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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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ruhig.
    Juwelchen zuckte die Schultern. » Vielleicht. Kommt darauf an, ob sie beschlossen haben, erst einmal einen sicheren Unterschlupf aufzusuchen und zu warten, bis sich die Aufregung gelegt hat.«
    » Ich verstehe. Und wie lange sollten wir hier noch warten?«
    » So lange, wie wir müssen«, antwortete Juwelchen. » Würdet Ihr bitte nicht so viel reden? Das wäre mir sehr lieb.« Sie schaute weiterhin aus dem Fenster.
    Vivenna versteifte sich bei dieser Beleidigung. Geduld!, dachte sie. Begreife, an welchem Platz sie steht. Das ist es, was die Fünf Visionen lehren.
    Vivenna stand auf und ging schweigend hinüber zu Juwelchen. Vorsichtig legte sie der anderen Frau eine Hand auf die Schulter. Juwelchen zuckte sofort zusammen; offenbar war es für sie– ohne Hauch– schwierig zu bemerken, wenn sich ihr jemand näherte.
    » Es ist schon in Ordnung«, sagte Vivenna. » Ich verstehe.«
    » Verstehen?«, fragte Juwelchen. » Was?«
    » Sie haben dir den Hauch weggenommen«, meinte Vivenna. » Sie hatten kein Recht, etwas so Schreckliches zu tun.«
    Vivenna lächelte und ging zur Treppe.
    Juwelchen lachte auf. Vivenna blieb stehen und warf einen Blick zurück.
    » Und Ihr glaubt, Ihr versteht mich?«, fragte Juwelchen. » Wie bitte? Ihr habt Mitleid mit mir, weil ich eine Farblose bin?«
    » Deine Eltern hätten das nicht tun dürfen.«
    » Meine Eltern haben unserem Gottkönig gedient«, sagte Juwelchen. » Er hat meinen Hauch für sich selbst erhalten. Das ist eine größere Ehre, als Ihr je verstehen werdet.«
    Vivenna stand eine Weile reglos da und nahm diese Bemerkung in sich auf. » Du glaubst an die Schillernden Töne?«
    » Natürlich«, antwortete Juwelchen. » Ich bin eine Hallandrenerin, oder etwa nicht?«
    » Aber die anderen…«
    » Tonk Fah stammt aus Pahn Kahl«, sagte Juwelchen. » Und ich weiß bei allen Farben nicht, woher Denth kommt. Aber ich bin eine gebürtige T’Telirerin.«
    » Du kannst doch nicht diese sogenannten Götter anbeten«, sagte Vivenna. » Nicht, nachdem man dir das angetan hat.«
    » Was hat man mir denn angetan? Ihr müsst wissen, dass ich meinen Hauch freiwillig weggegeben habe.«
    » Du warst doch noch ein Kind!«
    » Ich war elf, und meine Eltern haben mir die Wahl gelassen. Ich habe mich richtig entschieden. Mein Vater hat in der Farbindustrie gearbeitet. Er war ausgerutscht und gestürzt. Die Verletzung an seinem Rücken hat es unmöglich gemacht, dass er weiter arbeiten konnte, und ich hatte fünf Brüder und Schwestern. Wisst Ihr, wie es ist, die eigenen Brüder und Schwestern verhungern zu sehen? Jahre zuvor hatten meine Eltern ihren Hauch schon verkauft, damit sie genug Geld hatten, ihr eigenes Geschäft zu gründen. Indem sie meinen verkauft haben, hatten sie genug Geld für fast ein ganzes Jahr!«
    » Keine Summe kann so viel wert sein wie eine Seele«, sagte Vivenna. » Du…«
    » Hört auf, über mich zu richten!«, fuhr Juwelchen sie an. » Kalads Phantome sollen Euch holen, Frau! Ich war stolz darauf, meine Seele zu verkaufen. Das bin ich immer noch. Ein Teil von mir lebt im Gottkönig weiter. Wegen mir ist er noch da. Ich bin ein Teil seines Reiches, und zwar so, wie es nur wenigen vergönnt ist.«
    Juwelchen schüttelte den Kopf und wandte sich ab. » Das ist der Grund, warum wir uns über euch Idrier so ärgern. Ihr seid hochnäsig und glaubt felsenfest, dass das, was ihr tut, das Richtige ist. Wenn euch euer Gott bitten würde, euren Hauch für ihn zu geben– oder sogar den Hauch eurer Kinder–, würdet ihr es dann nicht auch tun? Ihr gebt eure Kinder weg, damit sie Mönche werden, und zwingt sie zu einem Leben der Unterwerfung, oder etwa nicht? Das wird als Zeichen des Glaubens angesehen. Aber wenn wir unseren Göttern dienen, verzieht ihr das Gesicht und nennt uns blasphemisch.«
    Vivenna öffnete den Mund, aber ihr fiel keine Antwort darauf ein. Es war etwas völlig anderes, wenn man Kinder weggab, damit sie Mönche wurden.
    » Wir opfern unseren Göttern«, fuhr Juwelchen fort, die noch immer aus dem Fenster starrte. » Aber das bedeutet nicht, dass wir ausgenutzt werden. Durch mein Opfer wurde meine Familie gesegnet. Wir hatten nicht nur genug Geld, um etwas zu essen zu kaufen, sondern mein Vater erholte sich, und ein paar Jahre später konnte er wieder ein Farbgeschäft eröffnen. Mein Bruder führt es immer noch.
    Ihr müsst nicht an die Wunder glauben, die ich erlebt habe. Ihr könnt sie Unfälle oder Zufälle nennen, wenn Ihr wollt. Aber

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