Sturmkaempfer
Hand an der Schulter des Pferdes ab und atmete ebenso schwer wie Isak.
Die Geister hatten einen Kreis um sie gebildet, sobald Isak seine Stimme gehoben hatte, um sie vor neugierigen Zuschauern abzuschirmen, aber sie selbst warfen angstvolle Blicke auf ihren Kommandant und ihren Lord.
»Es tut mir leid.« Isak klang zwar so schwach wie ein Welpe,
aber schon wieder menschlicher. Carel hustete und streckte dann die Hand nach Isak aus. Er hatte zwar keine Kraft, um Isaks Hand zu drücken, aber seine Worte waren deutlich: »Das weiß ich, mein Freund.«
Als Carel seine Lungen füllte und tief durchatmete, kehrte die Farbe wieder auf seine Wangen zurück. Er hielt Isaks Hand fest und blickte besorgt zu ihm auf. »Aber eines Tages, mein Junge, könnte es zu weit gehen. Dann bist du vielleicht nicht mehr in der Lage, dich rechtzeitig zusammenzureißen. Wenn du mal Ratgeber brauchst, die dich mögen sollen und nicht deine Macht, dann erinnere dich daran, was das bedeutet. Es mag mir als treuer Untertan nicht zustehen zu fragen, woher dieser gehetzte Gesichtsausdruck kommt, aber als dein Freund werde ich es auf jeden Fall tun. Wenn du alles für dich behältst, wird es dich noch in den Wahnsinn treiben.«
Isak hob den Kopf und in seinen Augen lag Trauer. »Ich weiß, aber Carel, ich verstehe es selbst nicht. Wollte ich es dir erklären, ich wüsste nicht, wo ich anfangen sollte. Ich bin nicht einmal sicher, dass es einen Anfang gibt.« Er wirkte noch immer beschämt, hob aber eine Hand, um weitere Fragen zu unterbinden. »Wenn wir den heutigen Tag überleben, verspreche ich, dir alles zu erzählen, was mir möglich ist. Das schulde ich dir, ich weiß, und noch viel mehr.«
Carel sah ihn einen Augenblick an, dann nickte er zufrieden. »Das reicht, Junge. Ich werde also darauf warten.« Er streckte den Arm aus und Isak half ihm wieder auf sein Pferd.
Jetzt wandte sich Isak den anderen zu. Tila war sichtlich erschrocken, ebenso wie die Dame Daran, die ohne Erfolg über den grünen Seidenärmel von Tilas Kleid streichelte, um sich und ihr Mündel zu beruhigen. Isak öffnete den Mund, um zu sprechen, aber die Worte blieben ungesagt. Was sollte er auch sagen? Dass es nicht mehr geschehen würde? Dass er, ein Weißauge, nie
mehr die Beherrschung verlieren würde? Er versuchte Tila in die Augen zu schauen, aber die langen Haare verbargen ihr Gesicht.
Er drückte Toramin die Hacken in die Flanken und setzte sich damit wieder in Richtung Turnierplatz in Bewegung. Die Sonne warf dicke goldene Strahlen auf das niedergetretene Gras. Schäfchenwolken glitten auf dem kräftigen Wind schnell über das Land dahin. Die Ebene war beinahe überfüllt und ein Chor aus Gesängen, Rufen, Jubel und Gelächter füllte die Luft. Die öffentlichen Ränge bei der Tjost waren bereits voll und die Leute stritten um eine bessere Sicht. Offensichtlich hatte man von Tilas Wette erfahren. Fünfhundert Goldmünzen – gleichgültig ob Emins oder eine andere Währung – bedeuteten ein Vermögen. Die Leute von Narkang wollten ihrem Champion zujubeln.
Isak sah einer Gruppe von Kindern zu, die um Spielzeuglanzen stritt. Die beiden Jungen, die gewannen, hatten einen Mantel um die Schultern liegen. Einer trug Schwarz, der andere Gelb. Sie waren eben dabei, sich auf die Rücken der beiden zu schwingen, welche die Pferde sein sollten, als ein Mädchen mit schmutzigem Gesicht die Farlan bemerkte. Sie kreischte aufgeregt – und binnen Sekunden hing an der Gruppe ein Rattenschwanz voller bewundernder Augen und schmutziger Gesichter, die nicht etwa Isak anstaunten, sondern Graf Vesna in seiner prächtigen Kampfmontur.
Isak versuchte ein Lächeln, doch es misslang. Er wusste, dass sie sich von ihm fernhielten, und er wusste auch, dass sie Grund dazu hatten.
»Geht es Euer Lordschaft gut?«, fragte der König, als sich Isak setzte. Wie am Tag zuvor war die Königin abwesend und Graf Antern füllte den Stuhl neben dem König. Um sie vor der zu erwartenden Gewalt zu schützen, war die Königin gezwungen, den
Großteil der Messe in ihrer Kammer zu verbringen, wo sie offenbar an schwerem Kopfschmerz litt.
Isak nickte kurz und der König fragte nicht weiter. Sein bleiches Gesicht sagte genug und wurde von der Art untermauert, wie Mihn seinen Meister umsorgte und drängte, etwas zu essen. Erst lehnte Isak alles bis auf einen Becher Tee ab, aber bald fing er an, lustlos an den Delikatessen zu knabbern, die sich auf den Platten stapelten.
»Der Graf ist
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