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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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verlangte das Weißauge wütend zu wissen. Ihre eigenene Fähigkeiten waren offensichtlich begrenzt, gleichgültig wie viel Kraft der Kristallschädel ihr verlieh. Isak konzentrierte sich auf Ostia. Die Stadttore ausspionieren zu können war schon eine beachtliche Leistung. Nah genug heranzukommen, damit der Dämon ihr schaden konnte, war jedoch unglaublich. Isak fragte sich, ob Bahl dazu in der Lage wäre.

    »Schlauer Bastard«, sagte Ostia nachdenklich. Sie beachtete die Ungeduld des Weißauges gar nicht, doch einige Augenblicke später sagte sie: »Ich bezweifle, dass es jemand geschaft hat, das Tor vor dem König zu verschließen. Ein Dämon hat gerade das Torhaus bezogen.«
    Isak kicherte. »Da seid ihr wohl doch nicht so schlau, wie ihr dachtet, was? Ein solches Pech.«
    Eine Schmerzwelle, breit wie eine Straße, brandete durch seinen Körper. Das Weißauge zischte verärgert auf. »Das wirst du nicht mehr denken, wenn man dich erst an mich gebunden hat. Dann wirst du so eifrig wie ein Hund darauf brennen, dich um das Königsproblem zu kümmern.«
    Isak wurde bleich und seine Augen weiteten sich vor Angst. Er fühlte sich, als sehe er einen Pfeil auf sich zurasen. Plötzlich krampfte er heftig zusammen und die beiden Wachen ergriffen wieder seine Arme, um seinen Sturz zu verhindern. Mit einem Blick forderte das merkwürdige Weißauge eine Erklärung von Ostia.
    »Ich weiß nicht, aber ich würde vorschlagen, Ihr hört mit dem auf, was Ihr mit ihm angefangen habt.«
    »Ich habe gar nichts getan«, sagte sie wütend und trat einen Schritt zurück, als Isak auf die Knie fiel und zitterte.
    Isak.
    Die Welt drehte sich um ihn. Ohne Vorwarnung übergab er sich, verteilte den Inhalt seines Magens über den aufgewühlten Boden. Das Weißauge riss ihr Kleid angewidert aus dem Weg, als Erbrochenes den Saum beschmutzte, aber sie wich nicht zurück. Sie streichelte den Kristallschädel nachdenklich. Dies war kein Trick, da war sie sich sicher.
    Isak, kannst du es spüren? O ihr Götter, spürst du es? Xeliaths Stimme hallte laut durch Isaks Geist.
    »Was ist das?«

    Ein Sturm zieht über das Land. Nartis selbst ist es, auf dem Weg, dir seinen Segen zu spenden. Panik klang in ihrer Stimme mit, Panik und zugleich eine euphorische Freude. Lord Bahl ist zum Palast auf der Weißen Insel gegangen, um sich seinem Verderben zu stellen.
    Isak konnte das Zittern des Landes unter seinen Fingern spüren. Als die Kälte schmerzhaft in seine Zehen drang, erkannte er den Ort nur zu gut wieder.
     
    Die Steinwand war eiskalt, als er sich mit der Hand abstützte. Er blickte auf den erstaunlich leeren Strand hinaus und erkannte, wo er war. Ein einzelner, sonnengebleichter Felsen lag auf dem glatten, ebenen Sand, weit von der unermüdlichen Berührung der Wellen entfernt.
    Er wandte sich vom Fenster ab und ließ sich wie ein Pusteblumensamen von der leichten Brise den Flur entlangtreiben. Seine Gedanken drehten sich um den Mann, von dem er wusste, dass er in Kürze sterben würde. Es war ein Mann, den er seinen Freund nannte. Der Mann, dem er aus Furcht nichts von seinen Träumen erzählt hatte.
    Diesmal war er wach, und er wusste, dass er sich nicht gegen die Strömung wehren sollte, die ihn vorantrug. Seine nackten Füße flüsterten Warnungen auf dem glatten Boden, aber er beactete sie nicht und ging weiter auf einen Torbogen vor sich zu. Als er die Kuppelhalle betrat, verließ ihn beinahe die Kraft, weil ihn das immense Gewicht des Alters darin plötzlich umgab.
    Er zog sich mit zitternden Gliedern auf die Statue vor sich zu und mit letzter Anstrengung schaffte er es auch, den Kopf auf das Podest zu legen. Er erstarrte bei dem Anblick, der sich ihm bot.
    Lord Bahl stand in der Mitte, wie er es in seinen Träumen stets getan hatte, selbst als er nur ein namenloses Gesicht gewesen war. Er wirkte gebieterisch, mächtig, denn Magie und Wut erfüllten seinen Leib. Er tanzte und wirbelte mit tödlicher, atemberaubender
Eleganz herum, als der dunkle Ritter angriff. Aber jeder Schlag wurde abgewehrt und erwidert. Ein dunkles Lachen grollte durch die Kammer und Bahls Schläge wurden schneller und verzweifelter.
    Dann bot sich eine Öffnung und der unbekannte Ritter zuckte vor, schneller als Isak verfolgen konnte. Das legendäre maskierte Gesicht fiel und rollte in einer roten Wolke davon. Isak stöhnte laut auf, wie er es schon ein Dutzend Mal getan hatte, jedes Mal, wenn er von diesem Tod geträumt hatte. Doch diesmal schien es wahr zu sein.

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