Sturmkaempfer
umfassten den Smaragd sicher. Der Parierschutz war ein rundes Stück Elfenbein, das mit der Klinge selbst verbunden zu sein schien.
Während Isak die Klinge bewunderte, erkannte er, dass seine schlechte Arbeit, die Kerin für sich beansprucht hatte, nichts weiter war als das Echo von Eolis’ Berührung in seinem Geiste. Der Schmied hatte das Schwert zwar aufrichtig gelobt, aber Isak wusste jetzt, wie wenig es dem Vorbild gerecht wurde.
Das Gewicht der Klinge war kaum zu spüren, doch als er Eolis durch eine Reihe von Formen führte und auf das sanfte Zischen lauschte, mit dem es die Luft zerteilte, spürte er eine Stärke in seinem Arm aufwallen. Isak erkannte, dass diese Klinge sogar die Felsstücke auf dem Boden von Genedels Kammer durchtrennen könnte.
Eine grobe Lederscheide – nach Farlanart aus einfachem schwarzem Leder – lag daneben, vermutlich von Lord Bahl oder Lesarl für ihn hier hinterlegt. Eilig zog Isak die Stiefel und das Hemd aus, um die Unterkleidung anzulegen, die Bahl ihm gegeben hatte. Er zögerte, bevor er Siulents erneut berührte, aber als er die Rüstung an seinen Körper anpasste, spürte er ein Hochgefühl aufwallen, das größer wurde, je mehr Teile er anlegte. Das Silber wurde irgendwie verführerisch und beinahe flüssig, als er die Glieder bewegte, um die Bewegungsfreiheit zu ergründen.
Und noch bemerkenswerter war, dass keine Lücken zwischen den Platten mehr zu sehen waren. Es blieb nur eine ununterbrochene Linie.
Er lächelte. Das hatte er nicht erwartet. Es fühlte sich an, als sei sein Körper von einer zweiten Haut umschlossen und nur leicht eingeschränkt. Das Ganze wurde zudem von einem berauschenden Gefühl der Unverletzlichkeit begleitet. Als nur noch der Helm anzulegen war, zögerte Isak. Es war Tradition, dass man Helme nur im Kampf aufsetzte. Ein alter Glaube besagte, ein verdecktes Gesicht sei Zeichen hinterhältiger Absichten. Wohlhabende Ritter ließen sich ihre Visiere oft mit wilden und grotesken Gesichtern schmücken, um die Unterscheidung des Kriegers von dem Mann im Frieden noch stärker hervorzuheben.
Er wollte ihn sehr gerne anprobieren, aber da brachen Stimmen in der Hauptkammer den Bann und so sammelte Isak seine Kleidung auf, band sie zu einem Bündel und legte sie in den Schild, wo sie ein Kissen für seinen Helm bildeten.
Als Isak die Drachenhöhle betrat, unterbrach Bahl sein Gespräch und starrte ihn an, vor Schreck beinahe schwankend. »Götter, Aryn Bwr trug seinen Namen zu Recht; Quecksilber, in der Tat«, rief er aus. Ein Grollen aus den Tiefen von Genedels Kehle deutete Zustimmung an.
Isak stand nur da, unfähig seine Gefühle auszudrücken. Er hielt Eolis hoch und zog es aus der Scheide, um Bahl das strahlende weiße Licht zu zeigen, das es sogar in den dunklen, grün schimmernden Tiefen von Genedels Höhle noch aussandte. Seine Züge zeigten eine gut gelaunte Hilflosigkeit.
»Das sind wirklich die Waffen des letzten Königs, oder?«
Jetzt weißt du, warum die Elfen kamen. Das Land blickt mit neidischen Augen auf eine solche Pracht.
»Dessen können wir nicht sicher sein«, unterbrach ihn Bahl.
Du bist es ebenso wie ich. Die Nacht von Isaks Erwählung war in
entfernten Gegenden ebenso unruhig wie hier. Die Kreaturen der Nacht spürten es. Die Einwohner Ghennas kannten in diesem Augenblick seinen Namen. Magier und Propheten haben die Erschütterung ebenso erspürt, es nur nicht alle erkannt. Die Elfen warten seit dreitausend Jahren darauf. Sie wissen es.
Bahl antwortete nicht. Seine gigantische Gestalt wirkte mit einem Mal klein, sogar zusammengesunken. Seine Augen glitten die schimmernde Klinge entlang, über die glatten Formen Siulents’ – dann nickte er knapp. Isak fasste Eolis fester und fühlte eine Welle von Scham, als Bahl ein Stück blauen Stoff hervorzog.
»Ich habe keine solchen Geschenke zu bieten, aber ich glaube doch, es gibt da etwas …« Er beendete den Satz nicht, sondern streckte Isak eine Maske entgegen, die seiner eigenen glich. »Möge sie dich auf andere Art schützen.«
Isak nickte dankbar und legte den Schild und Eolis vorsichtig auf den Boden. Dann zog er sich die Maske über den geschorenen Kopf. Die Seide hing einen Augenblick locker vor seinem Gesicht, dann zog sie sich um seinen Kopf zusammen, bedeckte Mund und Nase, aber ohne dabei die Atmung zu behindern. Es lag eine so sanfte Verzauberung darauf, dass er sie erst jetzt bemerkte.
»Gib mir deine Hand.«
Isak legte ob dieser seltsamen Anweisung
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