Sturmkaempfer
Weil sie einst deine Verbündeten waren?«
»Nostalgie? Hah.« Ihr Lachen trug den Widerhall der Jahre. Die Erinnerung an den Inselpalast regte sich in Isaks Geist. Zhia offenbarte die gleiche matte, zeitlose Art. Er verdrängte die Erinnerung an Bahls Tod. Darum würde er sich später noch kümmern. Jetzt wollte er sich nicht der Trauer hingeben.
»Ich überlasse meinem Bruder die Besessenheit in Bezug auf das Vergangene. Auf jeden Fall sind sie weit von dem entfernt, wie wir sie einst kannten. Sie hatten keine Ahnung, wer ich bin, wussten nur, dass ich mehr Geschick und Wissen aufzuweisen habe als jede andere im Zirkel. Die Verlockung des Schädels war so groß, dass ich die ruhige und getreue Dienerin spielte. Ich hatte nicht erwartet, dass es so leicht wäre, ihn an mich zu nehmen.«
»Das war der einzige Grund, warum du bei ihnen warst?«
»Jetzt bemerkt man deine Unschuld. Da die Unendlichkeit vor mir liegt, unterhalte ich mich mit Politik, selbst wenn nichts dabei herauskommt.« Zhia zuckte erneut mit den Schultern, wobei sie darauf achtete, den Schal nicht herunterrutschen zu lassen und sich damit der Sonne auszusetzen. »Wenn es Zukünftigem nutzt, umso besser.«
»Zukünftigem?«
Ihre Geschwätzigkeit machte Isak misstrauisch. Sie waren das
Urbild von Feindschaft: Isak war noch stärker als die meisten anderen Erwählten gesegnet; Zhia und ihre Brüder und Schwestern waren dagegen mehr als alle anderen verflucht.
»Für Narkangs König drängt die Zeit. Ich schlage vor, du versuchst, ihm beizustehen.« Sie zwinkerte, dann verzog sie ungeduldig die Lippen, als Isak sie nicht zu verstehen schien. »Pass auf, Junge: Die Fysthrall sind viel eher deine Feinde, als ich es bin. Sie treibt nur ein Ziel an: Sie wollen sich an den Göttern rächen, die sie verbannten. Durch die Erlöser-Prophezeiungen betrachten sie dich verständlicherweise als Gefahr für ihre Pläne – und dazu kommt noch, dass du auch in ihren eigenen Prophezeiungen auftauchst. Du bist der Schlüssel zum Ende ihres Exils, oder besitzt ihn zumindest.«
»Dann sind sie es, gegen die der Erlöser kämpfen soll?« Isak war sich nicht sicher, dass er darauf eine ehrliche Antwort hören wollte. Wie die meisten hatte er vermutet, dass es eine Art Katastrophe geben und die schleichende Sorge vor dem Unglück am Horizont aufziehen würde, bis es so weit war.
»Das glauben sie, aber sie sind geistig sehr beschränkt. Ich schlage vor, dass du dich eher um deinen eigenen Schatten kümmerst als um die Fysthrall. Deinen Freund, den König, solltest du zum Erlöser befragen. Er hat einige hervorragende Abhandlungen zu diesem Thema geschrieben. Der Mann ist von Geschichte besessen und auch davon, seine Spuren in ihr zu hinterlassen. Jetzt kehre zu deinen Freunden zurück.«
Isak spürte, dass sie von ihm enttäuscht war, aber er konnte nicht erkennen, was der Grund dafür sein mochte. War er nicht das, was sie erwartet hatte – oder hatte Siulents alte und unschöne Erinnerungen herraufbeschworen?
»Was ist also nun deine Rolle bei der ganzen Angelegenheit?«, fragte er leichthin.
»Spiele nicht mit mir, Junge. Dem bist du nicht gewachsen.«
»Du sagtest, ihre Sache wäre nicht die deine«, erklärte er schnell. Er war sich des verärgerten Prickelns von Magie um sie herum sehr wohl bewusst. »Was willst du ? Offensichtlich nicht meinen Tod.«
»Nichts, was du mir geben könntest. Aber du solltest mit Leichtigkeit darauf kommen, wenn du nur etwas Vorstellungskraft hättest. Das reicht jetzt. Verschwinde.«
Er wartete nicht darauf, dass sie es ihm erneut befahl. Seine Freunde brauchten ihn. Isak sah, dass das Haupttor der Arena am Boden lag, genauso wie Emin es angekündigt hatte, und überall lagen Tote – Königswachen, Söldner, gewöhnliche Leute, Adlige wie Bauern. Er entdeckte Vesnas auffällige Rüstung nicht unter den Gefallenen, also musste er es wohl hinausgeschafft haben.
Auf der Rückseite der öffentlichen Ränge standen einige Pferde an einen Balken angebunden, bewacht von einem Söldner, der zu einer Anhöhe gegangen war, um möglichst viel vom Kampf zu sehen. Die künstliche Kraft seines Aufstiegs pulsierte noch in Isaks Gliedern, und so traf er genau, als er Eolis warf und den Mann aus zehn Metern Entfernung aufspießte. Wie ein Jagdhund lief Mihn hinüber, um das Schwert zu holen. Als er zurückkam, sah Isak Tränenspuren in seinem Gesicht.
»Danke«, sagte er, als Mihn ihm Eolis reichte. Er ergriff Mihn an der Schulter
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