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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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dritter versuchte Vascher von hinten anzugreifen, und Vivenna schrie ihm eine Warnung zu. Vaschers Mantel bewegte sich plötzlich aus eigener Kraft und packte den überraschten Mann bei den Armen.
    Vascher drehte sich um. Wut zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Er schwang Nachtblut dem gefesselten Mann entgegen. Vivenna zuckte zusammen, als sie das Knacken der Knochen hörte, und sie wandte sich von dem Anblick ab, als die Schreie kein Ende nahmen. Mit zitternden Fingern versuchte sie den Käfig zu öffnen.
    Natürlich war er verschlossen. Sie zog ein wenig Hauch aus einem der Seile und versuchte das Schloss zu erwecken, aber nichts geschah.
    Metall, dachte sie. Natürlich. Es war nie lebendig, also kann es nicht erweckt werden.
    Stattdessen zog sie einen Faden aus ihrem Hemd und versuchte dabei, nicht auf die Schmerzensschreie hinter ihr zu achten. Vascher brüllte während des Kampfes und verlor jede Ähnlichkeit mit einem kalten, professionellen Attentäter. Dieser Mann kochte vor Wut.
    Sie hob den Faden.
    » Sperre Dinge auf«, befahl sie.
    Der Faden bewegte sich ein bisschen, aber als sie ihn in das Schloss steckte, geschah wieder einmal nichts.
    Sie zog den Atem daraus hervor, holte mehrfach tief Luft und schloss die Augen.
    Ich muss die richtige Absicht haben. Ich muss dafür sorgen, dass sich der Faden in das Schloss schlängelt und die Lasche anhebt.
    » Drehe Dinge«, sagte sie und spürte, wie der Hauch sie verließ. Sie steckte den Faden abermals in das Schlüsselloch. Er drehte sich, und sie hörte ein Klicken. Die Tür öffnete sich. Der Kampfeslärm hinter ihr verstummte, aber die Männer ächzten und jammerten noch.
    Vivenna holte ihren Atem zurück und griff in den Käfig. Das Mädchen wand sich, schrie auf und verbarg ihr Gesicht.
    » Ich bin deine Freundin«, sagte Vivenna besänftigend. » Bitte. Ich bin hier, um dir zu helfen.«
    Aber das Mädchen wehrte sich weiterhin und schrie, wenn Vivenna es berührte. Enttäuscht drehte sich Vivenna zu Vascher um.
    Er stand mit gesenktem Kopf neben dem Feuer, um ihn herum lagen Leichen. In der einen Hand hielt er Nachtblut, dessen in der Scheide steckende Spitze den Boden berührte. Aus irgendeinem Grund schien er größer als vorhin zu sein. Breitschultriger. Bedrohlicher.
    Vaschers andere Hand lag auf Nachtbluts Griff. Der Sicherungsbügel der Scheide war gelöst, und schwarzer Rauch stieg von der Klinge auf. Einiges davon ergoss sich auf den Boden, anderes stieg hoch zur Decke– als ob sich der Rauch nicht entscheiden könnte.
    Vaschers Arm zitterte.
    Zieh … mich …schien eine ferne Stimme in Vivennas Kopf zu sagen. Töte sie …
    Einige Männer zuckten noch auf dem Boden. Vascher zog langsam die Klinge hervor. Sie war tiefschwarz und schien den Feuerschein in sich aufzusaugen.
    Das ist nicht gut, dachte sie. » Vascher!«, rief sie. » Vascher, das Mädchen will nicht zu mir kommen!«
    Er erstarrte, schaute zu ihr hinüber, sein Blick war glasig.
    » Du hast sie besiegt, Vascher. Es ist nicht nötig, das Schwert zu ziehen.«
    Doch … doch, es ist nötig …
    Er blinzelte, dann sah er sie. Er rammte Nachtblut wieder in die Scheide, schüttelte den Kopf und lief auf sie zu. Dabei trat er einen der am Boden liegenden Männer beiseite und erntete dafür ein schmerzerfülltes Grunzen.
    » Farblose Ungeheuer«, flüsterte er, als er in den Käfig schaute. Nun schien er nicht mehr so groß zu sein; offenbar war das, was sie vorhin gesehen hatte, nur eine optische Täuschung gewesen. Er griff in den Käfig und streckte die Hände aus. Seltsamerweise kam das Kind sofort zu ihm, drückte sich an seine Brust und weinte. Vivenna beobachtete es mit Entsetzen. Vascher hob das Kind auf, Tränen standen auch in seinen Augen.
    » Du kennst sie?«, fragte Vivenna.
    Er schüttelte den Kopf. » Ich bin Nanrovah begegnet und weiß, dass er kleine Kinder hat, aber ich habe sie nie zuvor gesehen.«
    » Aber wieso ist sie zu dir gekommen?«
    Er gab keine Antwort darauf. » Kommt«, sagte er. » Ich habe auch die Männer angegriffen, die durch die Schreie angelockt wurden, aber es könnten noch mehr kommen.«
    Er wirkte beinahe so, als würde er sich das wünschen. Dann wandte er sich dem Ausgangstunnel zu, und Vivenna folgte ihm.
    Sofort begaben sie sich in eines der reichen Stadtviertel von T’Telir. Auf dem Weg dorthin sagte Vascher nicht viel, und das Mädchen war sogar noch schweigsamer. Vivenna machte sich Sorgen um den Geisteszustand des Kindes. Offenbar hatte

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