Sturmkaempfer
dafür noch einige ihm so loyal ergebene Helfer bekäme.
»Ich habe heute Morgen mit dem Jungen gesprochen. Es gibt nichts mehr, was er von mir hören will. Mein Vetter wird ihn im Auge behalten. Der ist ein vernünftiger Bursche und passt schon auf ihn auf. Vielleicht wird er darüber erwachsen.«
»Ist es immer noch nicht besser?«
Tebran verzog das Gesicht. »Ach, manchmal glaube ich, er kann gar nicht mein Kind sein. Man könnte seiner Mutter kaum einen Vorwurf machen, wenn es so wäre, bei der Zahl der Bastarde, die ich gezeugt habe. Bei ihm bin ich mit meiner Weisheit am Ende. Wenn ihn dieser Feldzug nicht für das Land erweckt, werde ich Kerin bitten, ihn aufzunehmen. Ich hatte gehofft, ihm eine anständige Ausbildung angedeihen lassen zu können, vielleicht für ein paar Jahre einen Sitz im Stadtrat für ihn zu bekommen, damit er Verantwortungsbewusstsein lernt. Aber er ist nicht daran interessiert. Und doch wird es schwer werden, ihn gehen zu lassen. Ich erkenne seine Mutter in jedem Wort wieder, das er sagt.«
»Wie lang ist es her?«, fragte Bahl sanft.
»Drei Sommer jetzt, auch wenn ich es selbst kaum glauben kann. Der Junge hört einfach nicht auf mich. Ich kann nichts mehr für ihn tun. Ich befürchte, dass meine Halle schon bald leer sein wird, denn ich glaube nicht, dass Fordan zurückkommen wird. Er sieht mich und hat kein Verlangen, mir nachzustreben.«
Der Lordprotektor wies auf seinen prallen Bauch und die mit Flecken bedeckte Kleidung. Das Alter und ein wildes Leben holten den Mann nun ein, dessen fassförmige Gestalt ihn auf dem Schlachtfeld ebenso hervorgehoben hatte wie die gelben und roten Farben Tebrans. Wangen und Nase waren vom Saufen rot, die Haut um seine Augen wirkte schwer und müde und die Gicht machte jeden Schritt schwer. Als seine Frau gestorben war, hatte er erkennen müssen, dass all seine Freunde und Zeitgenossen langsam aus dem Land verschwanden.
Er hob seinen Kelch und trank, wischte sich mit dem schmutzigweißen Streifen um seinen Ärmel, der ihn als einen ehemaligen Geist auswies, den Wein vom Kinn. Lordprotektor Tebrans Titel hatte ihn nie daran gehindert, sich jedes Vertrauens als würdig zu erweisen, das Bahl ihm entgegengebracht hatte, etwas, das er sich von noch mehr Adeligen wünschte, die ihm Gefolgschaft schuldeten.
»Für einen so treuen Freund ist stets ein Platz an meiner Tafel. Wenn dein Sohn in der Garde dient, wirst du gewiss ein Auge auf ihn haben wollen.«
Tebran lächelte dankbar und richtete sich ein wenig auf, als ein Aufflackern seines Stolzes die Trübsal für einen Augenblick besiegte.
»Der Krann scheint einige Möglichkeiten zu haben. Wird er sich im Kampf beweisen?«
Bahl zuckte mit den Schultern. »Wir werden es sehen. Er besitzt die Stärke und die Fähigkeiten. Wenn wir die Elfenmagier von ihm fernhalten können, sollte er sich gut schlagen.«
»Und Shalstik?«
Bahl zögerte. In diesem Punkt war er selbst nicht sicher. »Bei den Göttern, ich hoffe doch nicht, Kehed. Wenn sich die Elfenhäuser unter dem Shalstik-Kult vereint haben, stehen uns lange Jahre des Krieges bevor.«
»Wie wahrscheinlich ist das?«, fragte Tebran mit Besorgnis im Blick.
»Shalstiks Prophezeiung über die Rückkehr des letzten Königs ist schon seit mehr als tausend Jahren eine Bedrohung, die über uns hängt. Wenn das der Fall ist, werden sie bis zum bitteren Ende kämpfen, um sie wahrzumachen.« Er verzog das Gesicht. »Unsere beste Verteidigung war immer ihre Unfähigkeit, als geeinte Gruppe zu kämpfen. Wir sind recht sicher, dass die Elfen zehn Adelshäuser besitzen, die sich ständig gegenseitig an die Kehle gehen. Ich bezweifle, dass auch nur eines der Heere, auf die wir in den letzten einhundert Jahren trafen, Mitglieder aus mehr als zwei Häusern vereinte. Ich weiß nicht, ob sie einen Waffenstillstand ausgerufen haben, aber bei einer Armee, die groß genug ist, um Lomins Kavallerie aufzureiben …« Er ließ den Satz ausklingen und blickte für eine Weile aus dem Fenster, bevor er fortfuhr: »Die Laune des Drachen sollte hoffentlich in den nächsten Wochen gut bleiben. Wir werden ihn vielleicht brauchen.«
Kehed Tebran war einer der wenigen, die die Wahrheit über Genedel wussten. Seine privaten Jagdgründe, ein Wald am Fuß des Berges im Norden Tirahs, wurde von Waldläufern patrouilliert und für ihn bewahrt. Es gab genug Wild, um den Drachen zu ernähren. Einige glaubten, dass Genedel wirklich existierte, auf dem Gipfel eines der Berge lebte
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