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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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ich, dass du Schritt hältst.« Ohne auf eine Antwort zu warten, ging Bahl durch das Mondlicht auf die steinerne Faust der Vorburg zu. Die Brücke war in Kriegszeiten eigentlich ständig hochgezogen, aber die Wachen hatten ihn vor der großen Halle stehen sehen, und bis Bahl den Tunnel durchschritten hatte, war sie heruntergelassen.
    Die breiten Hauptstraßen und die engen Gassen der Stadt schienen beinahe leer. Von links konnte Bahl das Stampfen beschlagener Stiefel hören – Geister auf Patrouille. Sogar die Rinnenläufer wären jetzt irgendwo im Warmen. Das Glitzern des Raureifs auf den Gargoylen und Überhängen zeigte, welche Gefahr die Dächer zu dieser Jahreszeit bedeuteten. Davon abgesehen war die uralte Stadt mit den überbauten Straßen, Torbögen
und Statuen am schönsten, wenn sie im Mondlicht funkelte. Bahl schlenderte die gepflasterten Steine entlang. Die vielen Türme und ihre komplexe Architektur machten Tirah zu einer Stadt mit einem bemerkenswerten Aussehen. Im Mondlicht wurden sogar die verrücktesten Geschichten glaubhaft, die sich hier abgespielt haben sollten. Dunkle Schatten lauerten in den überbauten Straßen, unter den Bögen und um die Lichter der Tavernen herum. Bahl wusste, dass nicht alle Augen da oben aus Stein waren, aber es gab eine natürliche Ordnung – und die nächtlichen Jäger der Straße hüteten sich vor ihm. Sie würden ihn so lange beobachten wie möglich, wie das Wild einem Wolfsrudel nachsieht, um nicht überraschend angegriffen zu werden.
    Über der Stadt schoben sich nun die beiden größeren Monde vollständig aus den Wolken. Kasi – der kleinere, der Mond des Jägers – war auf halbem Weg zum Horizont. Zu dieser Jahreszeit bedeutete dies, dass es noch weniger als eine Stunde bis Mitternacht war. Als Gefolgsleute von Nartis grüßten beide Männer den kleineren Mond, indem sie die Rückseite ihres Bogenfingers küssten und damit ihre Stirn berührten. Die Bedeutung dieser Geste war wie so vieles in den Nebeln der Zeit verloren gegangen.
    »Es ist seltsam, daran zu denken, dass es einmal eine Zeit gegeben hat, in der das Land solche gewaltigen Ereignisse erlebte – und noch seltsamer, daran zu denken, dass solche Zeiten bald wieder anbrechen könnten.«
    Tiniq wirkte von Bahls Aussage verblüfft und folgte seinem Blick zu Kasi hinauf. Der kleinere Mond, der in den Jahren vor dem Großen Krieg erschienen war, war nach dem treusten der Sterblichen benannt worden, Kasi Farlan. Die Legende besagte, dass Larat, der Gott der Magie, Alterr verführte, die Mondgöttin, und sie überredete, ihr Licht vom Himmel zu nehmen, während eine Gruppe von Farlan-Jägern nach Haus zurückkehrte. Die anderen
fanden ihren Weg zurück, nur Kasi Farlan verlief sich im Wald, blind in der Dunkelheit und von Larats Mördern gejagt. Als die Jäger ohne ihren Ehemann zurückkehrten, flehte die Prinzessin der Farlan die Königin der Götter um Hilfe an. Als Alterr sich jedoch weigerte, ihr Licht wieder zu zeigen, nahm die Königin ein Diamant-Halsband von ihrem eigenen Hals ab und wand es so um den Rubinring der Prinzessin, dass ein einzelner Stein entstand. Diesen schleuderte sie hoch in den Himmel, um Kasi den Weg nach Hause zu zeigen und ihn vor den Angriffen zu retten.
    Der Rubin im Herzen des Mondes war mit Alterrs eigener Lebenskraft verbunden. Man befahl ihr, als Strafe den Edelstein in jeder Nacht hochzuwerfen, und sollte sie ihn einmal nicht auffangen, würde er auf dem Boden zerbrechen und dann flösse auch ihr Blut in die Erde. Um das zu verhindern nahm Larat den Stein in der nächsten Nacht aus Alterrs Händen und warf ihn so stark, dass er seitdem um das Land kreist und so den Pakt erfüllt, den die Königin der Götter einst geschmiedet hat.
    Jetzt musste seine Geliebte nur den Pfad des Steins beobachten und sich fragen, ob er jemals herunterfallen würde.
    »Wäre das etwas, auf das man sich freuen sollte?« Der Waldläufer klang eher nervös, nicht freudig. »Der Große Krieg hat das Land mit Magie vergiftet. Ist es denn so schlimm, wenn das Leben nicht ganz so dramatisch ist?«
    »Überhaupt nicht, aber es waren die im Zorn verbrauchten Energien, von denen die Brache vergiftet wurde, und nicht die Zeitalter vor dem großen Krieg. Solche Zerstörung muss auf jeden Fall vermieden werden. Aber manchmal denke ich, dass große Taten, wie der Mond des Jägers, wieder einen Platz im Leben haben könnten.« Er wechselte das Thema. »Du möchtest lieber nach Siul laufen? Das ist

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