Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmkönige 01 - Dschinnland

Sturmkönige 01 - Dschinnland

Titel: Sturmkönige 01 - Dschinnland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
können wir nicht in der Luft tun. Wenn der Reiter schläft, schläft auch der Teppich. Und wenn es so weit ist, möchte ich nicht, dass uns etwas im Dunklen überrascht, das diese Dschinne dort unten bei sich haben.«
    »Was genau könnte das sein?«, fragte sie.
    »Schwarmschrecken. Sandfalter.« Den Narbennarren, ergänzte er stumm. »Du solltest wirklich bei Junis bleiben.«
    Sein Bruder sagte noch einmal: »Ich werde gehen!« Schon sah es aus, als wollte er umkehren.
    »Nein.« Tarik gab dem Teppich einen Befehl. »Festhalten!«, rief er Sabatea zu.
    Im selben Augenblick sanken sie abrupt nach unten ab. Sabatea klammerte sich fest. Er hörte sie im Gegenwind fluchen, als ihr klar wurde, was er vorhatte.
    Unmittelbar über dem Boden ließ er den Teppich verharren. Ihr Atem raste. Aber sie war bereits ruhiger, als sie sich von ihm löste. »Du hängst wirklich an ihm«, stellte sie fest, als sie ohne Aufforderung vom Teppich in den Wüstensand sprang.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Aber er wird dich nicht allein hier unten zurücklassen. Du musst ihn dazu bringen, weiterzufliegen. Wir treffen uns in einer Oase ein paar Stunden westlich von hier – die Nomaden nannten sie früher die Dornenkrone. Sie ist auf der Karte meines Vaters eingezeichnet.« Er war sich bewusst, dass er Junis damit die beste Gelegenheit gab, ihn loszuwerden. Aber er hatte keine Wahl.
    Sabatea nickte. »Wir warten dort auf dich.«
    Er lenkte den Teppich in einem engen Bogen um sie herum und vergewisserte sich mit einem Blick nach oben, dass Junis auf dem Weg zu ihnen war. Hoffentlich stellte er keine Dummheiten an, solange das Mädchen bei ihm war.
    Sabatea sah Tarik fest aus ihren rätselhaften Augen an. »Pass auf dich auf!«
    Er nickte ihr zu, ließ sie zwischen den Dünen zurück und jagte den Teppich nach Osten, den Dschinnen entgegen.
     

     
    Mit etwas Glück hatten sie ihn noch nicht entdeckt. Die Dschinne waren den Menschen in vielerlei Hinsicht überlegen, aber ihre Sehkraft war nicht besser als die von Hunden. Meist witterten sie einen Feind, bevor sie ihn sahen. Der Wind wehte von Norden und stand günstig für Tarik.
    Er blieb dicht über dem Boden, kaum mehr als eine Mannslänge über dem Sand, und folgte dem geschmeidigen Verlauf der Dünentäler. Bald verlor er Sabatea hinter sich aus den Augen. Er konnte nur hoffen, dass sie und Junis sich an seine Anweisung hielten.
    Jenseits des Horizonts ging die Sonne auf, flutete den Himmel mit loderndem Orange. Die sechs Dschinne kamen aus der Glut auf ihn zu. Er würde nah an sie heranfliegen müssen, um Einzelheiten auszumachen. Nah genug, dass ihn das Sonnenlicht beschien und als hellen Punkt von der Dunkelheit im Westen abhob.
    Dschinne, die einmal dem Geruch von Menschenfleisch folgten, waren schwer abzuschütteln. Sie benötigten keinen Schlaf und keine Rast. Früher oder später würden sie aufholen, selbst wenn sie Dienerwesen dabeihatten, die langsamer waren als ein fliegender Teppich. Tarik musste sie auf eine falsche Fährte locken. Oder lange genug ablenken, bis sein Bruder und das Mädchen einen Vorsprung hatten, der ihnen eine Chance gab, zu entkommen.
    Er hatte früher mehr als einmal gegen Dschinne gekämpft. Nun würde sich zeigen, ob er noch immer das Zeug dazu hatte. Sechs Jahre Trägheit in Samarkands Tavernen hätten einen kräftigeren Mann als ihn in die Knie gezwungen.
    Mit einer gleitenden Bewegung zog er das Krummschwert seines Vaters. Der goldene Himmel wurde von der Klinge reflektiert. Mit dem Ausspionieren ihrer Verfolger war es nicht getan. Er lenkte den Teppich in einem weiten Bogen südwärts, um den verräterischen Winden aus dem Norden zu entgehen. Vielleicht gelangte er so ein wenig näher heran, bevor sie seiner gewahr wurden.
    Dann sah er sie vor sich.
    Sie schwebten in einer spitzen Formation, mehrere Meter über dem Boden. Ihre Oberkörper glichen denen muskulöser Männer, nur waren ihre Arme mit den doppelten Ellbogen anderthalbmal so lang. Bewegten sie ihre Glieder, hatte es mehr Ähnlichkeit mit einem Krebs als mit einem Mensch. Dazu passte die gescheckte Färbung ihrer Haut. Purpurrot im Grundton, aber von vielerlei flammenförmigen Schlieren durchzogen, in pilzigem Blau, schwefeligem Gelb, bis hin zu einem Grün wie von Algen an einem Bootskiel.
    Ihre Gesichter waren hager und knochig, seltsam langgezogen, mit verzerrten Kiefern, um Platz für ihre scheußlichen Gebisse zu schaffen. Sie verbargen ihre Zähne hinter einem vorgewölbten,

Weitere Kostenlose Bücher