Sturmkaempfer
untermalt vom Glucksen der Zuschauer. Er blinzelte zu den grauen Wolken hinauf.
Die festgestampfte Erde war kalt und feucht an seinem Rücken – und für einen Augenblick glaubte er, wieder auf der Straße zu sein, umgeben von den Gefährten seines Vaters. Als er erneut zu Sinnen kam, packte ihn eine eisige Wut. Er stand auf und sah den Stab neben sich liegen. Ohne nachzudenken hob er ihn auf und schwang ihn in einem weiten Bogen, um den unbekannten Angreifer von den Füßen zu reißen. Es gab ein grausames Krachen, als der Eschenstab traf, dann stürzte sich Isak mit kurzen, kontrollierten Schlägen auf Kerin. Der Schwertmeister wich Schritt für Schritt zurück, wehrte jeden Angriff ab. Dann schlug ihm ein schmerzhafter Treffer den Stab aus der Hand.
Kerin erkannte seine Niederlage und zog den Kopf ein, um den letzten Schlag mit der Schulter zu nehmen. Er fiel schwer zu
Boden und die umstehenden Männer schrien auf. Sie traten schützend vor. Isak zog den Stab zurück, bereit, den ersten Mann zu schlagen, der in Reichweite kam. Als sie die Mordlust in Isaks Augen sahen, griffen die Männer nach ihren Schwertern.
»Halt! Zurück.« Sogar vom Boden aus errang Kerins Stimme den vollständigen Gehorsam seiner Männer. »Du auch, Krann, leg deine Waffe weg.«
Isak drehte sich herum, den Stab erhoben, hielt aber inne, als er Kerin am Boden knien sah. Ein Blutfaden rann aus seiner Augenbraue. Der Stab des Schwertmeisters lag vergessen auf dem Boden und er umklammerte seine Schulter.
»Ihr alle, Waffen weg.« Kerin kämpfte sich keuchend auf die Beine und sah sich nach Schwertmeister Cosep und dem dritten Mann um, einem weiteren Schwertmeister, der auf der Seite lag, durch zusammengebissene Zähne fluchte und sein rechtes Bein umklammerte.
»Verdammt. Ihr beide – bringt ihn zu den Ärzten.« Die Männer nickten und bückten sich zu dem unglücklichen Schwertmeister herunter. Sie legten sich je einen seiner Arme um die Schultern, die Hände unter den Rücken und die Oberschenkel des Mannes, um ihn dann so vorsichtig wie möglich anzuheben. Isak sah ihnen nach, als sie gingen, und sein Ärger verflog. Er ließ den Kampfstab fallen.
»Das hätte ich ahnen sollen. Nun, ich denke, wir können jedenfalls davon ausgehen, dass man dich im Umgang mit Waffen unterrichtet hat. Weißt du ein Schwert zu benutzen?«, fragte Kerin.
Isak nickte. »Ich wurde von einem Sergeant der Wache unterrichtet, er brachte mir die Formen bei und sagte auch, ich müsste sie ohnehin eines Tages lernen.«
»Da hatte er recht. Du wolltest herkommen und dich den Prüfungen stellen?« Er lachte grimmig, stöhnte dann aber auf. »Es
scheint eindeutig, dass du sie bestanden hättest. Nun, Lord Bahl wies mich an, dir ein Schwert zu geben, bis du ein eigenes erhältst. Ein Mann von deinem Stand sollte stets eines tragen.«
Kerin machte eine Pause, als dächte er über etwas nach, dann ging er zu einem Bündel, das unbeachtet auf dem Boden lag. Er hob es auf und wickelte das schönste Schwert, das Isak je gesehen hatte, aus einem Mantel. Es besaß eine schlanke Klinge, zwei Finger breit, mit einem verzierten goldenen Parierschutz. Die Lederscheide war dunkelrot, dazu mit Golddraht vernäht und mit rot gefärbter Wolle besetzt.
»Hier, nimm für den Augenblick dies. Es passt deutlich besser zu deinem Stand als eine Kavallerieklinge aus der Waffenkammer.«
Isak nahm das Schwert entgegen und zog es halb aus der Scheide, um die Klinge zu betrachten. Sie wirkte zwar alt und abgenutzt, war aber noch immer in bestem Zustand. Das Metall war Schwarzeisen, verzauberter Stahl, leichter und stärker als jedes andere Metall. Über dem Griff war das Zeichen eines Adlers eingraviert worden, wie bei Bahls persönlichem Symbol mit Flügeln, die im Flug ausgestreckt waren.
»Dank…« Isaks Antwort wurde von dem wutverzerrten Aufschrei eines der umstehenden Männer unterbrochen. Der Krann drehte sich ihm zu und sah einen Mann, um die dreißig Sommer alt, offensichtlich wohlhabend, mit einer roten Schärpe um Schulter und Taille. Isak erblickte noch drei oder vier andere, die eine ebensolche trugen.
»Habt Ihr etwas zu sagen, Sir Dirass?«
»Meister Kerin«, begann der Edelmann wütend. »Er ist gerade mal ein Junge. Ganz gleich, was für einen Rang er hat, er ist sicherlich nicht würdig, eine Adlerklinge zu tragen, ganz zu schweigen von Eurer eigenen. Nur weil er Euch mit einem Stab besiegte? Das ist eine Beleidigung für diejenigen unter uns, die
ihr Leben
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