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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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mir möglich ist, über den Krieg der Häuser, das Zeitalter der Götter, jede kleine Geschichte, die ich auch meiner Nichte zur Nacht erzählen würde.« Sie war nicht sicher, was Lord Bahl von ihr hören wollte.
    »Lernt er schnell?«
    »O ja! Er ist ganz begierig, das alles zu hören, vermutlich weil er keine Mutter hatte, die …« Sie verstummte abrupt. Bahls frühe Jahre waren viel härter gewesen als die Isaks, das wusste jeder im Palast. »Er fragt auch nach und möchte wissen, warum die Dinge geschehen.«
    »Gib mir ein Beispiel.«
    Tila dachte einen Augenblick mit geschürzten Lippen nach. »Nun, die Bestrafung der Verfluchten beispielsweise. Ich habe nie darüber nachgedacht, warum sie unterschiedlich bestraft wurden, aber das interessierte Isak mehr als die Bestrafungen selbst. Mehrmals verbesserte er in der letzten Woche die Priester – nur diejenigen, die sich ihm nach Afger Wetlen noch nähern.« Sie zögerte erneut, befürchtete, sie sage zu viel oder dass es nach Tratsch klänge – das könnte sie Isaks Freundschaft ebenso kosten wie ihre Stellung.
    Bahl zog seinen Umhang enger um sich und blickte über Tilas Kopf hinweg auf die Regale. »Ja, das kam unerwartet«, murmelte er beinahe zu sich selbst, dann wandte er sich wieder der Magd zu. »Wie dem auch sei, es bringt mich zu dem, was ich sagen will. Isak ist etwas Besonderes – und dies nicht nur, weil er mein Krann ist. Das Zeitalter der Erfüllung ist eine schlechte Zeit, um etwas Besonderes zu sein.«
    Tila nickte und wandte dabei den Kopf leicht in Richtung des Fensters, durch das sie Isak beobachtet hatte.

    »Ein Lord ist stärker als jeder andere Sterbliche gesegnet, aber die Götter sind keine Kindermädchen. Sie erwarten und verlangen uneingeschränkte Loyalität. Ein Lord sollte nur seinen Patron lieben, denn die Liebe anderer stellt einen Schwachpunkt dar.« Bahl sprach zugleich mit der Vergangenheit, sprach Ineh die Warnung aus, die sie nie erhalten hatte. »Was auch immer er des Nachts flüstert, er kann dich nicht ständig beschützen …«
    »Mein Lord!«, protestierte sie errötend. »Er ist nicht … wir haben nicht …« Sie konnte diesen Satz vor dem Erwählten der Götter nicht zu Ende bringen. Bahl war überrascht, aber sie sagte die Wahrheit. Niemand konnte ihn anlügen, nicht einmal erfahrene Verbrecher oder Politiker.
    »Dann steht Ihr Euch also noch nicht so nah – aber ist dies nicht nur eine Frage der Zeit? Antworte mir, Mädchen, und sage die Wahrheit.«
    »Ich …« Tila blickte zu Boden, um dem scharfen Blick ihres Herrn zu entgehen.
    »Du hegst Gefühle für ihn? Dumm, sehr dumm.«
    Das erregte Trotz in Tila. »Lord Isak und ich haben so viel gemeinsam. Wir genießen jeweils die Anwesenheit des anderen«, sagte sie mit einer Spur Verbitterung in der Stimme. »Was spielt es für eine Rolle, ob ich Gefühle für ihn hege oder nicht? Warum sonst hat man mich überhaupt hierher geschickt?«
    Bahl hob eine Augenbraue. »Deine Eltern werden beabsichtigt haben, dass du in Isaks Dienst genug Einfluss sammelst, um eine lohnende Braut zu werden. Lord Isak ist ein Weißauge, kein General, der sich hochgearbeitet hat und dem man beibringen kann, sich in der feinen Gesellschaft zurechtzufinden. Du könntest keine Familie mit ihm gründen und auch nicht mit ihm alt werden. Sonst würden diese Geschenke, die er nun trägt, die wertvollste Geisel im ganzen Land aus dir machen.«

    Tila nickte. »Das weiß ich, mein Lord. Ich habe noch nicht einmal daran gedacht, die Zukunft mit Lord Isak zu besprechen. Im Augenblick hoffe ich nur, dass er lebend zurückkehrt.«
    »Du zweifelst an seinen Fähigkeiten? Egal wie viel er grinst und sich zum Narren macht, ein Weißauge ist für den Kampf und das Überleben geboren. Isak ist da keine Ausnahme.«
    »Das weiß ich, mein Lord«, sagte sie. »Ich muss nur immer wieder daran denken, dass eine Armee, die im Winter angreift, mehr haben will als Sklaven. Und diese Geschenke lösen das Rätsel. Isak ist, auch ohne dass eine ganze Armee es eigens auf ihn abgesehen hat, noch unerfahren genug.« Sie löste die Hände kurz voneinander, um einen dünnen Gelbquarz-Ring in eine angenehmere Position zu schieben, dann umfassten sich ihre Finger wieder fester.
    »Es freut mich, dass du es verstehst«, sagte Bahl. »Isak wird Bedienstete brauchen, die ebenso gut vorausahnen wie organisieren können. Zu viele Adelige glauben noch immer, diese Attacke wäre nur ein Beweis für den Irrsinn der Elfen.

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