei er das erschrockene Aufkeuchen der Umstehenden nicht beachtete. »Was ist nur mit dir los, Junge? Weicht die Magie dein Hirn auf, oder ist dir all dieses Erlöser-Gerede zu Kopf gestiegen?«
Diesmal knurrte Isak auf und schlug Carels Hand beiseite, packte ihn dann am Kragen und zog ihn aus dem Sattel, bis Carels Gesicht auf seiner Höhe war.
Tila schrie auf und ergriff seine riesige Faust, doch Isak schüttelte sie ab, ohne sie anzusehen.
»Nur zu«, röchelte Carel. »Schlag mich. Zeig mir und dem Rest des Landes, dass du nichts weiter bist als ein Tier. Vielleicht habe ich meine Zeit mit dir verschwendet. Vielleicht hätte ich dich doch an diesen Söldner auf der Straße übergeben sollen, statt dem Land ein weiteres Monster zu bescheren, das mehr Kraft als Verstand hat. Du bist nur ein Mann, Isak. Egal welche Gaben du hast, egal auch wie groß du bist, du bist dennoch nur ein Mann. Allein kannst du keinen ganzen Krieg führen – du wirst uns alle enttäuschen.«
Isaks Faust zitterte vor Wut und der heiße Geruch der Raserei füllte seine Nase. Carel sah in die kalten Augen des Jungen und spürte zum ersten Mal eine Spur von Angst. Das Gesicht des Weißauges war gerötet und er fletschte die Zähne. Funken zuckten um seine winzigen schwarzen Pupillen.
Carel hörte nur das wilde Rauschen von Isaks Atem und versuchte zu sprechen: »Enttäusch mich nicht, Junge.« Die Worte waren wenig mehr als ein geflüstertes Gebet, aber sie löschten das Feuer sofort.
Isak zuckte vor Schreck zusammen und schüttelte Carel dabei unwillentlich wie eine Puppe durch. Er sah sich zu den anderen um, die ihn umringten, dann setzte er Carel wie benommen auf dem Boden ab. Er hielt sich am Sattelknauf fest und beugte sich, unkontrolliert zitternd, über Toramins Hals. Carel stützte sich mit der
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