Sturmkaempfer
doch unverständlich, dass sie mit Beginn des Winters angriffen. Ihre Eile, Lomin zu belagern, vertiefte das Rätsel noch weiter. Gab es da etwas in Lomin, das sie haben wollten, oder war der Grund für ihren Angriff viel weniger greifbar? War die Belagerung vielleicht durch eine undeutliche Prophezeiung oder eine
Fehde zwischen Elfenhäusern oder doch durch etwas, das noch mehr Besorgnis erregte, ausgelöst worden?
»Verdammt, Isak, warum kommen diese Elfen? Hast du das auf uns herabbeschworen?« Jetzt fühlte er sich wegen seiner Gedanken schuldig. Zum ersten Mal hatte er die Worte ausgesprochen, von denen er wusste, dass auch Lesarl sie dachte. Es war vielleicht eine ungerechte Anschuldigung, aber eine sehr wahrscheinliche Möglichkeit.
Bahl kämpfte sich auf die Füße und trat zu dem langen Tisch in der Raummitte hinüber. Der Schlaf würde noch warten müssen. Auf dem Tisch lagen zwei säuberlich gefaltete und geglättete Lederunterkleider, eines nach Isaks jetzigen Maßen geschneidert und das andere nach einer Schätzung davon, wie groß der Krann in einigen Wochen sein würde – was zwischen Bahls Größe und Isaks augenblicklicher Gestalt lag.
Der Schneider war zwar überwältigt gewesen, als Lord Bahl in seinem Laden eines Abends selbst auftauchte, aber es war eben notwendig. Isak wuchs in erstaunlicher Geschwindigkeit. Er war bereits deutlich größer und schwerer als zu dem Zeitpunkt, als er hier angekommen war, und der Schub hörte nicht mehr auf. Die Wachstumsschmerzen verbesserten die Laune des jungen Mannes nicht, aber der Nutzen war offensichtlich.
Was die Rüstung anging, die auf dieses Leder gehörte, so würde sich das schon fügen, vermutete Bahl. Die Elfen der alten Zeit waren von Kasi Farlan begeistert gewesen, der Modell für alle Weißaugen gestanden hatte, weil er ihnen in Größe und Können ebenbürtig gewesen war.
Bahl nahm die Bündel auf und steckte sie unter den Arm. Er ging auf die Tür zu, zögerte und nahm sein gewaltiges Breitschwert aus dem Ständer neben der Feuerstelle. Beim Anblick der Waffe, die von ihrem Erschaffer Weißer Blitz genannt worden
war, fragte er sich, ob es vielleicht noch nicht einmal Eolis schaffen würde, ihn von seinem brutalen und uneleganten Schwert wegzulocken. Die breite, beidseitige Schneide bildete am Griff Spitzen aus, die es eigentlich zu schwer hätten werden lassen sollen, aber die Magie darin verhinderte dies. Er besaß es schon so lange, dass er sich nicht vorstellen konnte, mit einer anderen Waffe in den Kampf zu ziehen.
Er ging zu Isaks Räumlichkeiten hinunter, wo er die Wache im Gang einmal anklopfen ließ, um ihn anzukündigen. Und dann trat er ein.
Als Bahl hereinkam, erhob sich Isak hinter seinem Schreibtisch, auf dem eine Vielzahl aufgeschlagener Bücher lag. Lady Tila saß auf der Seite und sprang unmittelbar nach Isak auf. Bahl bemerkte ihren Gesichtsausdruck und seufzte innerlich. Es sah so aus, als würde sie sich schnell mit dem Krann anfreunden. Vielleicht war da auch mehr, daran gemessen, wie nah sie sich saßen. Er bemerkte, dass sich ihre Finger fest um das Emaille-Wappen geschlossen hatten, das ihre Schärpe am Gürtel hielt. Offenbar erstreckte sich die Zuneigung des Mädchens nicht auf alle Weißaugen.
Bahl warf Isak das Bündel zu, der es wie ein Hund, der einen Knochen fing, aus der Luft fischte. Die gemeinsamen Wochen hatten eine Art unsicherer Vertrautheit entstehen lassen. Beide achteten darauf, sich dem anderen nicht aufzudrängen, doch es war allmählich eine unausgesprochene Sympathie zwischen ihnen entstanden.
Isak vergaß seine Bücher, legte das Bündel darauf und riss mit glänzenden Augen die Leinenverpackung auf. Er hielt die Unterkleidung hoch, um sie zu begutachten.
»Es wird Zeit, dass du deine Geschenke in Empfang nimmst.« Lord Bahls Stimme klang ungewöhnlich volltönend, darum blickte Isak eilig auf.
»Also ist es eine Rüstung?« Er wirkte, als wollte er weitere Fragen stellen, hielt sich aber im Zaum.
»Eine Rüstung«, bestätigte Bahl. »Und obwohl ich vermute, dass du dich fragst, warum du deine Geschenke erst jetzt bekommst, wird die einzige Antwort, die du von mir darauf bekommst ein ›Darum‹ sein.« Er lächelte etwas über Isaks Gesichtsausdruck. »Sicher nicht die Antwort, die du erhofft hast, das verstehe ich schon, aber an solche Dinge wirst du dich bald gewöhnen. Die Handlungen der Götter sind nicht zu bezweifeln. Manchmal ist es einfach nur eine Frage des Glaubens.«
Er
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