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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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» Allerdings.«
    Lemex hustete leise. Sein alt gewordenes Gesicht war schweißbedeckt, seine Haut feucht und blass, und manchmal flüsterte er sinnlose Worte im Delirium.
    Vivenna saß auf einem Schemel neben seinem Bett und hatte die Hände in den Schoß gelegt. Die beiden Söldner warteten zusammen mit Parlin im hinteren Teil des Zimmers. Die einzige andere anwesende Person war eine ernste Krankenschwester– es war dieselbe Frau, die Vivenna davon in Kenntnis gesetzt hatte, dass man nichts mehr für Lemex tun konnte.
    Er lag im Sterben. Es war unwahrscheinlich, dass er den Tag überleben würde.
    Es war das erste Mal, dass Vivenna Lemex’ Gesicht sah, auch wenn sie ihm oft geschrieben hatte. Dieses Gesicht wirkte… falsch. Sie wusste, dass Lemex nicht mehr der Jüngste war; das machte ihn umso wertvoller, denn unter älteren Menschen erwartete man keine Spione. Doch eigentlich sollte er nicht so gebrechlich sein, so zitterig und kurzatmig. Sie hatte sich ihn als agilen alten Herrn mit rascher Zunge vorgestellt.
    Sie fühlte sich, als würde sie einen ihrer engsten Freunde verlieren, obwohl sie ihn eigentlich gar nicht gekannt hatte. Mit ihm ging ihre Zuflucht in Hallandren, ihr geheimer Vorteil dahin. Sie hatte gehofft, dass er ihren verrückten Plan in die Tat umzusetzen vermochte. Er war der erfahrene, gerissene Berater, auf den sie gezählt hatte.
    Er hustete erneut. Die Krankenschwester warf Vivenna einen raschen Blick zu. » Er ist hin und wieder bei Bewusstsein, Herrin. Noch heute Morgen hat er von Euch gesprochen, aber jetzt wird es immer schlimmer…«
    » Danke«, sagte Vivenna leise. » Du kannst dich zurückziehen.«
    Die Frau verneigte sich und ging.
    Jetzt ist es an der Zeit, wie eine Prinzessin zu handeln, dachte Vivenna, als sie aufstand und sich über Lemex’ Bett beugte.
    » Lemex«, sagte sie. » Du musst dein Wissen an mich weitergeben. Wie kann ich mit deinem Spionagering in Kontakt treten? Wo sind die anderen idrischen Agenten in der Stadt? Wie lauten die Losungswörter, die ich brauche, damit sie mir zuhören?«
    Er hustete, starrte sie an, ohne sie zu sehen, und flüsterte etwas. Sie beugte sich dichter über ihn.
    » …werd es nie sagen. Ihr könnt mich foltern, wie Ihr wollt. Ich werde nicht nachgeben.«
    Vivenna setzte sich wieder. Der idrische Spionagering in Hallandren besaß nur einen lockeren Zusammenhalt. Ihr Vater kannte alle Agenten, aber Vivenna hatte immer nur mit Lemex zu tun gehabt, dem Anführer und Koordinator des Netzwerks. Sie biss die Zähne zusammen und beugte sich abermals vor. Als sie Lemex’ Kopf leicht schüttelte, fühlte sie sich wie eine Grabräuberin.
    » Lemex, sieh mich an. Ich bin nicht hier, um dich zu foltern. Ich bin die Prinzessin. Du hast vor einiger Zeit einen Brief von mir erhalten. Und jetzt bin ich zu dir gekommen.«
    » Könnt mich nicht zum Narren halten«, flüsterte der alte Mann. » Eure Folter ist gar nichts. Ich werde nichts verraten. Euch nicht.«
    Vivenna seufzte und wandte den Blick ab.
    Plötzlich erzitterte Lemex, und eine Welle aus Farben überspülte das Bett; sie fuhr über Vivenna hinweg und pulsierte auf dem Boden, bis sie verschwand. Schockiert wich Vivenna zurück.
    Eine weitere Welle schwappte heran. Es war nicht die Farbe selbst; es war eine Welle aus verstärkter Farbe– ein Kräuseln, das alle Farbschattierungen im Raum deutlich hervorhob, während es über sie fuhr. Der Boden, die Laken, Vivennas Kleid– all das flackerte einen Moment lang in strahlender Lebendigkeit auf und verblasste dann wieder zu den ursprünglichen Tönen.
    » Was in Austres Namen war das?«, fragte Vivenna.
    » Biochromatischer Hauch, Prinzessin«, erklärte Denth, während er aufstand und sich gegen den Türrahmen lehnte. » Der alte Lemex hat eine ganze Menge davon. Hunderte Hauche, wie ich vermute.«
    » Das ist unmöglich«, sagte Vivenna. » Er ist ein Idrier. Er würde nie einen Hauch für sich nehmen.«
    Denth warf Tonk Fah einen raschen Blick zu, der gerade seinen Vogel am Hals kraulte. Der stämmige Soldat zuckte nur die Achseln.
    Eine weitere Farbwelle ging von Lemex aus.
    » Er stirbt, Prinzessin«, sagte Denth. » Sein Atem wird unregelmäßig.«
    Vivenna sah Denth an. » Er hat nicht…«
    Jemand packte sie am Arm. Sie zuckte zusammen und schaute hinunter auf Lemex, dem es gelungen war, die Hand zu heben und Vivenna zu berühren. Er hatte den Blick auf ihr Gesicht gerichtet. » Prinzessin Vivenna«, sagte er, und endlich zeigten seine

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