Sturmkaempfer
Sorge. Sag mir nur, wer der Schwertmeister ist.«
Der Mann sprang auf die Füße und wies auf eine Gruppe von Männern, die zehn Meter entfernt im Kreis standen. »Natürlich, mein Lord. Er ist dort drüben und schult gerade die hochwohlgeborenen Männer. Der, äh, der Mann in Blau da, mit dem Kampfstab.«
Isak ging in die Richtung, in die der Mann zeigte. Eine Gruppe stand dort im Halbkreis um einen Mann in Blau und eine Gestalt im Kettenhemd, die mitten im Angriff erstarrt war. Er wusste jetzt, warum der Stallbursche so geringschätzig gesprochen
hatte: Es handelte sich um eine Fechtstunde, in der Adeligen gezeigt wurde, wie man mit dem Rapier kämpft. Auf dem Schlachtfeld waren diese Waffen beinahe wertlos, aber in den höheren Schichten gab es genug Duelle, und die Kunstfertigkeit mit der schmalen Klinge hatte vielen Männern Ruhm gebracht.
Als Isak näher herantrat, passten die Männer nicht länger auf, sondern starrten stattdessen ihren neuen Krann an. Er lächelte im Stillen und fragte sich, welche Gerüchte wohl im Palast herumgingen. Ein Gemeiner, der mitten in der Nacht und in Blut gebadet erscheint, und dann zum Krann von Lord Bahl und zum zukünftigen Lord der Farlan erklärt wird. Sicherlich glaubten viele – so wie ein Teil von Isak selbst –, dass dies alles nur ein Scherz war.
Man musste dem Schwertmeister zugutehalten, dass er kaum zögerte, als ihm sein Publikum entglitt. Der dünne, ergrauende Mann drehte sich zackig herum, richtete den Stab nach oben, trat einen Schritt auf Isak zu und sank dann auf ein Knie.
»Mein Lord Isak, Ihr ehrt uns mit Eurer Anwesenheit.« Während er sprach blickte Kerin auf und maß Isak mit einem sicheren Blick, in dem sich keine Spur von Sorge zeigte.
»Ihr seid Schwertmeister Kerin?«
»Ja, mein Lord.« Kerin blinzelte nicht und ließ ihn nicht einen Augenblick aus den Augen. Obwohl er kniete, wollte sich der Schwertmeister wohl auch nicht wirklich beeindrucken lassen.
»Nun dann, Lord Bahl wies mich an, mich bei Euch zu melden.«
Kerin stand auf und stützte sich dabei schwer auf seinen Stab, doch Isak fiel nicht darauf herein. Aus der völligen Aufmerksamkeit, die ihm die anderen gezollt hatten, schloss Isak, dass Kerin seinen Titel zu Recht trug.
»In der Tat, mein Lord, und nun, da Ihr hier draußen seid, steht Ihr unter meinem Kommando. Hier ist kein Platz für Titel,
nur Raum für einen Kommandanten. Wenn Ihr nicht tun wollt, was ich sage, so habt Ihr Pech gehabt. Ihr werdet es tun oder Ihr werdet dieses Feld nicht auf eigenen Füßen verlassen.«
Isak blinzelte verblüfft. So hatte er sich das Ganze nicht vorgestellt. Aber dann erinnerte er sich an das, was Carel ihm wieder und wieder gesagt hatte, wenn das Gespräch auf den Beitritt zur Garde kam: Halte dein Temperament im Zaume und den Mund geschlossen. Entweder lernst du, Befehle entgegenzunehmen, oder sie werden dich durchkauen und ausspucken. Die Schwertmeister haben alles schon einmal gesehen. Stell sicher, dass du beweist, mehr zu sein als ein Weißauge.
Isak schmunzelte. Da er Krann war, hatte keiner der Männer so etwas wie ihn schon einmal gesehen, aber dennoch musste er sich vor ihnen beweisen. Es war besser, ihnen den Mann zu zeigen, der aus ihm werden konnte, als das Tier, das sie alle erwarteten.
»Glaubst du, ich scherze, Junge?« Der Schwertmeister riss ihn aus den Gedanken. »Hier sind beinahe eintausend Mann versammelt; fordere mich heraus, und wir werden schnell ermitteln, ob ihre Loyalität mir gehört oder einem Lordprotektor von irgendwo, der noch nicht trocken hinter den Ohren ist.«
Isak hob sich ergebend die Hände. »Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, mich an meinen Titel zu gewöhnen, darum glaube ich, dass ich ihn für den Augenblick beiseitelegen kann.«
Er betrachtete die versammelten Männer. Enttäuscht von dem, was er sah, reckte er den Hals, um an ihnen vorbei auf die nahe stehenden Truppen zu blicken. »Ich dachte, es gäbe noch andere Weißaugen unter den Geistern?«, fragte er schließlich.
Kerin schnaubte. »Die gibt es auch – sechsundsiebzig dieser grausamen Bastarde nach letzter Zählung.«
»Ihr mögt keine Weißaugen?«
»Ha! Junge, für mich bist du nur ein Soldat – und im Augenblick
bist du nicht mal das . Wenn du mich wütend machen willst, ist es der beste Weg, wegen dem, was du bist, empfindlich zu sein. Ich könnte die Weißaugen, die mehr Worte an mich gerichtet haben als du gerade, an einer Hand abzählen. General Lahk ist der
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