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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Augen. Da waren noch andere Bilder. Diejenigen, die sich andauernd wiederholten. Der leuchtende rote Panther. Der Sturm. Das Gesicht einer jungen Frau, die von der Dunkelheit verschluckt wurde. Lebendig gefressen wurde.
    » Ich habe Schamweberin gesehen«, sagte er und berichtete damit nur vom letzten Teil seines Traumes. » Ihr Gesicht war gerötet. Ich habe dich gesehen. Du schliefst. Und ich habe den Gottkönig gesehen.«
    » Den Gottkönig?«, fragte Llarimar und klang plötzlich aufgeregt.
    Lichtsang nickte. » Er hat geweint.«
    Der Schreiber notierte die Bilder. Llarimar bedrängte Lichtsang nicht weiter. Dieser stand auf und zwang die Bilder aus seinem Kopf. Aber er konnte nicht verleugnen, dass sich sein Körper schwach anfühlte. Heute war sein Festtag, und er würde einen Hauch in sich aufnehmen müssen– oder sterben.
    » Ich brauche ein paar Urnen«, sagte Lichtsang. » Zwei Dutzend, eine für jede Gottheit, mit den jeweiligen Farben bemalt.«
    Llarimar gab den Befehl weiter, ohne nach dem Grund zu fragen.
    » Außerdem brauche ich Kieselsteine«, sagte Lichtsang, während ihn die Diener anzogen. » Und zwar eine ganze Menge.«
    Llarimar nickte. Sobald Lichtsang angekleidet war, drehte er sich um und verließ den Raum. Wieder einmal würde er sich an der Seele eines Kindes mästen.
    Lichtsang warf einen Kieselstein in eine der Urnen vor ihm. Es gab ein klapperndes Geräusch.
    » Gut gemacht, Euer Gnaden«, lobte Llarimar, der neben Lichtsangs Sessel stand.
    » Das ist doch kein Kunststück«, meinte Lichtsang und warf einen weiteren Kiesel. Er verfehlte die anvisierte Urne, und ein Diener eilte herbei, hob ihn auf und legte ihn in das richtige Behältnis.
    » Ich scheine ein Naturtalent zu sein«, bemerkte Lichtsang. » Ich treffe immer.« Seitdem er den frischen Hauch erhalten hatte, fühlte er sich viel besser.
    » Allerdings, Euer Gnaden«, sagte Llarimar. » Ich glaube, Ihre Gnaden, die Göttin Schamweberin nähert sich.«
    » Gut«, sagte Lichtsang und warf einen weiteren Kiesel. Diesmal traf er sein Ziel. Allerdings befanden sich die Urnen nur wenige Fuß von seinem Sitzplatz entfernt. » Dann kann ich mit meinen Kieselwurfkünsten protzen.«
    Er saß auf dem Rasen des Hofes; es herrschte eine kühle Brise, und sein Pavillon war knapp hinter dem Hoftor aufgestellt. Er sah die Begrenzungsmauer, die ihn daran hinderte, auf die Stadt zu schauen. Diese Mauer war ein recht bedrückender Anblick.
    Wenn sie uns schon hier einsperren, dachte er, dann könnten sie uns wenigstens eine schöne Aussicht gewähren.
    » Was im Namen der Schillernden Töne machst du hier?«
    Lichtsang musste sich nicht erst umdrehen, um zu wissen, dass Schamweberin nun neben ihm stand und die Hände in die Hüften gestemmt hatte. Er warf einen weiteren Kiesel.
    » Weißt du«, sagte er, » ich habe das schon immer als seltsam empfunden. Wenn wir fluchen, benutzen wir dabei die Farben. Warum nehmen wir nicht unsere eigenen Namen? Wir sind doch angeblich Götter.«
    » Den meisten Göttern gefällt es nicht, wenn ihre Namen als Fluch benutzt werden«, sagte Schamweberin und setzte sich neben ihn.
    » Dann sind sie für meinen Geschmack viel zu aufgeblasen«, sagte Lichtsang und warf noch einen Kiesel. Er traf nicht, und ein Diener legte ihn in das richtige Gefäß. » Ich persönlich fände es sehr schmeichelhaft, wenn mein Name als Fluch benutzt würde. Bei Lichtsang dem Tapferen! Bei Lichtsang dem Kühnen! Das klingt doch verdammt gut. Vielleicht sollten wir es zu › bei Lichtsang‹ verkürzen.«
    » Du wirst mit jedem Tag seltsamer«, meinte Schamweberin.
    » Aber das ist es nicht, was dich im Augenblick belastet, oder?«, meinte Lichtsang.
    » Es ist Allmutter«, sagte sie.
    » Will sie dir ihre Kommandos noch immer nicht geben?«
    » Sie will nicht einmal mit mir reden.«
    Erneut warf Lichtsang einen Kiesel in eine der Urnen. » Wenn sie nur das erfrischende Gefühl der Enttäuschung kennen würde, das ihr entgeht, weil sie nicht deine Bekanntschaft machen will.«
    » Ich bin doch wohl nicht so enttäuschend!«, beschwerte sich Schamweberin. » Ich bin sogar sehr nett zu ihr gewesen.«
    » Dann ist das vermutlich dein Problem«, sagte Lichtsang. » Wir sind Götter, meine Liebe, und wir werden unserer unsterblichen Existenz schnell müde. Also suchen wir nach extremen Gefühlen– guten oder schlechten, das ist gleichgültig. In gewisser Weise ist nur der absolute Wert des Gefühls wichtig und nicht seine positive oder

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