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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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neugieriger Miene; sein Buch hielt er lose zwischen den Fingern. » Das ist… faszinierend«, sagte er. » Die königlichen Locken. Wir haben lange darauf gewartet, dass sie wieder den Palast zieren, Gefäß. Könnt Ihr die Farbe nach Belieben verändern?«
    » Ja«, antwortete Siri. Zumindest manchmal. » Ist es zu lang?«
    » In Hallandren wird langes Haar als Zeichen von Schönheit angesehen, Herrin«, sagte Blaufinger. » Ich weiß, dass Ihr es in Idris hochgesteckt oder geflochten tragt, aber hier wird offenes, wallendes Haar von vielen Frauen bevorzugt– vor allem von den Göttinnen.«
    Ein Teil von ihr wollte das Haar aus Trotz nun wieder kurz tragen, aber allmählich begriff sie, dass eine solche Haltung in Hallandren tödlich sein konnte. Also schloss sie die Augen und konzentrierte sich erneut. Die Haare waren bereits schulterlang gewesen, doch sie verlängerte sie, bis sie zum Steiß reichten.
    Siri schlug die Augen auf.
    » Wunderschön«, flüsterte eine der jüngeren Dienerinnen, errötete und arbeitete umgehend weiter an Siris Zehennägeln.
    » Sehr schön«, pflichtete Blaufinger bei. » Jetzt werde ich Euch allein lassen; ich muss mich noch um einige Dinge kümmern, aber ich werde bald zurück sein.«
    Siri nickte, als er aufbrach. Einige Frauen betraten den Raum und machten sich daran, Siri zu schminken. Siri ertrug es nachdenklich, während andere weiterhin an ihren Nägeln arbeiteten. So hatte sie sich ihren Hochzeitstag nicht vorgestellt. Die Ehe war ihr immer wie etwas sehr Fernes erschienen, das erst dann eintreten würde, nachdem all ihre Geschwister glücklich verheiratet waren. Als sie noch sehr jung gewesen war, hatte sie immer gesagt, sie wolle lieber Pferde züchten als heiraten.
    Inzwischen war sie erwachsener geworden, doch ein Teil von ihr sehnte sich nach diesen einfachen Zeiten zurück. Sie wollte nicht verheiratet werden. Nicht jetzt. Sie fühlte sich noch wie ein Kind, auch wenn ihr Körper inzwischen der einer Frau war. Sie wollte in den Bergen spielen, Blumen pflücken und ihren Vater ärgern. Sie wollte mehr vom Leben sehen, bevor sie den Pflichten der Schwangerschaft ausgesetzt wurde.
    Das Schicksal hatte ihr diese Möglichkeit genommen. Nun stand sie kurz davor, mit einem Mann das Bett zu teilen. Mit einem Mann, der nicht mit ihr reden würde und dem es gleichgültig war, wer sie war oder was sie wollte. Sie wusste um die körperlichen Erfordernisse– sie dankte der Köchin Mab für einige eingehende Gespräche über dieses Thema–, aber ihre Gefühle waren wie versteinert. Sie wollte fliehen, sich verstecken, so weit weglaufen wie möglich.
    Fühlten alle Frauen das Gleiche, oder war es nur bei denjenigen so, die gewaschen, geschmückt und zu einer Gottheit geschickt wurden, welche die Macht hatte, ganze Nationen zu vernichten?
    Schließlich kehrte Blaufinger zurück. Eine weitere Person betrat hinter ihm das Zimmer; es war ein älterer Mann in blauer und silberner Kleidung, die Siri bereits mit den Dienern des Gottkönigs in Verbindung brachte.
    Aber … Blaufinger trägt Braun, dachte Siri und zog die Stirn kraus. Warum?
    » Ah, ich sehe, dass ich gerade zur rechten Zeit eintreffe«, sagte Blaufinger, als die Frauen ihre Arbeit beendeten. Mit geneigten Köpfen zogen sie sich zu den Seiten des Zimmers zurück.
    Blaufinger deutete mit dem Kopf auf den älteren Mann. » Gefäß, das hier ist einer der Palastheiler. Bevor Ihr zum Gottkönig gebracht werdet, muss untersucht werden, ob Ihr noch Jungfrau seid und keine Krankheiten habt. Es ist nur eine Formalität, aber ich befürchte, dass ich darauf bestehen muss. Im Hinblick auf Eure Schüchternheit habe ich nicht den jungen Heiler mitgebracht, den ich ursprünglich im Sinn hatte. Ich nehme an, Ihr fühlt Euch bei einem älteren Heiler wohler.«
    Siri seufzte, aber sie nickte. Blaufinger deutete auf einen gepolsterten Tisch an der Seite des Zimmers; dann drehten er und sein Diener ihr den Rücken zu. Siri zog ihre Robe aus, ging zum Tisch und legte sich darauf. Dieser Tag war der peinlichste in ihrem ganzen bisherigen Leben.
    Und es wird alles noch schlimmer werden, dachte sie, als der Doktor seine Untersuchung an ihr durchführte.
    Susebron, der Gottkönig. Ehrfurcht gebietend, schrecklich, heilig, majestätisch. Er war eine Totgeburt gewesen, aber er war zurückgekehrt. Was machte das aus einem Menschen? War er überhaupt noch ein Mensch, oder war er ein schrecklich anzusehendes Ungeheuer? Es hieß, er sei unsterblich,

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