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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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nicht, Spielleute oder Gaukler zu holen, wenn es Euch an Unterhaltung mangelt? Ich bin sicher, sie könnten Euch Zerstreuung bieten.« Und Euch davon abhalten, mir in die Quere zu kommen, schien sein Tonfall anzudeuten.
    Konnte er es denn nicht verstehen? Der Grund für ihren Missmut lag nicht darin, dass ihr etwas fehlte. Es ging darum, dass sie die Sonne nicht sehen konnte. Dass sie nicht vor den vielen Mauern und Schlössern und Regeln davonlaufen konnte. Abgesehen davon würde sie gern mit jemandem reden. » Lasst mich wenigstens zu einem der Götter. Welchen Sinn hat es, mich einzusperren?«
    » Ihr seid nicht eingesperrt, Gefäß«, wandte Treledees ein. » Ihr durchlauft eine Zeit der Absonderung, damit Ihr Euch ganz darauf konzentrieren könnt, über Euren neuen Platz im Leben nachzudenken. Das ist eine uralte und wichtige Gepflogenheit, die dem Gottkönig und seiner göttlichen Monarchie Respekt zollt.«
    » Ja, aber das hier ist Hallandren«, sagte Siri. » Das ist das Land der Lässigkeit und Frivolität! Sicherlich gibt es die Möglichkeit, bei mir eine Ausnahme zu machen.«
    Treledees blieb stehen. » In Angelegenheiten der Religion machen wir keine Ausnahmen, Gefäß. Ich muss annehmen, Ihr wollt mich auf die Probe stellen, denn ich vermag kaum zu glauben, dass jemand, der es wert ist, unseren Gottkönig zu berühren, so vulgäre Gedanken hegt.«
    Innerlich zuckte Siri zusammen. Ich bin noch keine ganze Woche in der Stadt, dachte sie, und schon bringt mich meine Zunge in Schwierigkeiten.
    Sie hatte keinen Abscheu vor den Menschen hier– sie redete gern mit ihnen, verbrachte ihre Zeit mit ihnen und lachte mit ihnen. Aber es gelang ihr nicht, sie dazu zu bringen, das zu tun, was sie wollte– zumindest nicht so, wie es eine gute Politikerin gekonnt hätte. Das hätte sie von Vivenna lernen müssen.
    Sie und Treledees gingen weiter. Siri trug einen langen, fließenden braunen Rock, der ihre Füße bedeckte und eine Schleppe besaß, die hinter ihr herschleifte. Der Priester hatte sich in Gold und Kastanienbraun gekleidet– diese Farben passten zu denen der Dienerschaft. Es erstaunte Siri immer noch, dass jedermann im Palast so viele Kleidungsstücke besaß– auch wenn sie außer der Farbe allesamt gleich waren.
    Sie wusste, dass sie sich nicht über die Priester ärgern sollte. Sie schienen Siri nicht zu mögen, und da half es gar nichts, schnippisch zu werden. Aber die letzten Tage waren so langweilig gewesen. Siri war im Palast gefangen, konnte nicht weglaufen, hatte niemanden gefunden, mit dem sie reden konnte, und wurde deswegen beinahe verrückt.
    Aber es würde keine Ausnahme geben. Anscheinend nicht.
    » Ist das alles, Gefäß?«, fragte Treledees, als er neben einer Tür stehen blieb. Es schien ihm bereits Mühe zu bereiten, höflich zu ihr zu sein.
    Siri seufzte und nickte. Der Priester verneigte sich, öffnete die Tür und eilte davon. Sie sah ihm nach, stampfte mit dem Fuß auf, verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre Dienerinnen standen in Reih und Glied hinter ihr, stumm wie immer. Siri überlegte, ob sie nach Blaufinger suchen sollte, aber… nein. Er hatte immer so viel zu tun, und sie fühlte sich schlecht, wenn sie ihn von seinen Aufgaben ablenkte.
    Erneut seufzte sie und bedeutete ihren Dienerinnen, sie sollten das Abendessen vorbereiten. Zwei von ihnen holten einen Sessel von der Zimmerwand herbei. Siri setzte sich und ruhte sich aus, während die Speisen geholt wurden. Der Sessel war gepolstert, aber es fiel ihr trotzdem schwer, so zu sitzen, dass sich ihre Schmerzen und Krämpfe nicht verschlimmerten. Jede der sechs vergangenen Nächte war sie gezwungen gewesen, nackt auf dem Boden zu knien, bis sie schließlich immer wieder so müde geworden war, dass sie hinweggedämmert war. Der Schlaf auf dem harten Stein hatte in Rücken und Schultern einen dumpfen, hartnäckigen Schmerz hinterlassen.
    Jeden Morgen ging sie zu Bett, nachdem der Gottkönig das Zimmer verlassen hatte. Wenn sie dann zum zweiten Mal aufwachte, verbrannte sie die Laken. Danach wählte sie ihre Kleider für den Tag aus. Jedes Mal erhielt sie neue, nie gab es eine Wiederholung. Sie wusste nicht, woher die Dienerinnen einen ständigen Nachschub an Kleidung in Siris Größe bekamen, und sie zögerte lange bei jeder Wahl. Sie wusste, dass siedieverschmähten Stücke vermutlich nie wiedersehen würde.
    Nach dem Ankleiden konnte sie tun, was sie wollte, vorausgesetzt, sie verließ den Palast nicht. Wenn die Nacht

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