Sturmkaempfer
hatten wundersame Unfälle erlitten. Der damalige Erzmagier hatte kurz davorgestanden, ihn trotz seines bemerkenswerten Talents hinauszuwerfen, weil er einen ungesunden Einfluss auf die anderen Studenten gehabt hatte. Da war Malich plötzlich verschwunden, zusammen mit einigen der verbotenen Büchern aus der geschützten Bibliothek.
Einige Jahrzehnte später, kurz nachdem Bahl es gerade eben geschafft hatte, einen umfassenden Bürgerkrieg zu verhindern, hatte er es bei einem Schutzangriff auf Malichs Festung tief im Wald geschafft, den Nekromanten zu töten.
Sogar den Weißaugen der Garde wurde bei dem, was sie dort fanden, sogleich übel. Und es sorgte dafür, dass mehr als einhundert adelige Farlan und Magier wegen Verrat und Ketzerei zum Tode verurteilt worden waren. Bevor man das Schloss bis auf die Grundmauern abbrannte, holte Bahl Malichs ganze Bibliothek heraus. Einige der Arbeiten zerstörte man sorgfältig und vollständig; andere wurden heimlich weggeschafft, um sie später in aller Ruhe und geheim zu studieren.
Er musste lange darauf warten, dass diese Berichte übersetzt wurden. Nun hakte er bei Lesarl nach: »Und es gibt keinen Hinweis in seinen Schriften, wo auf der weißen Insel der Schädel liegt? Ich will gar nicht daran denken, wie lange es dauern würde, jeden Gang des Palastes dort zu durchschreiten.«
Lesarl kratzte sich am Kinn, offensichtlich unwillig, Bahl in irgendeiner Weise zu ermutigen. Aber er wagte es nicht, zu lügen:
»Es heißt, dass der Schädel vom Ersten unter den Menschen bewacht wird. Man kann wohl annehmen, dass damit Kasi Farlan gemeint ist. Dafür gibt es aber keine Sicherheit. Ich weiß nicht, inwiefern das hilfreich sein kann. Der Palast bedeckt den Großteil der Insel, nicht wahr?«
Bahl nickte. Er zog an der Pfeife und runzelte die Stirn, als er erkennen musste, dass sie ausgegangen war. Also legte er sie auf dem Tisch ab. Plötzlich wirkte er alt. Mit den hängenden Schultern und dem Blick in die Ferne, so dachte Lesarl, erinnerte ihn der Lord an seinen Vater, der in seinen letzten Jahren von dem verfolgt worden war, was er in Bahls Diensten gesehen hatte.
Bei diesem Gedanken erschauderte der Haushofmeister – und räusperte sich laut, um ihn zu vertreiben. »Ich habe noch eine letzte Neuigkeit, etwas, womit ich Euch nicht belästigen wollte, doch nun, also weil, nun …« Er hüstelte nervös. »Es scheint, dass Herzog Nemarse, der Herrscher von Raland, heimlich geplündert hat. Er entdeckte einige Grabstätten in der Nähe seiner südlichen Grenze. Mein Spion konnte einen Soldaten auftreiben, der an der Graböffnung teilhatte; offensichtlich glaubt er, dass man ihn für dieses Sakrileg nicht gut genug entlohnt habe – und hat das auch der ganzen Schenke verkündet. Er erwähnte unter anderem einen Schädel, der so klar wie Glas gewesen sei. Kein sonderlich beeindruckender Anblick, so sagte er, aber der Herzog habe darauf bestanden, ihn dem Mann abzunehmen, der ihn brachte.«
»Und wo ist dieser Mann jetzt?«
»Er scheint verschwunden, mein Lord. Mein Spion sucht ihn. Aber es besteht weiterhin die Möglichkeit, dass Herzog Nemarse tatsächlich einen Kristallschädel besitzt. Raland könnte leichter durchsucht werden als die Weiße Insel, und wäre gewiss weniger gefährlich.«
Bahl nickte. Der Palast auf der Weißen Insel war riesig und
fremdartig. Raland war tatsächlich das deutlich leichtere Ziel. Herzog Nemarse war ein Dummkopf und Feigling. Jeder Söldneranführer, den er angeheuert hatte, hatte ihn binnen eines Jahres verlassen oder einen Putsch versucht. Nur eine Reihe von teuren Aufträgen für die Meuchelmörder der Stadt hatte den Herzog an der Macht gehalten.
»Schicke einen deiner schweigsameren Spione aus, um den Soldaten zu finden und zu tun, was nötig ist. Ich will jede Einzelheit über die Handlungen des Herzogs wissen, und verhindere, dass sich dieses Gerücht herumspricht.«
»Der erwähnte Spion sollte hinreichend geeignet sein. Sie besitzt nach Aussagen der Tempelherrin den Wortschatz und die Manieren eines Kavalleristen, aber ihre ›besonderen Talente‹ wurden als ›erlesen‹ beschrieben. Ihre Befehle sollten dafür sorgen, dass sie nach erfüllter Arbeit nun bereits auf dem Weg nach Hause ist.«
»Ah, eine von denen.« Bahl lächelte.
In der Stadt Helrect, zwischen Tirah und Raland, blinzelte die Spionin des Haushofmeisters Lesarl auf den Becher hinab, der vor ihr stand. Hier beging man einen allgemeinen Feiertag. Wer
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