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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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hinterlistig. Er trug keine Maske. Sie kannte nur eine andere Person, die wie er war: ihre Schwester, die jetzt das Kind des Gottkönigs in sich trug.
    Herr der Farben!, dachte Vivenna, während sie weiter auf und ab lief. Wie konnte es bloß zu diesem Durcheinander kommen?
    Siri erwachte ruckartig. Vor ihrem Zimmer ertönten Schreie. Rasch stand sie auf, ging zur Tür und legte das Ohr dagegen. Sie hörte Kampfeslärm. Wenn sie weglaufen wollte, dann war vermutlich jetzt der richtige Zeitpunkt dazu. Sie rüttelte an der Tür, doch die war verschlossen.
    Siri fluchte. Sie hatte schon früher Geräusche eines Kampfes gehört– die Schreie sterbender Männer. Und jetzt schon wieder. Versucht vielleicht jemand, mich zu retten?, dachte sie voller Hoffnung. Aber wer?
    Plötzlich erzitterte die Tür, und Siri sprang zurück, als sie geöffnet wurde. Treledees, der Hohepriester des Gottkönigs, stand im Rahmen. » Schnell, mein Kind«, sagte er und winkte ihr zu. » Ihr müsst mit mir kommen.«
    Verzweifelt suchte sie nach einer Möglichkeit, ihm zu entkommen. Sie wich vor dem Priester zurück. Er fluchte leise und befahl einigen Soldaten in den Uniformen der Stadtwache, hereinzukommen und sie zu ergreifen. Siri schrie um Hilfe.
    » Still, Närrin!«, sagte Treledees. » Wir versuchen nur, Euch zu helfen.«
    Seine Lügen klangen hohl in ihren Ohren, und sie wehrte sich heftig, als die Soldaten sie aus ihrem Zimmer schleppten. Draußen lagen Leichen auf dem Boden, einige in Gardeuniformen, andere in fremden Rüstungen, wieder andere mit grauer Haut.
    Siri hörte, wie am Ende des Korridors gekämpft wurde, und sie schrie wieder auf, während die Soldaten sie grob wegzerrten.
    Er wurde » Alter Junge« genannt– von denen, die ihn überhaupt irgendwie nannten.
    Er saß in seinem kleinen Boot, das langsam durch das dunkle Wasser der Bucht glitt. Er fischte nachts. Tagsüber musste ereine Gebühr bezahlen, wenn er in den Gewässern von T’Telir angelte. Nun ja, eigentlich musste man auch nachts bezahlen.
    Aber das Schöne an der Nacht war, dass niemand einen sah. Alter Junge kicherte vor sich hin und ließ sein Netz über den Bootsrand gleiten. Das Wasser gab die gewohnten plätschernden Laute von sich, als es gegen das Boot schlug. Dunkelheit. Er liebte die Dunkelheit. Platsch, platsch, platsch.
    Gelegentlich erhielt er bessere Arbeit. Zum Beispiel holte er manchmal Leichen bei den Bandenführern ab, beschwerte sie mit Steinen, die er ihnen in einem Sack um die Beine band, und warf sie dann in die Bucht. Vermutlich lagen dort unten Hunderte, die sich in der Strömung bewegten, während ihre Füße am Boden hafteten. Eine Gruppe von Skeletten, die miteinander tanzten. Tanzten, tanzten, tanzten.
    Heute Nacht aber gab es keine Leichen. Schade. Das bedeutete, dass er fischen musste. Kostenlos fischen, denn er bezahlte keine Gebühren. Kostenlose Fische waren gute Fische.
    Nein …, sagte eine Stimme zu ihm. Noch etwas mehr nach rechts.
    Manchmal sprach das Meer zu ihm. Es drängte ihn in die eine oder andere Richtung. Fröhlich gehorchte er der Stimme. Fast jede Nacht war er draußen auf dem Meer. Die Wellen sollten ihn inzwischen recht genau kennen.
    Gut. Jetzt lass das Netz herunter.
    Er tat es. In diesem Teil der Bucht war das Wasser nicht sehr tief. Er zog das Netz hinter seinem Boot her, schleifte die beschwerten Enden über den Grund und fing so die kleineren Fische, die zum Fressen in dieses seichte Gebiet kamen. Es waren nicht die besten Fische, aber heute sah der Himmel zu gefährlich aus; er durfte sich nicht weit vom Ufer wegbewegen. Vielleicht braute sich da draußen ein Sturm zusammen?
    Sein Netz blieb irgendwo hängen. Er brummte und zerrte daran. Manchmal verfing es sich im Abfall oder in Korallen. Es war schwer. Zu schwer. Er zog das Netz über die Seite des Bootes, öffnete den Schirm seiner Laterne und riskierte ein wenig Licht.
    Eingewickelt in das Netz lag ein Schwert auf dem Boden seines Bootes. Es war silbern und hatte einen schwarzen Griff.
    Platsch, platsch, platsch.
    Ah, sehr schön, sagte die Stimme, die nun viel deutlicher klang. Ich hasse Wasser. Da unten ist es so nass und eklig.
    Verblüfft streckte Alter Junge die Hand aus und hob die Waffe auf. Sie lag schwer in seiner Hand.
    Ich nehme nicht an, dass du irgendetwas Böses vernichten willst, oder?, sagte die Stimme. Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht genau, was das bedeutet. Ich vertraue einfach auf dich.
    Alter Junge lächelte.
    In Ordnung,

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