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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Mädchen– die wie diejenigen, die Siri badeten, Braun trugen– brachten Wasserkrüge herbei, mit denen die Frauen Siris Haare spülten. Dabei musste sie sich umdrehen, aber sie versuchte weiterhin, Blaufinger und seinen Diener im Auge zu behalten.
    » Die Palastschneider arbeiten bereits mit großer Eile an Eurem Gewand«, sagte Blaufinger. » Wir haben Eure Größe gut abgeschätzt, aber es werden noch einige Änderungen notwendig sein, um diesen Vorgang abzuschließen. Schon sehr bald sollte Euer Kleid fertig sein.«
    Die Dienerinnen spülten abermals Siris Haare aus.
    » Da gibt es noch etwas, worüber wir reden müssen«, fuhr Blaufinger fort; durch das Wasser in Siris Ohren klang seine Stimme gedämpft. » Ich nehme an, Ihr seid in der rechten Art unterwiesen worden, Seine Unsterbliche Majestät zu behandeln?«
    Siri warf ihm einen raschen Blick zu und schaute dann weg. Vielleicht hatte man sie tatsächlich darin unterwiesen, aber sie erinnerte sich nicht daran– wie dem auch sei, sie war im Moment sowieso nicht in der Lage, sich zu konzentrieren.
    » Aha«, meinte Blaufinger, der offenbar ihren Gesichtsausdruck richtig gedeutet hatte. » Also, das könnte… interessant werden. Erlaubt mir, Euch einige Hinweise zu geben.«
    Siri nickte.
    » Zuerst müsst Ihr begreifen, dass der Wille des Gottkönigs Gesetz ist. Er braucht weder Grund noch Rechtfertigung für das, was er tut. Wie unser aller Leben, so liegt auch das Eure ganz in seinen Händen. Zweitens müsst Ihr wissen, dass der Gottkönig nicht mit Menschen wie Euch oder mir spricht. Wenn Ihr zu ihm geht, werdet Ihr also nicht mit ihm reden. Habt Ihr das verstanden?«
    Siri spuckte ein wenig Seifenwasser aus. » Willst du damit sagen, dass ich mit meinem Gemahl nicht einmal reden kann?«
    » Ich fürchte, so ist es«, sagte Blaufinger. » Keiner von uns kann es.«
    » Wie macht er dann seine Gesetze und Entscheidungen bekannt?«, fragte sie und wischte sich die Augen.
    » Der Rat der Götter kümmert sich um die alltäglichen Bedürfnisse des Königreichs«, erklärte Blaufinger. » Der Gottkönig steht über der Regierung. Falls es für ihn notwendig werden sollte, etwas mitzuteilen, dann tut er das gegenüber seinen Priestern, die es wiederum der Welt übermitteln.«
    Großartig, dachte Siri.
    » Es ist bereits unüblich, dass Ihr die Erlaubnis habt, ihn zu berühren«, fuhr Blaufinger fort. » Die Zeugung eines Kindes ist für ihn eine notwendige Belastung. Es ist unsere Aufgabe, Euch ihm so angenehm wie möglich zu präsentieren und unter allen Umständen zu vermeiden, dass er erzürnt wird.«
    Heiliger Austre, Gott der Farben, dachte sie. Was ist das denn für eine Kreatur?
    Blaufinger sah sie eingehend an. » Ich weiß einiges über Euer Temperament, Gefäß«, sagte er. » Wir haben uns natürlich über die Kinder der Monarchie von Idris informiert. Erlaubt mir, vielleicht etwas persönlicher und direkter zu sein, als es mir eigentlich lieb ist. Wenn Ihr den Gottkönig unmittelbar ansprecht, wird er Euch sofort hinrichten lassen. Im Gegensatz zu Eurem Vater ist er nicht sehr geduldig.
    Diesen Punkt kann ich nicht deutlich genug betonen. Ich weiß, dass Ihr daran gewöhnt seid, eine sehr wichtige Person zu sein. Ihr seid noch immer sehr wichtig– vielleicht sogar wichtiger denn je. Ihr steht weit über mir und allen anderen hier. Aber der Gottkönig steht noch viel weiter über Euch, als Ihr über uns steht.
    Seine Unsterbliche Majestät ist… absolut außergewöhnlich. Die Lehrsätze besagen, dass die Erde zu klein und gering für ihn ist. Er hatte bereits die Transzendenz erreicht, bevor er geboren wurde, aber dann kehrte er zurück und brachte seinem Volk Segen und Visionen. Euch wird besonderes Vertrauen entgegengebracht. Bitte missbraucht es nicht– und bitte, bitte erregt nicht seinen Zorn. Habt Ihr das verstanden?«
    Siri nickte langsam und spürte, wie ihr Haar wieder weiß wurde. Sie versuchte, stark zu sein, aber das wenige an Mut, das sie zusammenkratzen konnte, fühlte sich wie Heuchelei an. Nein, diese Kreatur würde sie nicht so leicht ertragen können wie die Leblosen oder die Farben der Stadt. Der Ruf, den er in Idris genoss, war offenbar nicht übertrieben. Schon sehr bald würde er ihren Körper nehmen und damit machen, was er wollte. Ein Teil von ihr war wütend darüber– aber es war die Wut der Verzweiflung. Die Wut, die von dem Wissen herrührte, dass ihr etwas Schreckliches bevorstand und sie nichts daran ändern

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