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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Elendsvierteln Frauen gesehen, die genauso wenig getragen hatten. Sie musste sich aufraffen und zu einer weiteren Heimatlosen in all dem Ruß und Schmutz werden.
    Vivenna kroch über einen Abfallhaufen und bemerkte dabei, dass ein Stück Stoff aus ihm hervorragte. Sie zog einen verdreckten, stinkenden Schal heraus. Vielleicht war es auch ein kleiner Teppich. Sie legte ihn sich um die Schultern und hielt ihn vor der Brust fest, damit er ihr wenigstens den Anschein von Schicklichkeit verlieh. Sie versuchte ihr Haar schwarz zu machen, aber es weigerte sich.
    Sie setzte sich und war einfach zu abgestumpft, um verdrossen zu sein. Sie rieb sich Schlamm und Schmutz ins Haar und veränderte so das Weiß zu einem kränklichen Braun.
    Es ist zu lang, dachte sie. Es sticht hervor. Keine Bettlerin würde ihr Haar so lang tragen – es ist zu schwer zu pflegen.
    Sie verließ die Gasse und blieb stehen. Der Schal war heller geworden, seit sie ihn am Körper trug. Hauch. Ich werde sofort für jeden sichtbar sein, der die Erste Erhebung erreicht hat. Hier in den Armenquartieren kann ich mich nicht verstecken!
    Sie spürte noch immer den Verlust des Hauchs, den sie in das Seil gesteckt hatte, und den noch größeren Anteil, den sie auf Tonks Umhang verschwendet hatte. Doch das meiste war ihr verblieben. Sie lehnte sich gegen eine Mauer und wäre beinahe wieder verzweifelt, als sie ihre Lage überdachte.
    Doch dann erkannte sie etwas.
    Tonk Fah hat sich im Keller an mich herangeschlichen. Ich konnte seinen Hauch nicht spüren. Genauso wenig wie den von Vascher, als er mich in meinen Gemächern überfallen hat.
    Die Antwort darauf war so einfach, dass sie lächerlich klang. Sie spürte auch den Hauch nicht, der in ihrem Seil steckte. Sie hob es auf und wand es um ihren Fußknöchel. Dann nahm sie den Schal und hielt ihn vor sich. Es war ein so armseliges, an den Rändern ausgefranstes Ding, dessen ursprüngliche rote Farbe kaum durch den Schmutz drang.
    » Mein Leben zu deinem«, sagte sie und sprach damit die Worte aus, die Denth aus ihr hatte herauslocken wollen. » Mein Atem werde zu deinem.« Es waren dieselben Worte, die Lemex gesprochen hatte, als er ihr seinen Hauch gegeben hatte.
    Es funktionierte auch bei dem Schal. Der ganze Hauch floss aus ihrem Körper und drang in den Schal ein. Es war kein Kommando– der Schal konnte nichts bewirken–, aber ihr Hauch war nun hoffentlich sicher. Sie würde keine Aura mehr verströmen.
    Überhaupt keine mehr. Beinahe wäre sie zu Boden gefallen, als sie der Schock des vollkommenen Verlustes überfiel. Während sie zuvor noch in der Lage gewesen war, die Stadt um sie herum zu spüren, war nun alles still geworden. Es war, als seien alle Laute erstickt worden. Die gesamte Stadt war tot.
    Oder es war Vivenna, die gestorben war. Nun war sie eine Farblose. Langsam stand sie auf, zitterte im Nieselregen und wischte sich das Wasser aus den Augen. Dann zog sie den Schal, der nun ihren Hauch enthielt, enger um sich und schlurfte davon.

Kapitel 38
    L ichtsang saß auf der Kante seines Bettes. Dicker Schweiß stand ihm auf der Stirn, als er den Boden vor sich betrachtete. Er atmete heftig.
    Llarimar sah einen Unterschreiber an, der seine Feder senkte. Diener drängten sich an den Wänden des Schlafgemachs. Sie hatten Lichtsang auf seine eigene Anweisung ungewöhnlich früh am Morgen geweckt.
    » Euer Gnaden?«, fragte Llarimar.
    Es ist nichts, dachte Lichtsang. Ich träume vom Krieg, weil ich andauernd an ihn denke. Nicht weil meine Träume eine Prophezeiung sind. Nicht weil ich ein Gott bin.
    Es fühlte sich so wirklich an. In seinem letzten Traum war er ein Mann auf dem Schlachtfeld gewesen und hatte keine Waffe gehabt. Soldaten waren um ihn herum gestorben. Ein Freund nach dem anderen. Er hatte sie alle gekannt, sie alle hatten ihm nahegestanden.
    Ein Krieg gegen Idris wäre anders, dachte er. Er würde von unseren Leblosen ausgefochten werden.
    Er wollte nicht eingestehen, dass seine Freunde im Traum keine grellen Farben getragen hatten. Er hatte nicht durch die Augen eines hallandrischen Soldaten geschaut, sondern durch die eines Idriers. Vielleicht war es deshalb ein solches Gemetzel gewesen.
    Es sind die Idrier, die uns bedrohen. Sie sind die abtrünnigen Rebellen, die innerhalb der hallandrischen Grenzen einen zweiten Thron errichtet haben. Sie müssen unterdrückt werden.
    Sie haben es verdient.
    » Was habt Ihr gesehen, Euer Gnaden?«, fragte Llarimar noch einmal.
    Lichtsang schloss die

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