Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
Vom Netzwerk:
Trotz allem war es also wahr geworden – und er hatte seinen Lord nie gewarnt …
    Schuld strömte wie Gift in ihn ein und seine Tränen brannten wie Säure auf seinen Wangen.
    Der Ritter drehte sich zu dem Stöhnen herum, das gezahnte Schwert zu einer weiteren Herausforderung erhoben. Die schwarze Rüstung war von uralter Machart und fantastisch verziert, mit perlenbesetzten Graten und silbernen Spiralen. Die Hand des Ritters war nackt, ganz der Luft ausgesetzt, und so bleich wie die einer Leiche. Das Monogramm an seiner Kehle – die ineinander verschlungenen Buchstaben K und V – machten deutlich, wem diese Rüstung einmal gehört und welcher legendäre Krieger Lord Bahl erschlagen hatte.
    Isak stand auf, und diesmal hielt er Eolis in der Hand. Doch als er hinabsah, bemerkte er, dass die Klinge so dünn und gewichtslos wie Morgennebel war. Er versuchte die Waffe zu heben, aber trotz seiner Wut brachte er nur einen Schritt vorwärts zustande. Er sank auf die Knie, erschöpft und schlotternd vor Trauer. Als er auf seine Hände blickte, sah Isak, dass sie im matten Licht kaum sichtbar waren, wie das Schwert in seiner Hand, und mit jedem verstreichenden Augenblick wurden sie noch durchscheinender.
    Kastan Styrax kicherte boshaft und ließ die Waffe sinken. Eine
Spur Blut tropfte auf den Stein – Bahls Blut, dachte Isak und musste beinahe schluchzen. Er salutierte spöttisch vor Isak und wandte sich ab. Dann ging er mit dem Breitschwert auf der Schulter davon.
    Er rief Isak durch die Halle zu: »Ein andermal, Junge.«
     
    »Herrin, die Zeremonie findet nicht statt, wenn er bewusstlos ist.«
    »Dann wecke ich es eben. Ach, es erwacht bereits.«
    Isak öffnete die Augen und sah das Weißauge auf ihn herabstarren. Die Herzogin stand gebeugt neben ihr. Ostia zog mit dem Zeh einen Kreis auf den Boden.
    »Zeremonie?«, murmelte er benommen.
    »Ja, Hund: Zeremonie! Gefährliche Tiere muss man zähmen, bevor sie von Nutzen sind.«
    Neue Kraft strömte in Isaks Glieder. Die Luft schmeckte süßer, als er tief durchatmete. Er spürte die verwirrenden Meilen Luft über sich und die schwere Sicherheit von Erde und Fels unter seinen Füßen. Ein Lächeln kroch auf seine Lippen, trotzdem sein Freund und Herr gestorben war. In seinen Adern prickelte das Leben, als über ihm Wolken dahinrasten, um seinen Aufstieg zu feiern. Der Tag war klar und frisch gewesen, aber mit jedem freudigen Atemzug lockte Isak den Sturm näher heran.
    Er konnte nun Nartis spüren, nicht als die erschreckende Gottheit aus seinen Träumen, sondern wie einen Bruder, einen Vater. Die Luft erzitterte, als der heilige Blick des Gottes durch die Wolken brach und wie eine Krone auf Isaks Haupt zur Ruhe kam. Die Kraft des Gottes stand ihm zur Verfügung. Sein Zorn verlieh Isaks erschöpften Gliedmaßen Kraft.
    »Bei meinen Leuten kennt man ein Sprichwort«, sagte Isak.
    Die Frauen unterbrachen ihre Handlungen und sahen ihn aus zusammengekniffenen Augen an. Isak blickte sie eine nach der anderen an, verharrte aber am längsten auf Ostia. Plötzlich bemerkte
sie die Veränderung in der Luft. Sorge bahnte sich einen Weg in ihre Züge, als sie Nartis spürte. Isak bemerkte, wie seine Kraft wuchs und dann erkannte er in Ostias Augen, dass sie es ebenfalls bemerkte, aber sie überging es, als sei es für ihre Sache unwichtig.
    Es bestätigte Isaks Vermutung, dass Ostia nicht die Feindin war – oder dass sie lediglich nicht vorhatte, sich Nartis zum Feind zu machen. Auf jeden Fall war es ein Problem weniger, und nun wusste Isak, wie er mit den anderen fertig werden konnte. Er grinste zu dem Weißauge hinauf.
    »Sie sagen, dass nur ein Narr versucht, einen Wolf in einen Käfig zu sperren.«
    Das Weißauge starrte ihn an, schnaubte dann geringschätzig, was die Herzogin eilig nachahmte.
    »Dumme Kreatur«, sagte das Weißauge. »Du nennst dich einen Wolf? Ha! Du bist ein Tier, ja, aber niemand ist stark genug, um sich der Zeremonie zu widersetzen, gleichgültig welche großen Worte du über deine Entschlossenheit verkündest.«
    Isak grinste weiter, während seine Stärke mit jedem Augenblick weiter zunahm. Er konnte Nartis’ Berührung überall auf seiner Haut spüren, und der göttliche Segen füllte seine Seele. Dies war die wahre Bedeutung des Daseins als Weißauge: Jede Faser vibrierte vor entrückender Energie. Ostia trat vorsichtshalber zurück.
    »Ich stamme von Bauern ab, wir spucken keine großen Worte.«
    »Ach?« Sie versuchte gelangweilt zu wirken,

Weitere Kostenlose Bücher