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Sturmkönige 01 - Dschinnland

Sturmkönige 01 - Dschinnland

Titel: Sturmkönige 01 - Dschinnland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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eine geschärfte Steinklinge eingelassen war; das sah nach Dschinnhandwerk aus, hässlich, schlecht zu handhaben, aber zweifellos wirkungsvoll.
    Auch in diesem Teil der Karakum gab es Felsen, und bald sah Tarik einige vor sich. Nicht so weitflächig und labyrinthisch wie jene, zwischen denen er auf Junis und Sabatea gestoßen war; eigentlich nur eine Ansammlung turmartiger verwinkelter Formationen aus Sandstein. Aber schon jetzt zeichnete sich ab, dass seine Verfolger schneller waren als er. Immerhin befanden sie sich nun außer Sichtweite des Heerzuges. Er konnte sich ihnen ebenso gut hier wie anderswo stellen.
    Die Steintürme wuchsen immer schwindelerregender hinter den Dünen empor. Nicht mehr als zehn, jene in der Mitte höher als die übrigen ringsum. Tarik schoss auf den gewaltigsten Felsen zu, der beinahe so hoch wie das Minarett einer Moschee war. Dahinter befand er sich für einen Moment außer Sicht der Dschinne, und er nutzte die Chance, um steil nach unten zwischen einige der niedrigeren Felstürme abzutauchen. Dort fegte er in irrwitzigen Manövern zurück zur Vorderseite des großen Felsens, tief genug im Schatten, um vor den Blicken seiner Feinde geschützt zu sein. Sie hatten seine Witterung gewiss nicht verloren; aber er hoffte, dass sie die exakte Richtung, aus der sein Geruch kam, nicht schnell genug ausmachen konnten.
    Tatsächlich flogen die sechs über ihn hinweg. Tarik ließ den Teppich steil nach oben steigen und raste von hinten unter sie. Zwei erwischte er mit blitzschnellen Schwertstreichen nach rechts und links, bevor sie seiner gewahr wurden. Sein blindwütiger Zorn kehrte zurück. Er hatte keine Skrupel, ihnen in den Rücken zu fallen. Er hätte jeden Einzelnen hinterrücks getötet, hätten sie ihm Gelegenheit dazu geboten.
    Während die beiden erschlagenen Dschinne abstürzten und zwischen den Felsen verschwanden, wirbelte ein dritter in der Luft herum. Augenblicklich stürzte er sich auf Tarik. Das Wesen trug eine breite, geschwungene Klinge, so groß wie ein Henkersschwert. Es führte die Waffe einhändig und versuchte mit der anderen, seinen menschlichen Gegner zu packen. Ganz kurz geriet Tarik tatsächlich in Bedrängnis, dann erwischte er die Klaue des Dschinns. Lange Krallenfinger wirbelten abgetrennt durch die Luft. Die Kreatur schrie auf, starrte auf ihre fingerlose Hand – und brüllte noch gellender, als Tariks Schwert abermals vorzuckte und federleicht über ihre Kehle strich. Dschinnblut erstickte den Schrei, als das Wesen ins Taumeln geriet und in die Tiefe stürzte.
    Wichtig war, schnelle Schläge anzubringen. Stiche nur im Notfall. Falls die Klinge im Körper eines Dschinns stecken blieb, würde der sie mit fortreißen. Ohne Schwert aber war Tarik ihnen schutzlos ausgeliefert.
    Die drei überlebenden Dschinne rasten auf ihn zu. Tarik hatte bislang vorn am Rand des Teppichs gekniet, die Klinge mit rechts geführt, die Linke im Muster vergraben. Nun aber brauchte er beide Hände und musste sich frei bewegen können. Er sandte dem Muster den Befehl, höher aufzusteigen und nah an der Spitze des Felsturmes zu bleiben. Das hielt ihm einen Moment lang den Rücken frei. Dort sprang er auf und stellte sich breitbeinig ins Zentrum des Teppichs, packte das Krummschwert beidhändig und erwartete den Angriff.
    Die Dschinne schossen zu ihm herauf. Der mit der Steinkeule trug himmelblaue Hautmuster wie verwischte Ornamente auf der Brust. Von seinem Hinterkopf wehte ein angenähter Zopf aus Menschenhaar. Er erschien genau vor Tarik, öffnete das Maul bis zum Brustbein und prahlte mit seinem Gebiss. Rechts und links tauchten die beiden anderen auf, einer mit einem Schwert bewaffnet, der andere mit einer Lanze.
    Tarik schenkte dem Dschinn mit der Keule ein verächtliches Lächeln. Zornig schoss die Kreatur auf ihn zu und holte aus. Das ließ die anderen davor zurückschrecken, sich ebenfalls auf Tarik zu werfen, aus Angst, von der Waffe ihres Artgenossen erfasst zu werden. Der Radius, mit dem der Dschinn die Keule schwang, war tatsächlich beachtlich. Tarik fürchtete, dass der Schlag nicht nur ihn, sondern auch den Felsenturm in seinem Rücken zerschmettern würde.
    Er konnte nirgendwohin ausweichen, zumal der Teppich fest in der Luft lag. Ohne die Hand ins Muster zu stecken, konnte er ihm keinen Befehl geben.
    Es sei denn, er war schnell.
    Der Keulenhieb war waagerecht geführt. Tarik ließ sich in letzter Sekunde flach auf den Bauch fallen. Um Haaresbreite verfehlte ihn die

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