Sturmkaempfer
Seitdem haben wir nichts mehr von ihnen gehört.«
Bahl schüttelte finster den Kopf. Einer Farlan-Armee ohne Kavallerie fehlte ihre größte Waffe. Wenn die Elfen Lomins Reiterei vernichtet hatten, würden sie sich wegen der kleinen Infanterie-Garnisonen hinter ihren Linien keine großen Sorgen machen.
»Könnt Ihr die Mauern halten?«
»Ich überwache die Verteidigung höchstselbst.«
»Das habe ich nicht gefragt.«
Diesmal war die Pause etwas länger.
»Ja, das kann ich. Sie bereiten Belagerungswaffen vor, aber im Augenblick setzen sie die Trolle noch nicht ein. Unsere Kampfmagier sagen, sie haben jetzt ein gutes Bild vom Feind und können die Mauern aufrechterhalten.«
»Gut. Die Armee reitet in zwei Tagen unter dem Kommando von Lordprotektor Anvee los. Tut nicht noch etwas Dummes, bevor sie eintreffen.«
Als der Magier diese Worte sprach, riss er plötzlich die Augen
auf und schnappte nach Luft, dann sank er rückwärts in die Arme seines wartenden Begleiters. Zwei Wachen kamen mit einer Trage herein und brachten den Mann fort, wobei sein Kollege ihnen auf den Fersen blieb. Auf Isak wirkte es so, als hätte man diese Ohnmacht erwartet. Ein seltsames Lebenswerk: in Trance zu fallen, bis man ohnmächtig wird – und doch unbezahlbar für ein verstreutes Volk zu sein.
Erst als sich die Türen hinter ihnen geschlossen hatten, nahm Bahl Platz und sah die anderen Männer im Raum an.
Die Lordprotektoren Tebran und Fordan waren zu dieser Versammlung gerufen worden. Kehed Tebran war ein regelmäßiger Gast im Palast, da seine Ländereien diejenigen Tirahs umgaben. Er wohnte zu gleichen Teilen in seiner Familienresidenz und in den Kammern, die man im Palast für ihn unterhielt. Die besten Ärzte fand man in der Stadt, und Lord Bahl hatte klargemacht, dass seine loyalsten Unterstützer stets auf seine Gastfreundschaft zählen konnten.
Neben Tebran saß aufrecht auf dem Stuhl sein bester Freund Fordan, ein streitlustiger alter Soldat, der vor unterdrückter Wut kochte. In einer Ecke hockten noch auf unbequemen Stühlen sein ältester Sohn und der Nachkomme von Lordprotektor Volah, beide siebzehn Sommer alt, die mit großem Interesse die Vorgänge beobachteten.
»Erbe Tebran, traft Ihr Karlat Lomin im letzten Jahr beim Fest der Schwerter?« Lesarls Stimme durchbrach die brütende Stille und ließ den jungen Mann erschrocken zusammenzucken. Er war hinzugebeten worden, eine sorgfältig berechnete Ehre. Sein Vater hatte sehr deutlich gemacht, dass er und der Erbe Volah, sein bester Freund, ruhig dasitzen und nichts sagen sollten.
»Ich, äh, ich traf ihn kurz, Herr«, sagte er und versuchte sicher und flüssig zu sprechen. »Er sprach länger mit Soh… äh,
Erbe Volah, meine ich. Er war mir gegenüber natürlich zu misstrauisch.« Der junge Mann versuchte sich unter Bahls gnadenlosem Blick nicht zu winden und wirkte erleichtert, als der Lord zu seinem Freund hinsah.
»Erbe Volah?«
»Ich ging zu seiner Feier, ja, Haushofmeister. Er gab einen Ball, als sein Vater ihm offiziell die Fackel Lomins übergab.«
»Ein gelungener Ball?«
Isak kannte Lesarl gut genug, um die Schärfe in dieser unschuldigen Frage zu erkennen. Er lehnte sich vor und starrte den Erben weiter an, um ihn noch mehr zu verunsichern. Der Krann und der Haushofmeister waren sicher keine Freunde, aber beide hatten gleichermaßen wenig Zeit für die geckenhaften Adligen der hohen Gesellschaft.
»Ja, hervorragend. Der beste des ganzen Festes.«
»Ich freue mich, dass Ihr Herzog Lomins Eingeständnis seiner tödlichen Krankheit so genossen habt. Ich bin sicher, er tut es nicht. Sagt mir, tatet Ihr auf dem Ball etwas anderes, als zu trinken und zu huren?«
»Ich … wir nahmen an der Jagd teil, Herr, wie alle anderen auch.«
»Also saßt Ihr auf einem Pferd und unterhieltet Euch mit hübschen jungen Mädchen, während Ihr Brandy trankt. Habt Ihr den Wald überhaupt betreten?«
»Lesarl, dafür ist jetzt keine Zeit«, unterbrach ihn Bahl. Er wusste, dass sich Lesarls Fragen in Ewigkeiten so fortsetzen konnten, ohne zu einem sinnvollen Ende zu führen. Isak konnte den erleichterten Ausdruck auf dem Gesicht des Erben Volah nicht übersehen. »Mich interessiert der Tod General Elierls deutlich mehr.«
»Die Herzogin, diese Hexe, muss dahinterstecken!«, platzte es aus Lordprotektor Fordan heraus. »Ich kannte Elierl seit dreißig
Jahren. Er hätte sich nicht umgebracht. Dieser kleine Bastard hat ihn vermutlich umbringen lassen, damit
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