Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
Vom Netzwerk:
den Kopf schief, hielt aber erst seine rechte Hand hin und dann, als der alte Lord es forderte, doch die linke. Bahl zog seinen Panzerhandschuh aus – das Silber teilte sich ohne Widerstand – und dann den Handschuh darunter.
    Er drehte Isaks Handfläche nach oben, untersuchte sie einen Augenblick lang, zog dann seinen Dolch und schnitt hinein. Isak schrie vor Schreck und Schmerz auf, aber Bahl hielt sein Handgelenk fest und zog seinen Krann zu sich heran.
    »Dies ist mein Geschenk an dich.« Seine Stimme klang tief
und alt, voller Leid und Schmerz. »Dies ist mein Vermächtnis, das du von mir ernten wirst. Dein Blut, dein Schmerz, für Leute und Götter vergossen, die nichts davon wissen und sich nicht darum scheren. Diejenigen, die zu beschützen deine Pflicht ist, werden dich hassen und fürchten, Abscheu dir gegenüber zeigen, keine Dankbarkeit, ganz gleich was du für sie tust. Du wirst der Mann werden, den die Pflicht dem Stamm gegenüber zulässt, der Mann, den sie formt. Wenn du dich dagegen wehrst, wirst du unter ihrem Gewicht zerbrechen.«
    Nach einer respektvollen Verbeugung vor dem Drachen kehrten sie schweigend in den Hauptflügel des Palastes zurück. Isak wirbelten zu viele Gedanken durch den Kopf, um sprechen zu können. Bahl hatte auch nichts weiter zu sagen und hing stattdessen seinen eigenen Gedanken nach. Der Haushofmeister empfing sie an der Treppe und verbeugte sich vor beiden tief. Dann hielt er Isak einen weißen Umhang hin und musste sich weit strecken, um ihn dem Krann um die Schultern legen zu können. Als sich der Mantel hinter ihm ausbreitete, sah Isak einen smaragdfarbenen Drachen mit goldenen Linien. Isak befestigte den Umhang selbst mit der Brosche seines Kleiderbündels. Dann nahm er den Schild wieder auf, befestigte ihn sicher am Arm und blickte die beiden Männer an. Als sie bestätigend nickten, machte er sich auf den Weg zu seiner Armee.
     
    Ein ehrfürchtiges Flüstern empfing Isak in der Großen Halle. Es verbreitete sich und wuchs wie eine Flutwelle an. Bahl sah, dass Männer in der Bewegung einfroren und starrten. Männer, die eine Veränderung in der Luft gespürt und sich umgewandt hatten, um Isak auf den Übungsplatz hinausgehen zu sehen, wo sein Pferd wartete. Weitere gesellten sich der Gemeinschaft der flüsternden Stimmen hinzu. Die Laute des Staunens wurden mit jedem Herzschlag lauter, klangen von den umgebenden Wänden
wider und schwollen dann im peitschenden Wind und den grollenden Wolken zu einem Brüllen an.
    Ein einzelner Blitz durchzuckte den Himmel und die Männer jubelten mit Herz und Seele. Sie machten einen Radau, der die ganze Stadt weckte, und sandten dann ein herausforderndes Heulen über die Bäume hinweg nach Osten.

11

    Der unnachgiebige Nordwind peitschte und drängte gegen die hohen Wände des Tirah-Palastes. Er trug die Stimmen der Stadt in Bahls einsame Kammer, in der er auch saß und die kleinen Gestalten unter sich betrachtete. Er hielt einen bronzenen Krug mit Wein in der Hand und starrte aus dem Fenster.
    Die Leute der Stadt waren dem Glanz Siulents verfallen und hatten Isak einen Empfang bereitet, den sich Bahl nicht hätte erträumen können. Der alte Lord begehrte ihre Ehrerbietung nicht, fühlte aber dennoch eine ungewohnte Traurigkeit, weil die Leute ihn, der alles für sie gab, nie geliebt hatten. Sie jubelten einer Fassade zu, einem Helden, den sie anbeten konnten. Isak war die schimmernde Leitfigur, die Bahl nie gewesen war, aber der Lord der Farlan grübelte über den unsicheren Jungen in der verzauberten Rüstung nach. Beugte er sich bereits unter der Last, der Krann Bahls zu sein? Doch Isak hatte im Land nicht nur die Aufgabe, Bahls Ersatzmann zu werden. Seine Rolle würde sogar noch schwerer zu ertragen sein.
    »Aber was kann ich ihm denn beibringen? Was verstehe ich davon, ein König zu sein?«, fragte Bahl laut in den leeren Raum hinein.
    »Mehr als der König von Narkang, möchte ich behaupten, und er ist der Einzige, der es zur Zeit wert ist, diesen Titel zu tragen.«

    Bahl zuckte bei der unerwarteten Antwort, die von der Tür her kam, zusammen. Lordprotektor Tebran nickte ihm zu, während er in den Raum trat.
    »Kehed, wünschst du deinem Sohn nicht alles Gute für seinen ersten Kampf?«
    Der Lordprotektor zuckte die Achseln und ließ seine breite Gestalt vorsichtig auf den nächsten Stuhl sinken. Nur wenige Männer würden es wagen, ohne Erlaubnis Platz zu nehmen, aber Bahl hätte das Protokoll gerne geopfert, wenn er

Weitere Kostenlose Bücher