Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
gefällt mir nicht, was Ihr hier macht.«
» Verzeihung?«
Schamweberin hob den Finger. » Er ist besser als wir alle, Prinzessin. Verderbt ihn nicht, indem Ihr ihn in Eure Ränke hineinzieht.«
» Ich weiß nicht, was Ihr meint.«
» Ihr könnt mich mit Eurer falschen Naivität nicht täuschen«, sagte Schamweberin. » Lichtsang ist ein guter Mann– einer der letzten guten, die es an diesem Hof noch gibt. Wenn Ihr ihn verderbt, werde ich Euch vernichten. Habt Ihr das verstanden?«
Siri nickte benommen; Schamweberin wandte sich von ihr ab und ging davon, wobei sie murmelte: » Such dir jemand anderen, mit dem du ins Bett springen kannst, kleine Schlampe.«
Schockiert sah Siri ihr nach. Als sie schließlich die Fassung wiedererlangt hatte, errötete sie tief und floh.
Als Siri wieder im Palast angekommen war, verlangte es sie nach einem Bad. Sie betrat die Badekammer und ließ sich von ihren Dienerinnen ausziehen. Sie nahmen die Kleider mit und gingen fort, weil sie die Abendkleidung vorbereiten wollten. So blieb Siri in den Händen einer Gruppe von Unterdienerinnen, deren Aufgabe es war, ihr in den gewaltigen Badezuber zu folgen und sie einzuseifen.
Siri entspannte sich, lehnte sich zurück und seufzte, als die Frauen sie bearbeiteten. Eine weitere Gruppe, die vollkommen angezogen im Wasser stand, zog ihr die Haare glatt und schnitt sie, was Siri jeden Abend zu tun befohlen hatte.
Siri schwebte eine Weile im Wasser und versuchte, die Gefahren für ihr Volk und ihren Gemahl zu vergessen. Sie schob sogar die Gedanken an Schamweberin und ihre bissigen Bemerkungen beiseite. Siri genoss die Wärme und den Duft des parfümierten Wassers.
» Ihr wolltet mit mir sprechen, meine Königin?«, fragte eine Stimme.
Siri fuhr zusammen und glitt rasch bis zum Hals ins Wasser. » Blaufinger!«, schimpfte sie. » Ich dachte, das hätten wir gleich am ersten Tag geklärt!«
Er stand mit blauen Fingern am Rande des Zubers, wich zurück und schritt ängstlich hin und her. » Oh, bitte«, sagte er. » Ich habe Töchter, die doppelt so alt sind wie Ihr. Ihr habt mir die Nachricht geschickt, dass Ihr mit mir zu reden wünscht. Wir sollten es hier tun. Weit weg von zufälligen Lauschern.«
Er nickte einigen Dienerinnen zu, und sie platschten ein wenig herum, unterhielten sich leise und sorgten so für einen ständigen Geräuschpegel. Siri errötete; ihre kurzen Haare wurden tiefrot, während einige abgeschnittene Strähnen, die im Wasser trieben, blond geblieben waren.
» Habt Ihr Eure Schüchternheit noch immer nicht überwunden?«, fragte Blaufinger. » Ihr seid doch schon seit vielen Monaten in Hallandren.«
Siri sah ihn an, entspannte sich aber nicht, während die Dienerinnen an ihrem Haar weiterarbeiteten und ihr den Rücken scheuerten. » Wirkt es nicht verdächtig, wenn die Dienerinnen so viel Lärm machen?«, fragte sie.
Blaufinger machte eine abweisende Handbewegung. » Sie werden bereits von den meisten Palastbewohnern als Dienerinnen zweiter Klasse angesehen.« Sie verstand, was er meinte. Im Gegensatz zu den üblichen Dienerinnen trugen diese Frauen Braun. Sie stammten aus Pahn Kahl.
» Ihr habt mir eine Botschaft geschickt«, sagte Blaufinger. » Was soll es bedeuten, dass Ihr Informationen habt, die sich auf meine Pläne beziehen?«
Siri biss sich auf die Lippen und dachte an die Dutzende von Ideen, die sie gehabt hatte, doch sie verwarf alle. Was wusste sie denn schon? Wie konnte sie Blaufinger zu einem Handel bewegen?
Er hat mir Hinweise gegeben, dachte sie. Er hat mir Angst gemacht, damit ich nicht mit dem König schlafe. Aber er hatte keinen Grund, mir zu helfen. Er kannte mich kaum. Er muss andere Gründe für seinen Wunsch haben, die Geburt eines Erben zu verhindern.
» Was passiert, wenn ein neuer Gottkönig den Thron besteigt?«, fragte sie vorsichtig.
Er sah sie an. » Das habt Ihr also herausbekommen?«
Was habe ich herausbekommen? » Natürlich«, sagte sie.
Nervös rang er die Hände. » Natürlich, natürlich! Dann wisst Ihr auch, warum ich so nervös bin. Wir haben hart daran gearbeitet, dass ich auf diese Stelle gesetzt werde. Es ist nicht leicht für einen Mann aus Pahn Kahl, im Gottesstaat Hallandren aufzusteigen. Sobald ich meine Position innehatte, habe ich mich bemüht, Arbeit für meine Landsleute zu bekommen. Die Dienerinnen, die Euch waschen, haben hier ein weitaus besseres Leben als die Pahn Kahl, die auf den Farbblumenfeldern arbeiten. Das alles werden wir verlieren. Wir glauben
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